LinkedIn DAS INVESTMENT
Suche
Lesedauer: 6 Minuten

Lockerungsmaßnahmen der Zentralbanken Welche geldpolitischen Schritte leiten die Emerging Markets ein?

Seite 2 / 2



Türkei: Zentralbank senkt Leitzins um 50 Basispunkte

Die türkische Zentralbank senkte ihre Leitzinsen im Januar um 50 Basispunkte (0,5 Prozent) auf 7,75 Prozent. Denn der Inflationsdruck ließ infolge des Ölpreisverfalls nach. Der Verbraucherpreisindex ging im Dezember im Jahresvergleich auf 8,2 Prozent zurück. Im November hatte er bei 9,2 Prozent gelegen. Die Türkei ist verschiedenen gegenläufigen Strömungen ausgesetzt. Das Haushaltsdefizit der Zentralregierung vergrößerte sich im Jahresvergleich 2014 um über 20 Prozent auf 9,9 Milliarden US-Dollar. Das Leistungsbilanzdefizit betrug für 2014 mit 45,8 Milliarden US-Dollar nach Angaben des türkischen Wirtschaftsministeriums weniger als die 2013 verzeichneten 64,7 Milliarden US-Dollar.

Brasilien: Primärhaushalt wies 2014 erstes Defizit seit über zehn Jahren aus

Brasilien würde Deflationsdruck, wie ihn Japan oder die EZB erleben, vermutlich begrüßen. Denn der brasilianische Verbraucherpreisindex legte 2014 um 6,4 Prozent zu – so rasant wie zuletzt 2011 – und schoss über das Zentralbankziel hinaus. Ein wesentlicher Grund dafür war die Abwertung des brasilianischen Real, der gegenüber dem US-Dollar 2014 11 Prozent verlor. Trotz des schleppenden Wirtschaftswachstums in Brasilien veranlassten Inflationssorgen die Zentralbank am 21. Januar zu einer Leitzinserhöhung um 50 Basispunkte (0,5 Prozent) auf 12,25 Prozent auf den höchsten Stand seit August 2011. Das Konsumklima erreichte unlängst den schwächsten Wert seit 2005. Denn die Brasilianer sorgen sich zunehmend um die beunruhigende Mischung aus steigenden Preisen und schwachem Arbeitsmarkt. Der Primärhaushalt Brasiliens wies 2014 das erste Defizit seit über zehn Jahren aus. Niedrigere Steuereinnahmen und höhere Staatsausgaben im Vorfeld der Präsidentschaftswahlen vom Oktober führten zu einem Defizit von 13,8 Milliarden US-Dollar beziehungsweise 0,6 Prozent des BIP. Finanzminister Joaquim Levy kündigte verschiedene Gegenmaßnahmen gegen die staatliche Haushaltskrise an – darunter höhere Steuern auf Brennstoffe, Kredite und Importprodukte sowie eine Abschaffung der Steuererleichterungen für die Automobilbranche.

Ausblick: „Liquiditätsspritzen dürften weltweit für Kapitalzuflüsse in Aktien sorgen“

Die von den großen Zentralbanken weltweit eingeführten Lockerungsprogramme haben möglicherweise konjunkturelle Impulse erzeugt. Sie haben es meines Erachtens jedoch den Banken auch vielfach ermöglicht, schmerzhaften Entscheidungen über Fehlinvestitionen aus dem Weg zu gehen. Zum Leidwesen der Zentralbanker, die die neuerliche Vergabe von Bankkrediten und damit die Wirtschaft ankurbeln wollten, ruht ein Großteil des Geldes, das eigentlich auf den Markt fließen sollte, nach wie vor in den Bankbilanzen.

Die von uns weltweit auf vielen Märkten wahrgenommenen niedrigen Zinsen gereichen fleißigen Sparern und Rentnern inzwischen zum Nachteil, während Aktienanleger allgemein profitieren. Viele Sparkunden, die schon unter den niedrigen Zinsen gelitten haben, könnte die Lockerungspolitik künftig noch vor andere Probleme stellen: Eine hohe Inflation und Blasen bei den Vermögenspreisen. Der jüngste Rückgang des Ölpreises hat ein Polster geschaffen. Doch wir gehen nicht davon aus, dass Öl langfristig so billig bleibt. Außerdem besteht die Sorge vor dem Ausbruch von „Währungskriegen“ im Zuge all der Lockerungsmanöver, wenn Länder versuchen, durch Abwertung der eigenen Währung Exportwachstum herbeizuführen.

Für den Moment sollten die letzten Lockerungsmaßnahmen durch Japan, die EZB, China, Indien und andere Zentralbanken der Angst vor potenziellen Zinserhöhungen durch die Fed und andere in diesem Jahr entgegenwirken. Unseres Erachtens werden die Märkte durch die lockere Zentralbankpolitik weitere Liquiditätsspritzen erhalten. Diese dürften weltweit Kapitalzuflüsse in Aktien auslösen, wenn sich Anleger auf die Suche nach Rendite machen. Wir achten jedoch auch aufmerksam auf potenzielle Nachwirkungen.

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?

Danke für Ihre Bewertung
Leser bewerteten diesen Artikel durchschnittlich mit 0 Sternen