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Aktualisiert am 15.09.2010 - 12:17 UhrLesedauer: 5 Minuten

Geschlossene Schiffsfonds: „Rezept gegen die Angst“

Marc Drießen (Foto: Kirsten Nijhof)
Marc Drießen (Foto: Kirsten Nijhof)
DAS INVESTMENT.com: In den Unterlagen zu Ihrem Fonds Shipping Balance schreiben Sie, dass sich in diesen Zeiten etliche Anleger in Fest- und Tagesgelder retten, obwohl deren Zinsen unattraktiv sind. Sind Festgeldkunden die richtige Klientel für geschlossene Fonds? Marc Drießen: Ich sage es mal etwas überspitzt - fast jeder Deutsche, der über ein Nettovermögen von 3.000 Euro aufwärts verfügt, dürfte derzeit in Fest- oder Termingeld investiert sein oder darüber nachdenken. Natürlich ist aber nur ein kleiner Teil davon der richtige Adressat für geschlossene Fonds. Darum sehen wir als Mindestbeteiligung 25.000 Euro vor. Wir wollen mit dem Fonds Rücksicht auf das starke Sicherheitsbedürfnis und die Verlustängste von Anlegern nehmen – die mit dem Fonds trotzdem rational sinnvoll antizyklisch investieren. Dabei wird das Anlegerkapital über ein Anleihenportfolio gesichert. DAS INVESTMENT.com: Aber der Anleger könnte das doch auch selbst übernehmen und einen Teil seines Kapitals in einen reinen Schiffsfonds und einen anderen in einen Anleihenfonds geben? Drießen: Klar könnte er das tun. Er macht es aber in der Regel nicht und verpasst damit wichtige Einstiegschancen. Bei unserem Fonds ist vorgesehen, das Anleihenportfolio sukzessive abzubauen – und zwar in dem Maß, in dem sich die für die Anleger zum Laufzeitende abzusichernde Summe verringert. Wir stellen bis 2026 einen Gesamtrückfluss in Höhe von 219 Prozent auf die Einlage in Aussicht. Damit erreichen wir im Endeffekt eine Rendite, die nur ganz knapp unter der eines klassischen Schiffsfonds liegt – und eine Kapitalabsicherung gibt es oben drauf. DAS INVESTMENT.com: Halten Sie Anlegerstimmungen generell für irrational? Drießen: Das nicht, aber der Homo oeconomicus ist bekanntlich äußerst selten. Der Anleger ist üblicherweise von zwei Motivationen gesteuert – erstens Verlustvermeidung und zweitens Geldvermehrung. Das könnte man auch die gegensätzlichen Motivatoren Angst und Gier nennen. Irrational wird es immer dann, wenn einer der Motivatoren zur falschen Zeit die Oberhand gewinnt. Im Jahr 2008 war aufgrund der Marktgegebenheiten im Schiffsmarkt Vorsicht angebracht, doch gewann die Gier bei vielen. In der heutigen Zeit gewinnt die Angst. Das ist wieder falsch, weil wir außerordentlich gute Einstiegsbedingungen im Schiffszweitmarkt vorfinden. Dort liegen die Preise aktuell um rund 36 Prozent unter den Höchstmarken von 2008. Unser Fonds ist sozusagen ein Rezept gegen die Angst. DAS INVESTMENT.com: Ist aber die Konkurrenz um interessante Zweitmarktanteile nicht groß? Drießen: Gibt es überhaupt nennenswerte Konkurrenz? Wir bemerken jedenfalls kein Anziehen der Anteilspreise. Insgesamt kaufen derzeit nur wenige institutionelle, und auch die privaten Aufkäufer halten sich noch immer zurück. In Summe dürften alle gemeinsam ein Ankaufvolumen von unter 50 Millionen Euro darstellen. Das ist nicht wirklich viel – bei etlichen Schiffsfonds, die günstige Kurse bieten. Wir übertreffen derzeit unverändert die Mindestrendite von 10 Prozent IRR in jedem Ankauf deutlich. DAS INVESTMENT.com: Lassen Sie bestimmte Schiffstypen außen vor? Drießen: Nein, es kommen alle Segmente in Frage – also Containerschiffe, Massengutfrachter, Tanker und Spezialschiffe. Über unterschiedliche Größenklassen, Charterer sowie Charter- und Fondslaufzeiten streuen wir das Schiffsportfolio zusätzlich. Um es