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Mark Mobius: Heute Schwellenland, morgen „Global Player“

Mark Mobius
Mark Mobius
Die meisten Anleger – vor allem jene, die in den Industriestaaten leben – sind sich möglicherweise gar nicht darüber im Klaren, welchen Einfluss die Schwellenmärkte auf die Weltwirtschaft haben. Ich spreche jetzt nicht nur von China und nicht nur von Regierungen. Es siedeln sich immer mehr Großkonzerne in Schwellenmärkten an und dieser Trend wird sich meiner Meinung nach fortsetzen. Außerdem schließen in Schwellenmärkten ansässige Unternehmen immer mehr zu den weltweiten Spitzenunternehmen auf. Es wird den Einen oder Anderen überraschen, dass einige der größten Börsengänge in der Tat in Schwellenmärkten vonstatten gingen. Bald 70 % der umsatzstärksten Unternehmen
Vor kurzem stieß ich auf einen interessanten Report des McKinsey Global Institutes. Demnach wird der Anteil an Schwellenmarktunternehmen in den Fortune Global 500 – eine jährlich erscheinende Liste der 500 umsatzstärksten Unternehmen der Welt – aller Wahrscheinlichkeit nach auf über 45% steigen. Im Jahr 2000 betrug er nur 5%. Heute sind drei Viertel der 8.000 Unternehmen mit einem Jahresumsatz von 1 Mrd. US-Dollar oder mehr in Industriestaaten ansässig. Laut der Studie könnten jedoch in weniger als einem Jahrzehnt 7.000 neue Unternehmen in der ganzen Welt diese Größe erreichen. Mit hoher Wahrscheinlichkeit werden dann 70% davon in den Schwellenmärkten angesiedelt sein. Das ist eine ziemlich radikale Verlagerung der globalen Unternehmenspräsenz. Es führt auch zu einigen interessanten Verästelungen, die Anleger meiner Meinung nach nicht vernachlässigen sollten. Größter Börsengang im 1. Halbjahr 2013 in Brasilien Die Zahl der Börsengänge in den Schwellenmärkten nimmt schon seit Jahren zu. Dadurch steigen auch die Möglichkeiten für globale Anleger, selbst wenn Neuemissionen im chinesischen Festland-Markt in diesem Jahr für längere Zeit ausgesetzt worden sind. In der ersten Hälfte des Jahres 2013 erfolgte der größte Börsengang nicht in einem Industriemarkt, wie den USA, Großbritannien oder Singapur, sondern in Brasilien. Dabei wurden mehr als 5 Mrd. US-Dollar eingesammelt. Schwellenmarktaktien haben einen größeren Anteil an der weltweiten Marktkapitalisierung als viele ahnen. Sie machen etwa 35% des Gesamtmarkts aus. Meiner Meinung nach verpassen viele Anleger attraktive Anlagechancen, wenn sie es versäumen diese Trends zu erkennen und ihren Anlagehorizont entsprechend zu erweitern.   Kommende Größen im Bereich globale Fusionen und Verschmelzungen Die Finanz- und Schuldenkrise in den USA und in Europa, die 2008-2009 begann, gab den Schwellenmärkten die Möglichkeit von neuen Gelegenheiten im Bereich Fusionen und Verschmelzungen (M&A) zu profitieren. Seit der Krise wurde die Konjunkturerholung in den USA und in Europa schuldenfinanziert. Die Mittel wurden über die Staatsverschuldung aufgebracht. Das stellt auch weiterhin einen Grund zur Besorgnis in diesen Regionen dar. Demgegenüber stehen viele Schwellenmärkte finanziell viel besser da. Sie haben aus ihren eigenen Krisen der Vergangenheit gelernt. Schwellenmärkte verfügen über höhere Devisenreserven als die Industriemärkte. Sie müssen sich daher nicht unbedingt zusätzlich verschulden, um ihre Wirtschaft in Schwung zu bringen. Mit umfangreichen Barmitteln versehen, versuchen viele Schwellenmarktunternehmen durch strategische Übernahmen, die von Fahrzeugherstellern bis zu Kinos reichen, Marktanteile und modernste Technologie einzukaufen. Da überrascht es nicht, dass China sich gerade im Bereich Öl und Gas etablieren möchte. Angesichts des erwarteten Wachstums des Landes wird mit einem Anstieg der Nachfrage nach Kraftstoffen gerechnet. Die politische