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Studie von Envestor Fondskosten: Teuer performt schlechter und stirbt früher

Junge Erwachsene
Junge Erwachsene: Immer mehr Anleger legen Geld ohne eine Finanzberatung an. Dabei zahlen sie mitunter Vertriebsvergütung trotzdem mit. | Foto: Pexels / Buro Millennial

Aktiv gemanagte Fonds sind teuer und fahren in der Regel ein schlechteres Anlageergebnis als der breite Markt ein – deshalb sollten Anleger lieber in ETFs investieren, die diesen Markt direkt abbilden und dabei nur Mini-Gebühren verlangen. So könnte man in Kürze das Mantra wiedergeben, das oft von Verbraucherschutzseite zu hören ist: ETFs sind der Place to be, aktiv gemanagte Fonds – teuer und überflüssig.

In der Tat warten aktiv gemanagte Fonds oft mit Gebühren zwischen 1,5 und 2,5 Prozent auf – während günstige ETFs mitunter schon für 0,1 Prozent zu haben sind.

So will man es bei der Fondsplattform Envestor jedoch nicht stehenlassen. Die Beobachtung dort: Es seien ganz konkret die hohen Vertriebskosten, die den aktiven Fonds die Performance verhagelten. Denn neben der Managementgebühr machten die Gebühren, die für den Vertrieb vorgesehen sind, einen Großteil der Fondskosten aus – und das sogar bei Fonds, die gar nicht über menschliche Berater, sondern über Internetplattformen an Selbstentscheider verkauft werden.

Studie untersucht 39 beliebte Fondskategorien 

In einer Studie hat man sich bei Envestor nun die 39 gefragtesten Aktien- und Anleihenfonds-Kategorien herausgegriffen. Also zum Beispiel die Morningstar-Kategorien Globale Dividendenaktien oder US-Staatsanleihen. Die Fonds jeder Kategorie wurden nach ihren Vertriebskosten in vier Teile geteilt. Direkt miteinander verglichen wurde jeweils das teuerste und das günstigste Quartil.

Zunächst wurde analysiert, wie viele teure und wie viele günstige Fonds überhaupt die vergangenen zehn Jahre, von 2013 bis 2023, überlebt haben. Ergebnis: Die teureren Fonds haben das viel seltener geschafft.

Tabelle Überlebensquote 2013 - 2023
Tabelle Überlebensquote 2013 - 2023 © Envestor

Im nächsten Schritt wollten die Analysten wissen, wie viele aktive Fonds – günstige und teure – einen vergleichbaren ETF geschlagen haben („Success Rate“/Erfolgsquote). Man habe bewusst einen ETF als Maßstab herangezogen – und nicht den reinen Index -, da der ETF ebenfalls, wenn auch geringe, Kosten mit sich bringe.

Auch hier zeigt sich: Den günstigen aktiven Fonds gelang es zwischen 2013 und 2023 viel häufiger, einen vergleichbaren ETF zu übertreffen. In der Kategorie der globalen Dividendenaktien schafften das sogar fast drei Viertel. Unter den teuren aktiven Fonds dagegen konnte nirgends auch nur die Hälfte den ETF schlagen. Wohlgemerkt kamen jedoch nur jene Fonds überhaupt ins Rennen, die bereits seit zehn Jahren existieren.

Tabelle Erfolgsquote günstige vs. teure Fonds
Tabelle Erfolgsquote günstige vs. teure Fonds © Envestor

Die Analysten fanden insgesamt nur eine einzige Kategorie, in der es mehr teuren Fonds gelang, einen entsprechenden ETF zu übertrumpfen: Einzig und allein im Sektor Technologieaktien hatten die günstigen aktiven Fonds das Nachsehen (Erfolgsrate bei den günstigen aktiven Fonds: 27,7 Prozent, bei den teuren 31,3 Prozent).

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In bestimmten Kategorien gelang es dagegen keinem einzigen der teuren Fonds, einen vergleichbaren ETF zu schlagen, zum Beispiel bei US-Staatsanleihen, US-Hochzinsanleihen, USA-Value und globale Value-Aktienfonds. Auch hier machen sich die günstigen aktiven Fonds durchweg besser – wenn sie es auch ebenfalls insgesamt schwer haben.

Tabelle Erfolgsquote günstige vs. teure Fonds II
Tabelle Erfolgsquote günstige vs. teure Fonds - die ganz schweren Fälle © Envestor

Bei Envestor fasst man zusammen: In 38 von 39 Kategorien sind die günstigen aktiven Fonds besser als die teuren darin, einen vergleichbaren ETF zu schlagen. Überhaupt würden teure Fonds häufiger vom Markt genommen als günstige. Sie hätten „eine atemberaubend schlechte Erfolgsprognose“, meint Envestor-Geschäftsführer und Analyst Ali Masarwah. Masarwah war in der Vergangenheit bereits als Analyst für das Research-Haus Morningstar tätig.

Und wenn die hohen Vertriebsgebühren nicht wären?

Bei der Fondsplattform Envestor hat man sich nun überlegt, Kunden den Performance-Nachteil aktiver Fonds auszugleichen – jedenfalls ein bisschen: Kunden sollen die Vertriebsgebühren abzüglich einer Marge von 0,19 Prozent – die Envestor üblicherweise höchstens für sich einbehalte - auf das Verrechnungskonto erstattet bekommen. „Cashback“ heißt das dort.

Ob mit diesem Geld der Performancenachteil der teuren Fonds ausgeglichen werden kann? Voraussetzung wäre natürlich, dass die Kunden die ausgeschütteten Vertriebskosten auch umgehend wieder anlegten.

In einigen Kategorien funktioniere das durchaus, stellt man bei Envestor fest. „Die Vertriebsgebühren machen einen so hohen Anteil an den Fondskosten aus, dass man mit der Rückerstattung einige Loser zu Outperformern machen kann“, sagt Masarwah über die untersuchten Fonds.

Der Envestor-Geschäftsführer hat beobachtet: „Wenn ein aktiv verwalteter Fonds nicht mehr 1,5 Prozent, sondern nur noch 0,8 Prozent an Fondskosten hat, ist man schon in einem Bereich, in dem viele Fonds eine passive Benchmark schlagen können.“

Laut Untersuchung machten sich in einigen Kategorien die teuren aktiven Fonds plus Cashback sogar deutlich besser als ihre günstigen Pendants. Das beobachteten die Analysten etwa in den Kategorie Euro Renten und Deutschland-Aktienfonds. In anderen Kategorien näherten sich die Erfolgsquoten teurer und günstiger Fonds zumindest weiter einander an.

Den Nachteil teurer aktiver Fonds vollständig ausgleichen könne man auf diese Weise insgesamt jedoch nicht, räumt Masarwah ein: „Wenn die Vergütung des Fondsmanagements zu hoch ist oder die Qualität der Investmentprozesse nicht gut, dann kann auch ein noch so hoher Cashback diese Probleme nicht kompensieren.“

Man sieht es immerhin als einen Schritt in die richtige Richtung: So ließen sich die Nachteile, die aktive Fonds gegenüber ETFs haben, zumindest ein wenig ausgleichen.

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