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Finanzmärkte und Notenbanken Darum lohnt sich der Blick auf die Fundamentaldaten

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Wie werden die Finanzmärkte reagieren?

Aber egal, welche Tricks die Notenbanken noch bereithalten, sie beeindrucken die Finanzmärkte immer weniger. Deshalb behält das bereits in unserem Jahresausblick ausgegebene Motto „Back to fundamentals“ seine Gültigkeit. Wir achten wieder mehr auf Fundamentaldaten und zwar sowohl im Großen (Makro-Ebene) wie auch im Kleinen (Unternehmensebene), da sich hier seit einiger Zeit erhebliche Unterschiede aufgebaut haben, die nur bislang durch die Liquiditätsschwemme der Notenbanken verdeckt wurden.

Auf der Makro-Ebene bleibt uns das „Zeitalter der Stagnation“ erhalten, und zwar sowohl in den Schwellen- wie Industrieländern. Dies bedeutet allerdings nicht zwangsläufig eine stärkere Belastung für die Finanzmärkte. Denn „Secular Stagnation“ bedeutet eben nicht Stagnation für alles und für jeden. Auf der Makro-Ebene hat man den Eindruck, dass die Wirtschaftsdaten in den USA deutlich schlechter als in der Eurozone sind.

Für die Finanzmärkte ist allerdings entscheidend, inwieweit die Erwartungen erfüllt werden, was man beispielsweise anhand der von der Citi-Group ermittelten Economic Surprise-Indizes ablesen kann: In den USA haben sich seit einigen Wochen die Daten im Vergleich zu den Schätzungen immer weiter verbessert (oder anders ausgedrückt: die Erwartungen waren zu pessimistisch), während sie in der Eurozone zwischen dem Jahreswechsel und Ende Februar immer deutlicher unter den Erwartungen lagen und erst am aktuellen Rand eine leichte Erholungstendenz erkennen lassen (vgl. Grafik 2).



Ein ähnliches Bild zeigt sich auch auf der Unternehmensebene: Amerikanischen Unternehmen traute man wie bereits seit Mitte letzten Jahres nicht zu, ihre Gewinne zu steigern. Für Deutschland und Europa lagen die Erwartungen dagegen bei hohen einstelligen Zuwachsraten, von denen mittlerweile aber nichts mehr übriggeblieben ist. Diese deutliche relative Verschlechterung ist auch ein Hauptgrund, warum die Wertentwicklung europäischer Aktien seit Jahresbeginn - trotz EZB - negativer als in den USA war.

Der Blick auf die nächsten Monate

Tendenziell werden sich die Aktienmärkte in den nächsten Wochen schwertun. Die bald beginnende Berichtssaison für das erste Quartal wird angesichts der Turbulenzen in den letzten Wochen kaum für positive Impulse sorgen. Die Stimmung der Marktteilnehmer ist freilich nach wie vor verhalten, aber Panik wie zeitweise im Januar und Februar herrscht nicht mehr. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Schwankungsintensität wieder zunehmen wird, ist recht groß. In einem solchen Szenario bieten sich aktuell eher Käufe von Unternehmensanleihen an (vgl. Grafik 3).



Die Spreadausweitung um 0,5 Prozent bei Investment-Grade- und 1,7 Prozent bei Hochzinsanleihen zwischen dem Jahreswechsel und Mitte Februar ist zwar in den letzten Wochen – und beschleunigt seit der Ankündigung der EZB, auch Unternehmensanleihen kaufen zu wollen – wieder korrigiert worden, die Renditeniveaus sind aber gerade im Verhältnis zu Staatsanleihen und angesichts der beschriebenen Risiken für die Aktienmärkte immer noch attraktiv.

Die größte Gefahr für die Kapitalmärkte in den nächsten Monaten sehen wir darin, dass die FED das Anziehen der Inflation(serwartungen) in den USA bei anhaltend schleppendem Verlauf der Konjunktur unterschätzt und sich dazu veranlasst sieht, schneller und aggressiver den Leitzins anzuheben. Darauf ist gerade der Aktienmarkt nicht vorbereitet. Hier hat nach wie vor die Vorstellung vom „FED-Put“ viele Anhänger, d.h. diese gehen davon aus, dass die FED nichts unternehmen wird, was die Finanzmärkte erschreckt oder gar schadet. Wir wollen uns aber darauf lieber nicht verlassen.

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