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Fonds-Noten Wie aussagekräftig sind Fonds-Ratings?

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Neue Ansätze

 Einen neuen Weg will eine israelische Firma namens Sharing-Alpha gehen: Hier werden die Einschätzungen vieler Teams gesammelt, die Fonds-Ratings erteilen, also nicht nur von Rating-Agenturen, sondern auch von Banken und Finanzdienstleistern, die Empfehlungen für Fonds geben.

„Die gesammelten Ratings werden der tatsächlich zu beobachtenden Performance gegenübergestellt“, so Everling, der das Portal für einen interessanten Ansatz hält. Sharing-Alpha errechnet dann jeden Monat, welche Ratings sich als zutreffend erwiesen haben und welche Analysten beziehungsweise Analystenteams die beste Trefferquote erreichte.

„Die Empfehlungen von Sharing- Alpha stützen sich inzwischen auf mehr als 70 Quellen, die in ein Ranking gebracht werden“, sagt Everling. Wer dauerhaft richtig liegt und dabei auch noch die breiteste Marktabdeckung schafft, wird Anlegern empfohlen.

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Eines ist jedoch klar: „Ein Investmentfonds erhält selten bei jedem Anbieter die beste Bewertung“, erläutert Everling. Aus diesem Grund ist es sinnvoll, immer die Ergebnisse mehrerer Agenturen zu berücksichtigen. „Anleger und Berater sollten sich wie in einem Cockpit fühlen, wo es verschiedene Signale gibt“, rät der Experte. „Wenn alle Signale, in diesem Falle Ratings, auf Grün stehen, kann man davon ausgehen, ein gutes Produkt vor sich zu haben.“

Doch Vorsicht ist geboten: „Ein gutes Rating kann auch eine Art Todesurteil für einen Fonds sein“, weiß Everling. Denn dank guter Noten und vieler Sterne werden viele Anleger überhaupt erst auf den Fonds aufmerksam und investieren in ihn.

Die nicht selten erlebte Folge ist dann: Das Fondsvolumen wächst stark, und der Fondsmanager bekommt Schwierigkeiten, die neuen Gelder vernünftig anzulegen. Darunter kann die Performance leiden, und die Gefahr ist groß, dass die Performance absackt.

Doch festzuhalten ist: Ziel eines Fonds-Ratings ist es, für Anleger und Berater eine gewisse Transparenz zu schaffen. Die standardisierten Verfahren der Rating-Agenturen ermöglichen ihnen einen Vergleich der Fondsalternativen, ohne alle Details kennen zu müssen – im Sinne einer Vorselektion.

Investoren sollten ihre Anlageentscheidung demnach niemals ausschließlich auf Grundlage von Ratings treffen. „Eine intensive Auseinandersetzung mit dem Anlageprodukt können sie nicht ersetzen“, sagt Everling.  

Der Experte: Oliver Everling ist Geschäftsführer der Rating Evidence GmbH und Gründer und Geschäftsinhaber der Everling Advisory Services in Frankfurt.   

Fakten zu Rating Evidence und Everling Advisory Services: Mit seinen Unternehmen bietet Everling Beratungsleistungen, Publikationen und Veranstaltungen zu Rating-Fragen an. Er ist zudem Herausgeber und Autor von zahlreichen Büchern und Fachbeiträgen zum Thema Rating. Everling schreibt regelmäßig auf seinem Blog www.everling.de, der bereits mehrfach als „Finance Blog of the Year“ nominiert wurde.

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