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Aktualisiert am 28.10.2010 - 15:49 UhrLesedauer: 10 Minuten

Globalisierung 3.0: Dynamik & Treiber des Wandels

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Der letzte Bestseller des Journalisten Thomas Friedmann entstand unter Eindruck einer Indienreise. Hintergrund: In den USA ist es mittlerweile nicht nur üblich, klassische telefonische Dienstleistungen über so genannte Call-Center nach Indien auszulagern. Mittlerweile lassen viele New-Yorker selbst ihre Steuererklärungen von rund 12.000 Kilometer entfernten indischen Experten fürs amerikanische Steuerrecht bearbeiten und selbst die Analyse von Röntgenaufnahmen wird von US-Amerikanischen Ärzten gerne an Indische Kollegen ausgelagert (neudeutsch „outgesourced“). Indien: Später Profiteur des British Empire Indien profitiert als Dienstleistungsanbieter von seiner ehemaligen Integration ins britische Imperium zu Beginn des Globalisierungsprozesses. Die angelsächsische Prägung z.B. des Rechtssystem ist sozusagen ein Grundstock für den erfolgreichen Dienstleistungsexport von in die USA.  Aus Sicht eines Amerikaners, der nach Indien reist und dort sowohl auf hervorragend ausgebildete und perfekt Englisch-sprechende Inder, als auch alle großen amerikanischen Firmen trifft, liegt der Schluss nahe, dass sich in den letzten Jahren etwas elementares verändert hat. Friedmanns zentrale Aussage: „Die Welt ist flach“. Das Bild einer Welt, die mehr als 500 Jahre nach der Entdeckung der Amerikas durch das Internet zur Scheibe wird, ist bestechend:. Nicht mehr die räumliche Komponente steht hier im Vordergrund (wie beim Slogan die „Welt wird zum Dorf“) sondern das verschwinden von Wettbewerbsschranken. Welche wesentlichen Entwicklungen stecken hinter dieser These und welche Investmentchancen ergeben sich aus diesen Entwicklungen für Fondsanleger?
Ostblockeffekt Der Fall des „eisernen Vorhangs“ brachte dem Globalisierungsprozess neuen Schwung. Aus verschiedenen Gründen, auf die wir im Folgenden eingehen.  1. Handeln statt bedrohen
Viele Nationen, die sich in der Nachkriegszeit feindlich gegenüberstanden treiben heute Handel von Gütern und Dienstleistungen. Diese Tatsache trug ihren Teil dazu bei, dass der Welthandel seit 1989 rund 3 ½ mal so stark wuchs wie die Weltwirtschaft insgesamt (siehe Schaubild 1). Aber neben diesem direkten Auftrieb reichen die Auswirkungen der Wandlung vieler zentralistisch geprägter Wirtschaftssysteme zur Marktwirtschaft viel weiter. 2. Gewinnstreben statt Planung
Etwas verkürzt dargestellt, markierte der Fall der Berliner Mauer den Sieg der Markt- über die Planwirtschaft. Die Auswirkungen des Zerfalls des sowjetischen Reichs gingen weit über Osteuropa hinaus. Beispielsweise wurde Shanghai nicht ohne Grund erst 1990 „wiedergeboren“. Bis zur Wirtschaftspolitischen Wende Anfang der neunziger Jahre waren die sogenannte Sonderwirtschaftszonen Chinas unter zentralistischer Planung nur mäßig erfolgreich. Erst die Öffnung für ausländisches Kapital und damit verbundene Deregulierung war die Initialzündung für den industriellen Boom Chinas, was ohne den Zerfall des Ostblocks so vermutlich kaum eingetreten wäre. Auch die indische Wirtschaftspolitik sah bis 1991 ihr Heil in einer staatlichen Schwer- und Grundstoffindustrie mit Fünf-Jahresplänen. Ausgerechnet der Golfkrieg brachte hier die Wende: Vor dem Hintergrund des Wegfalls der vorher wichtigen Handelpartner Iran und Irak, höherer Ölpreise und damit zusammenhängend rapide schrumpfender Devisenreserven waren umfassende Umstrukturierungen unausweichlich. 
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