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Fintechs – sinnvoller Support oder unliebsame Konkurrenz? „Roboadvice wird kommen und bleiben“

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Gibt es keine Hürden?

Fintechs sind der Allgemeinheit noch kaum bekannt und daher gibt es auch noch kein breites Kundenvertrauen. Diese Nuss hat angesichts der kleinen Werbeetats noch kein Fintech in Deutschland geknackt. Ich sehe daher bei Roboadvice die Zukunft in Kooperationen zwischen agilen Fintechs und etablierten Häusern mit hoher Markenbekanntheit und breiter Kundenbasis. Für einige Institute ist die konventionelle Wertpapierberatung bei kleineren Vermögen schlicht zu teuer geworden. Andere wollen das Wertpapiergeschäft erst noch für sich erschließen – ohne jedoch ein teures Beraternetzwerk aufzubauen. Bei den Kooperationen werden wir unterschiedliche Modelle sehen. Von Partnerschaften zweier Marken bis hin zu reinen Zulieferer Lösungen, in denen das Fintech im Hintergrund die ganze Wertschöpfungskette oder Teile davon an die Bank bereitstellt. Oder das Fintech wird gekauft und integriert. Roboadvisor-Fintechs auf sich selbst gestellt wird es nur wenige geben in fünf Jahren.

Bisher haben die Regulierungsbehörden den Fintech-Bereich noch kaum auf dem Schirm. Müsste sich das allein aus Wettbewerbsgründen nicht ändern?

Das wird sich auch bald ändern. Im Berliner Finanzministerium wird der Fintech-Markt aktuell mit neuen Studien analysiert und man vernetzt sich zu dem Thema international. Die Bafin will eine neue Abteilung mit 10 bis 20 Mitarbeitern aufbauen. Gleichzeitig macht die Aufsicht deutlich, dass sie nicht das britische Modell kopieren wird. Einen „Sandkasten“, in dem ausgewählte Fintechs frei von regulatorischen Restriktionen neue Geschäftsmodelle testen können, wird es hierzulande wohl nicht geben. Das ist aber auch nicht nötig. Weit wichtiger sind kurze Reaktionszeiten bei Anfragen zur Zulässigkeit neuer Geschäftsmodelle und der stete Dialog mit alten aber auch neuen Wettbewerbern.

Warum diese unterschiedlichen Ansätze der Regulierer?

In Großbritannien betreibt die FCA ganz offiziell Wettbewerbs- und Standortpolitik. Um regulatorische Instrumente zu testen und dann auch gezielt bestimmte Geschäftsmodelle zu fördern, will sie das Kundenverhalten und die Wettbewerbsdynamik besser verstehen. Aus diesem Grund führt sie gemeinsam mit etablierten Häusern und Fintechs Feldstudien und Experimente durch. In Deutschlang hat die Bafin hingegen ein anderes Mandat. Hier geht es in erster Linie um die Funktionsfähigkeit und Stabilität des deutschen Finanzplatzes und um den kollektiven Verbraucherschutz.

Und was sagt die EU dazu?

Die FCA ist in Europa noch ein Einzelfall. Im Grünbuch der Kommission vom 15. Dezember 2015 wird aber gefragt, ob die Digitalisierung der Finanzbranche den grenzüberschreitenden Wettbewerb im Privatkundengeschäft intensivieren wird und ob die Kommission deshalb die Digitalisierung fördern und etwaige Markteintrittsbarrrieren abbauen soll. Dann würden die Aufseher europaweit mehr auf verändertes Kundenverhalten und die nationale und internationale Wettbewerbsdynamik schauen. Spätestens hier gilt es, die Bafin mit einem erweiterten Mandat auszustatten.

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