Hüfners Wochenkommentar Die deutsche Art der säkularen Stagnation
Martin Hüfner
In den USA wird seit einiger Zeit über "Secular Stagnation" diskutiert. Der Begriff wurde von dem Harvard-Professor und früheren Finanzminister Larry Summers hochgebracht. Er beschreibt einen Zustand, in dem die Investitionen einer Volkswirtschaft nicht ausreichen, um die Ersparnis zu absorbieren.
Als Resultat geht das Wachstum zurück und die Arbeitslosigkeit ist zu hoch. Eine solche Situation ist gefährlich, so Summers. Die Geld- und Finanzpolitik müsse zusätzliche Impulse geben, um Vollbeschäftigung und ordentliches Wachstum sicherzustellen.
Könnte es sein, dass diese Diskussion jetzt auch nach Europa überschwappt? Nach den Zahlen, die in den letzten Wochen zur Entwicklung des realen Bruttoinlandsproduktes im zweiten Quartal veröffentlicht wurden, blieb das Wirtschaftswachstum in Euroland weit hinter den Erwartungen zurück. Das gilt vor allem für Deutschland, Italien und Frankreich. Österreich hielt sich noch ganz ordentlich. Nur Spanien und Portugal waren besser als erwartet.
Als Folge dieser Zahlen werden jetzt die Prognosen für das Gesamtjahr nach unten revidiert. 2014 wird in den meisten Ländern aus Makrosicht nicht das gute Jahr werden, das wir ursprünglich erwartet hatten. Es wird eher schwach ausfallen. Euroland wird kaum stärker als 1 Prozent wachsen. Deutschland muss sich vermutlich mit etwas mehr als 1 Prozent begnügen. Auch Österreich muss seine Erwartungen zurücknehmen. Ist dies nicht schon die säkulare Stagnation?
Nun darf man von der Entwicklung in einem Quartal oder auch in einem Jahr nicht auf grundsätzliche langfristige Wachstumsprobleme schließen. Es gibt immer Ausreißer nach unten. Aber auch wenn man sich die langfristige Entwicklung anschaut, sieht es nicht so gut aus.
Säkulare Stagnation
Wachstum des realen BIPs, Deutschland Jahr für Jahr und langfristiger Trend
Quelle: Bundesbank
Die Grafik zeigt, wie sich das Wachstum in Deutschland seit dem Zweiten Weltkrieg kontinuierlich verringert hat. Das ist säkulare Stagnation pur. In anderen Euroländern wie Italien und Frankreich liegen die Probleme freilich anders. Hier handelt es sich um akute Fehlentwicklungen, die – hoffentlich – keineswegs säkular sind.
Die deutsche säkulare Stagnation ist jedoch eine ganz andere als die, von der Larry Summers spricht. Sie unterscheidet sich in vier Punkten. Erstens ist das Wachstum mit gut 1 Prozent pro Jahr noch niedriger als das bei der säkularen Stagnation in den USA (2 Prozent pro Jahr). Von den Zahlen her ist das Problem hierzulande also brisanter als jenseits des Atlantiks.
Umso überraschender ist zweitens, dass die Deutschen das niedrige Wachstum gar nicht so sehr als Problem ansehen. Das liegt zum Teil daran, dass die Arbeitslosigkeit nicht mehr so hoch ist. Zum Teil setzen die Menschen hierzulande aber andere Prioritäten.
Als Resultat geht das Wachstum zurück und die Arbeitslosigkeit ist zu hoch. Eine solche Situation ist gefährlich, so Summers. Die Geld- und Finanzpolitik müsse zusätzliche Impulse geben, um Vollbeschäftigung und ordentliches Wachstum sicherzustellen.
Könnte es sein, dass diese Diskussion jetzt auch nach Europa überschwappt? Nach den Zahlen, die in den letzten Wochen zur Entwicklung des realen Bruttoinlandsproduktes im zweiten Quartal veröffentlicht wurden, blieb das Wirtschaftswachstum in Euroland weit hinter den Erwartungen zurück. Das gilt vor allem für Deutschland, Italien und Frankreich. Österreich hielt sich noch ganz ordentlich. Nur Spanien und Portugal waren besser als erwartet.
Als Folge dieser Zahlen werden jetzt die Prognosen für das Gesamtjahr nach unten revidiert. 2014 wird in den meisten Ländern aus Makrosicht nicht das gute Jahr werden, das wir ursprünglich erwartet hatten. Es wird eher schwach ausfallen. Euroland wird kaum stärker als 1 Prozent wachsen. Deutschland muss sich vermutlich mit etwas mehr als 1 Prozent begnügen. Auch Österreich muss seine Erwartungen zurücknehmen. Ist dies nicht schon die säkulare Stagnation?
Nun darf man von der Entwicklung in einem Quartal oder auch in einem Jahr nicht auf grundsätzliche langfristige Wachstumsprobleme schließen. Es gibt immer Ausreißer nach unten. Aber auch wenn man sich die langfristige Entwicklung anschaut, sieht es nicht so gut aus.
Säkulare Stagnation
Wachstum des realen BIPs, Deutschland Jahr für Jahr und langfristiger Trend
Quelle: Bundesbank
Die Grafik zeigt, wie sich das Wachstum in Deutschland seit dem Zweiten Weltkrieg kontinuierlich verringert hat. Das ist säkulare Stagnation pur. In anderen Euroländern wie Italien und Frankreich liegen die Probleme freilich anders. Hier handelt es sich um akute Fehlentwicklungen, die – hoffentlich – keineswegs säkular sind.
Die deutsche säkulare Stagnation ist jedoch eine ganz andere als die, von der Larry Summers spricht. Sie unterscheidet sich in vier Punkten. Erstens ist das Wachstum mit gut 1 Prozent pro Jahr noch niedriger als das bei der säkularen Stagnation in den USA (2 Prozent pro Jahr). Von den Zahlen her ist das Problem hierzulande also brisanter als jenseits des Atlantiks.
Umso überraschender ist zweitens, dass die Deutschen das niedrige Wachstum gar nicht so sehr als Problem ansehen. Das liegt zum Teil daran, dass die Arbeitslosigkeit nicht mehr so hoch ist. Zum Teil setzen die Menschen hierzulande aber andere Prioritäten.
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