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Japans Geldpolitik heizt Währungsspekulation an

Thomas Wüst
Thomas Wüst
Eine expansive Notenbankpolitik des billigen Geldes erhöht die Gefahr von Spekulationsblasen – nicht wenige Investoren haben diese Binsenweisheit in den vergangenen Jahren beim Platzen der New Economy- und  US-Immobilienblase zu spüren bekommen.

Nikkei-Crash trotz Liquiditätswelle der Bank of Japan

Am vergangenen Donnerstag ist der Nikkei-Index um über 1.170 Punkte eingebrochen, obwohl dort die Märkte seit Dezember 2012 durch die Maßnahmen der neuen Regierung mit Liquidität geflutet werden. Das Ziel: eine Inflationsrate von 2 Prozent und die Stützung der exportorientierten Wirtschaft über einen schwächeren Yen.

Obwohl die Bank of Japan dazu 70 Prozent der neuen Staatsanleihen Japans aufkauft, um die Renditen zur Ankurbelung der Wirtschaft niedrig zu halten, waren die Renditen der zehnjährigen Staatsanleihen zuletzt auf über 1 Prozent pro Jahr gestiegen. Wie lassen sich diese Finanzmarktentwicklungen erklären?

Fundamentale Sicht verliert an Bedeutung

Typisch für liquiditätsgetriebene Finanzmarktentwicklungen ist eben, dass sie vielmehr auf Erwartungen basieren als auf realen fundamentalen Entwicklungen. So haben die hohen Erwartungen, die durch die „Abenomics“ (die Wirtschaftspolitik des japanisches Premierministers Abe) in Japan geschürt wurden, in der vergangenen Woche gleich zwei Dämpfer bekommen: Zum einen hat die Veröffentlichung des Fed-Protokolls am vergangenen Mittwoch dazu geführt, dass die Befürchtung neue Nahrung bekommen hat, das Quantitative Easing III-Programm in den USA könnte früher als erwartet beendet werden.

Zum anderen wurde durch die Veröffentlichung eines schwächeren Einkaufsmanagerindex in China die Befürchtung laut, dass der wichtigste Absatzmarkt in Asien künftig ein schwächeres Wachstum aufweisen wird. Beide Nachrichten haben dazu geführt, dass der Nikkei 225-Index mit einem Tagesrückgang von über 7 Prozent seinen größten Kurseinbruch seit 13 Jahren verbuchen musste.

„Carry Trades“ können auch andere Marktsegmente infizieren

Die Politik des billigen Geldes in Japan führt derzeit auch wieder verstärkt zu dem Phänomen der sogenannten „Carry-Trades“. Hierbei werden Kredite zu günstigen Konditionen in Yen aufgenommen, um die billigen Gelder in höherverzinsliche Anleihen von zum Beispiel. Italien, Spanien, Frankreich oder an den internationalen Aktienmärkten zu investieren.

Dadurch können international aufgestellte Investoren sowohl von den günstigen Kreditzinsen in Japan als auch von einem schwächeren Yen profitieren. Allerdings ist der Risikogehalt dieser Carry-Trades auch entsprechend hoch, was dazu führen kann, dass dieses Kapital auf jedes Anzeichen eines aufkommenden Risikos hektisch reagiert.

Bei der Auflösung von Carry-Trades werden die zugrundeliegenden Anlagen verkauft, was folglich in diesen Investments einen entsprechenden Preisdruck auslösen kann. So verwundert es nicht, dass im Zusammenhang mit den Fluktuationen in Japan beispielsweise auch die Renditen zehnjähriger Staatsanleihen in Spanien und Italien in der vergangenen Woche wieder deutlich über 4 Prozent gestiegen sind.

Lehren für Privatanleger

Gerade in Zeiten liquiditätsgetriebener Finanzmarktentwicklungen ist eine kritische Überprüfung der privaten Anlagestrategie äußerst sinnvoll. Aktuell können Fehlgewichtungen auf strategischer Ebene noch zu attraktiven Kursen korrigiert werden: so lässt sich zum Beispiel ein für die eigene Lebenssituation zu hoher Aktienanteil auf dem aktuellen Kursniveau leichter korrigieren, als nach einem stärkeren Kurseinbruch.  

Darüber hinaus sollten die Anleger besonders kritisch auf die fundamentale Bewertung der einzelnen Anlageklassen blicken. So befinden sich derzeit deutsche Bundesanleihen oder US-Treasuries auf einem sehr hohen Bewertungsniveau. Auch hier lassen sich Korrekturen noch zu sehr günstigen Konditionen umsetzen.

Zu guter Letzt sollte der Anleger in einer solchen Marktsituation auch auf die Märkte blicken, die in den vergangenen Wochen und Monaten trotz der expansiven Geldpolitik der Industrienationen keine gute Performance erzielt haben, aber dennoch ein gutes fundamentales Umfeld aufweisen. Hier bieten zum Beispiel ausgewählte Emerging Markets sowohl bei Anleihen als auch bei Aktien noch ein interessantes Chance-Risikoprofil.

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