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Marktkommentar Was würde ein Brexit für die Märkte bedeuten?

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Brexit ist zum Teil bereits in Kurse eingepreist
Am Aktienmarkt belastet der mögliche Brexit die Kurse in den konjunkturempfindlicheren Branchen wie Banken, Baugewerbe und Konsum. Das schafft auf der anderen Seite interessante Anlagechancen bei zyklischen Aktien. Ihre Kurse dürften hochschnellen, wenn sich die Mehrheit für die EU-Mitgliedschaft ausspricht.

Die Hauptlast der Schwankungen hätten sicherlich die Devisenmärkte zu tragen. Schon jetzt wird das Pfund Sterling zum Dollar so tief gehandelt wie seit der Finanzkrise nicht mehr. Kommt es zum Brexit, halten wir einen massiven Einbruch zum Dollar auf unter 1,40, dem tiefsten Stand seit über 30 Jahren, für möglich. Das würde Aktien von Unternehmen mit Erträgen außerhalb des Pfund Sterling für Anleger deutlich attraktiver machen.

Kaufkraft des Pfund schwindet

Da die Kaufkraft des Pfund in diesem Szenario schwindet, könnten die Marktteilnehmer gezwungen sein, ihre aktuelle Einschätzung zu überdenken, dass nämlich Inflation und Zinsen in Großbritannien auf absehbare Zeit so niedrig bleiben wie zum jetzigen Zeitpunkt. In diesem Fall würden die Ratingagenturen das Länderrating mit negativem Ausblick auf ihre Beobachtungslisten setzen.

Anleger sollten aber auch bedenken, dass nicht im FTSE All Share Index börsennotierte Firmen 67 Prozent ihrer Umsatzerlöse in anderen Währungen als dem Pfund erwirtschaften. Diese würden bei einer spürbaren Abwertung der Landeswährung nach der Umrechnung in Pfund höher ausfallen und könnten damit Gewinnkorrekturen der betreffenden Firmen nach sich ziehen.

Andererseits würden Nebenwerteindizes, in denen Unternehmen mit hohem Gewinnanteil in Pfund stärker vertreten sind, anders als in den letzten sechs Jahren vermutlich hinter dem Markt zurückbleiben.

Kaum Auswirkungen auf Unternehmen


Auf viele in Großbritannien gelistete Unternehmen wird sich ein Brexit kaum auswirken. Einige werden hingegen unter den Folgen leiden. Nur mit einem tieferen Verständnis der Fundamentaldaten eines Unternehmens und einer Branche können Anleger mit hinreichender Sicherheit abschätzen, in welcher Höhe ein Bewertungsabschlag für diese Art von Risiko angemessen ist.

Zwar bleibt ein Votum für den Verbleib in der EU das wahrscheinlichste Szenario. Dennoch ist der weniger wahrscheinliche Brexit zumindest zum Teil bereits in den Kursen berücksichtigt. Aus den Erfahrungen der Vergangenheit wissen wir, dass Anleger solange an ihren Barmitteln festhalten, bis die Ungewissheit vorüber ist.

Ein Ergebnis zugunsten der EU-Mitgliedschaft könnte daher erhebliches Anlegerkapital zurück in auf Pfund lautende Risikoanlagen fließen lassen. In diesem Fall dürften binnenorientierte Zykliker besser abschneiden als defensive Qualitätsaktien und den Trend der vergangenen Monate umkehren.

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