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Honorarberatung: Gefragt, aber zu teuer

Bild: Fotolia
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„Krasse Fehlleistungen“ in der Anlageberatung stellte die Stiftung Warentest in einer kürzlich durchgeführten Studie fest. In den meisten der 147 Beratungsgespräche, die die Tester in 21 Banken und Sparkassen durchgeführt hatten, gingen die Berater nicht auf ihre Wünsche ein und versuchten, sie von komplizierten und teuren Produkten des eigenen Hauses zu überzeugen. Eine individuelle, kundenorientierte Beratung sieht anders aus.

Rund 30 Milliarden Euro gehen den Deutschen durch schlechte Anlageberatung jährlich flöten, fand eine weitere Studie heraus, die das Bundesverbraucherschutzministerium in Auftrag gab. Daher setzen sich die Verbraucherschützer für unabhängige Honorarberatung ein. Dabei verzichtet der Makler vollständig auf Vertriebsprovisionen und wird für seine Dienstleistung ausschließlich vom Kunden bezahlt.

Anleger wollen Honorarberatung zu Discount-Preisen

Doch da liegt auch der Hacken. Denn nur die wenigsten Kunden sind bereit, die üblichen Stundensätze von derzeit zwischen 100 und 200 Euro – oder auch 2.000 Euro für eine Anfangsberatung - zu bezahlen. Grundsätzlich nimmt die Bereitschaft, sich gegen Honorar beraten zu lassen, jedoch seit dem Ausbruch der Finanzkrise kontinuierlich zu.
Weniger als 50 Euro ist den Privatanlegern eine unabhängige und qualifizierte Anlageberatung wert. Das fand eine Studie der Innofact AG, die im Auftrag der Beratungsgesellschaft BBDO Consulting durchgeführt wurde, heraus.

Zu einem ähnlichen Ergebnis kommen auch die Honorarberatung AG, die Unternehmensberatung MC4MS und die Universität Mainz. Die 990 Teilnehmer ihrer Studie gaben an, im Schnitt nicht mehr als 62,70 Euro pro Stunde für eine unabhängige Finanzberatung bezahlen zu können oder zu wollen. Die grundsätzliche Bereitschaft zu einer entgeltlichen Beratung war unter den 990 Befragten hingegen mit rund 70 Prozent recht hoch ausgeprägt.

Versicherer: Honorarberatung löst Provisionsberatung nicht ab

Auch auf der Anbieterseite überwiegt oft die Skepsis, wenn es um Honorarberatung geht. So gehen die meisten Versicherer davon aus, dass der Verkauf von Versicherungen auf Honorarbasis das bestehende Provisionssystem nicht ablösen wird. Dies ergab eine Umfrage der Unternehmensberatung Schickler und der Universität Hohenheim, die in Zusammenarbeit mit "Financial Times Deutschland" (FTD) durchgeführt wurde.

„Honorarberatung kann aber in einzelnen Bereichen eine echte Alternative werden“, erklärte Schickler-Geschäftsführer Stephan Maier gegenüber FTD. Insbesondere bei Gewerbe- und Industriedeckungen sowie bei den Lebensversicherungen sei der Bedarf da. So bietet ein Teil der Versicherungen bereits Netto-Tarife an, die ohne Kosten für die Vermittlung kalkuliert sind. Diese haben für die Lebensversicherung die größte Bedeutung. Im Bereich Auto- und private Sachversicherung spielen die Netto-Tarife hingegen kaum eine Rolle.

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