HQ-Trust-Chef Reinhard Panse
Ein Risiko für die Kapitalmärkte
Aktualisiert am 05.03.2020 - 15:15 Uhr
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan ist weltweit für seine populistische Politik bekannt.
Ob Trump in den USA, Erdogan in der Türkei oder Putin in Russland: Populistische Politiker stehen in vielen Ländern an vorderster Front. Reinhard Panse von HQ Trust erklärt, wie sie mit ihren Parolen die Kapitalmärkte beeinflussen können.
In diesem Umfeld haben populistische Konzepte, die schon in den 30er Jahren ausprobiert wurden, für etliche Wähler eine gewisse Attraktivität. Wenn man sich außenwirtschaftlich (und auch physisch – Mauer gegen Mexiko) abschottet, verschwindet die Konkurrenz am Arbeitsmarkt. Eine von der populistischen Regierung abhängige Zentralbank könnte dann mit Zinssenkungen oder Gelddrucken den wirtschaftlichen Schäden der Abschottung entgegenwirken und Lohnerhöhungen sowie staatliche Investitionen finanzieren.
Trump, Erdogan oder Marine Le Pen haben genau dies gefordert. Wenn die Schäden dann größer werden oder die Zustimmungswerte sinken, muss man durch außenpolitische Abenteuer von den Krisenursachen...
Märkte bewegen Aktien, Zinsen, Politik. Und Menschen. Deshalb präsentieren wir dir hier die bedeutendsten Analysen und Thesen von Top-Ökonomen - gebündelt und übersichtlich. Führende Volkswirte und Unternehmensstrategen gehen den wichtigen wirtschaftlichen Entwicklungen clever und zuweilen kontrovers auf den Grund.
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In diesem Umfeld haben populistische Konzepte, die schon in den 30er Jahren ausprobiert wurden, für etliche Wähler eine gewisse Attraktivität. Wenn man sich außenwirtschaftlich (und auch physisch – Mauer gegen Mexiko) abschottet, verschwindet die Konkurrenz am Arbeitsmarkt. Eine von der populistischen Regierung abhängige Zentralbank könnte dann mit Zinssenkungen oder Gelddrucken den wirtschaftlichen Schäden der Abschottung entgegenwirken und Lohnerhöhungen sowie staatliche Investitionen finanzieren.
Trump, Erdogan oder Marine Le Pen haben genau dies gefordert. Wenn die Schäden dann größer werden oder die Zustimmungswerte sinken, muss man durch außenpolitische Abenteuer von den Krisenursachen ablenken, was die Herren Trump und Erdogan seit einigen Jahren wieder einmal beweisen.
Diese Entwicklungen haben starke Auswirkungen auf die zukünftigen Kapitalmarkterträge. Der in Abbildung 3 gezeigte strukturelle Inflationsdruck durch übertriebene Sozialpolitik und Konjunkturstimulierung ist nicht von den modernen Populisten erfunden worden, wie dort bereits gezeigt wurde. Die Abschottung der Güter- und Arbeitsmärkte erzeugt eine weitere Steigerung der Inflationsrisiken. Verstärkte Regulierungen, die auch von „normalen“ Politikern zunehmend gefordert werden, sowie die von Populisten gewollte Einschränkung der Unabhängigkeit der Zentralbank, üben weiteren Preisdruck aus.
Auch die demografische Entwicklung – künftig deutlich mehr Transferempfänger und weniger Arbeitskräfte – wirkt langfristig inflationssteigernd. Ein wichtiger Grund für die seit Jahren weltweit überraschend niedrige Inflation war nämlich die bis vor kurzem gegenteilige Entwicklung. Durch den Fall der Berliner Mauer und die Öffnung Chinas und anderer Schwellenländer stieg nämlich die Zahl der in die Weltwirtschaft integrierten Arbeitskräfte von circa 1,5 Milliarden auf 3 Milliarden an, was den Lohnzuwachs in den Industrieländern deutlich dämpfte.
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