nochmals zu unterstreichen: Zyklen sind im Schiffsmarkt völlig normal, die Signale für die Marktwende sind bereits sehr deutlich. Die Schifffahrt ist unverzichtbar für den Welthandel, sie wird auch in Zukunft von steigenden Handelsvolumina deutlich profitieren. DAS INVESTMENT.com: Noch ein Wort zum Anleihen-Investment. Sie geben zu Anfang 50 Prozent der Anlegergelder in den Swiss Rock Absolute Return Bond Fund. Dafür bekommt Swiss Rock jährlich 0,83 Prozent auf das Netto-Vermögen als Management-Vergütung, wovon dann rund die Hälfte an Ihren Fonds als Kickback zurückfließt. Swiss Rock ist unter anderem das Family Office des Ihres Aufsichtsratschefs Klaus Mutschler – könnte man sich Gebühren also nicht gänzlich sparen? Drießen: Dass Swiss Rock sein Fondsmanagement nicht kostenlos anbietet, ist doch selbstverständlich. Kostenmäßig ist der Shipping Balance trotzdem schlank aufgestellt: So fällt für den Erwerb der Anleihenfonds-Anteile kein Ausgabeaufschlag an, und auch die Rücknahme kostet nichts. Swiss Rock gewährt dem Shipping Balance zudem einen Nachlass von 42 Basispunkten auf die laufende Management-Gebühren. Solche Konditionen hat es woanders nicht ansatzweise gegeben. DAS INVESTMENT.com: Sie prognostizieren eine jährliche Auszahlung in Höhe von 7 Prozent. Bei Ihrem Green-Building-Fonds gab es einige Diskussionen, weil die Auszahlung aus der Liquiditätsreserve subventioniert wird. Ist das hier auch der Fall? Drießen: Nein. Wir schütten beim Shipping Balance ausschließlich aus Erträgen aus. Beim Green-Building-Fonds haben wir die Struktur des Fonds sehr offen mit unseren Vermittlern diskutiert. Im übrigen sind die Zeiten längst vorbei, in denen sich der Vertrieb nicht in diese Details eingearbeitet hätte. Wir haben das Thema von einer dogmatischen Diskussion unter dem Titel „das macht man nicht“  weggeführt zu einer Diskussion unter dem Titel „was bedeutet das denn für den Anleger“. Uns war es wichtig, die Risikoposition des Anlegers nicht zu verringern – wie es zum Beispiel bei Fremdwährungsfinanzierungen der Fall ist. In unserem Falle war die Folge eine um etwa 0,2 Prozentpunkte pro Jahr verringerte Anlegerrendite. DAS INVESTMENT.com: Werden Sie jedoch in Zukunft um Auszahlungskonstruktionen wie beim Green-Building-Fonds einen Bogen machen? Drießen: Ganz im Gegenteil: Wir werden auch in Zukunft unsere Konzeptionen so aufsetzen, dass wir für den Kunden ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Chancen und Risiken haben. Entscheidend für den Erfolg oder Misserfolg eines Immobilienfonds ist unseres Erachtens nicht, ob ein Viertel Prozentpunkt aus der Liquiditätsreserve kommt, sondern ob eine Anschlussvermietung inklusive Revitalisierung realistisch kalkuliert ist. DAS INVESTMENT.com: Welchen Anteil des platzierten Volumens sollen beim Shipping Balance freie Vermittler einwerben? Drießen: Hier unterscheiden sich Schiffsfonds erheblich von Immobilienfonds. Bei unserem zweiten derzeit im Vertrieb befindlichen Schiffsfonds Hesse Newman Shipping Opportunity hat der freie Vertrieb einen Anteil von  zirka 70 Prozent. Rund 30 Prozent vertreiben Banken und Sparkassen. Das Verhältnis wird beim Hesse Newman Shipping Balance ähnlich sein.
 
DAS INVESTMENT.com: Und auch Sie persönlich werden zum Anleger des Fonds? Drießen: Ja. Und das will was heißen, denn ich habe mich noch nicht an so wahnsinnig vielen geschlossenen Fonds beteiligt. Ich finde aber, der Einstiegszeitpunkt ist perfekt und die aktive Portfolioverwaltung ist ein gutes Argument, wenn es um ein ausgewogenes Anlageportfolio geht.

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