Führung Chinas ist dem durch strategische Übernahmen im Energiesektor in den letzten Jahren nachgekommen. In der Abbildung oben sehen Sie, wo China investiert hat. Steigende Fusionsaktivitäten von Schwellenländerfirmen Schwellenmarktunternehmen haben, was Fusionen und Übernahmen betrifft, einen Vorteil gegenüber Unternehmen in Industrieländern. Sie erhalten häufig staatliche Unterstützung. Viele dieser neuen, potenziellen „Global Player“ liefern qualitativ hochwertige Produkte zu einem niedrigeren Preis. Die Anzahl der Transaktionen, in deren Verlauf Schwellenmarktunternehmen Unternehmen in Industrieländern übernehmen, steigt. Zwischen 1997 und 2004 machten Schwellenmarktunternehmen, die internationale Investitionen im Rahmen von Fusionen und Übernahmen tätigten, 4% aller Fusionen und Übernahmen weltweit während dieses Zeitraums aus. Im Zeitraum 2004 bis 2010 war diese Zahl aber schon auf 17% gestiegen. 2011 gingen 20% der Mehrheitsübernahmen (d. h. Übernahmen, die eine Aktienmehrheit des Unternehmens erfordern) zwischen Industrie- und Schwellenmärkten von in Schwellenländern angesiedelten Unternehmen aus. Unbeschriebene Blätter werden zu Investmentzentren Auch wenn die Aktivität im Bereich Fusionen und Übernahmen in diesem Jahr eher verhalten war, erwarte ich die Möglichkeit eines sich fortsetzenden Aufwärtstrends. Aller Wahrscheinlichkeit nach werden Schwellenmarktunternehmen dabei eine Schlüsselrolle spielen. Bei steigendem unternehmerischem Leistungsvermögen in Schwellenländern könnten Städte, die Anleger heute noch nicht einmal auf einer Karte finden, zu den Investmentzentren der Zukunft werden. Und mit dieser Expansion kommen mehr Arbeitsplätze, höhere Einkommen und eine Vielzahl weiterer Errungenschaften in diese Orte. Technologiesprünge – Handys, mobiles Banking & Co. Diese Aktivität führte in einigen Schwellenländern auch zu sprunghaften technologischen Fortschritten. Diese Länder übernehmen modernste technologische Errungenschaften der Industriestaaten. Nur tun sie dies viel schneller. Noch Ende der 1990er Jahre verfügten zum Beispiel in Kenia weniger als 3% der Haushalte über ein Telefon. Ende 2011 gab es in 93% aller Haushalte ein Mobiltelefon. Ebenso hatten viele Verbraucher keine Bankkonten. Bankfilialen waren rar gesät und nur schwer zu erreichen. Mit Einführung des mobilen Bankwesens besteht nun aber nur noch geringer Bedarf an einem großen, physischen Filialnetzwerk. Das 2007 eingeführte M-PESA System ist heutzutage das wohl fortschrittlichste mobile Bezahlsystem der Welt. Und dieses Konzept weitet sich rasant auch in andere Länder aus. Das „M“ steht für „mobil“, „Pesa“ ist das suahelische Wort für „Geld“. Dieses System für Überweisungen und Mikrofinanzdienstleistungen auf Mobiltelefonbasis hat die Art und Weise, wie Finanztransaktionen durchgeführt werden, revolutioniert. Etwa 73% der Kenianer sind Kunden des „mobilen Geldes“. Geld kann mit Hilfe eines Codes überwiesen oder abgehoben werden. In Kenia kann man mit diesem System sogar das Taxi bezahlen. Geburt der zukünftigen Fortune 500 Ich denke, diese Arten von Entwicklungen sind einfach erstaunlich. Und sie führen zu einer höheren Produktivität. Das wiederum unterstützt natürlich das Wirtschaftswachstum. Und ein stärkeres Wirtschaftswachstum im Land ist im Allgemeinen auch für die Unternehmen dort gut. Meiner Meinung nach, machen die Länder, die Privatunternehmen wachsen und gedeihen lassen, es genau richtig. Unser Team findet es spannend, die Geburt und das Wachstum dieser potenziell kommenden Fortune 500 mitzuerleben. Wie Sir John Templeton einst bereits sagte: „Weltweit finden Sie mehr und interessantere Schnäppchen, als wenn Sie nur ein Land anvisieren.”

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