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Vermögensverwalter Max Schott „Digitalisierte Unternehmenswerte bergen Risiken“

Max Schott ist Geschäftsführer der Stuttgarter Vermögensverwaltung Sand und Schott
Foto: Sand und Schott GmbH

Es ist eine weitere Facette der allgegenwärtigen Digitalisierung der Wirtschaft: Immaterielle Vermögenswerte wie Patente, Markennamen und Know-How gewinnen stetig an Bedeutung. Bereits heute basieren die Geschäftsmodelle der wertvollsten Unternehmen der Welt auf Dienstleistungen, bzw. nicht-physischen Produkten. Ihr Firmenwert besteht nicht aus Produktionsanlagen oder Immobilien, sondern aus Ideen, Software oder einer starken Marke.

Der Anteil der immateriellen Vermögenswerte inklusive Goodwill am Marktwert der 500 größten US-Unternehmen (S&P 500) hat sich in den Jahren 1985 bis 2015 von 32 auf 84 Prozent fast verdreifacht! Die Aktionäre haben davon stark profitiert. Die Unternehmen mit dem höchsten Anteil immaterieller Vermögenswerte haben den breiten Markt deutlich geschlagen. In Deutschland ist der Trend nicht anders. Bei großen deutschen Unternehmen wie SAP, Merck und der Deutschen Telekom zeigt sich in der Bilanz, dass etwa 50 Prozent des gesamten Anlagevermögens aus immateriellen Vermögenswerten bestehen.

Bewertung oft schwer nachvollziehbar

Für Privatanleger birgt dieser Trend jedoch einige Risiken. Neue Vermögenswerte werden grundsätzlich mit ihrem Anschaffungswert in der Bilanz erfasst. Bei immateriellen Werten ist dies jedoch kompliziert, da üblicherweise keine direkten Anschaffungskosten zugeordnet werden können. Allerdings stellen immaterielle Werte sehr wohl einen Nutzen für das Unternehmen dar. Daher gibt es für deren Erfassung in der Bilanz spezielle Vorschriften mit Ermessensspielraum.

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Die Bewertung immaterieller Vermögenswerte ist leider oft schwer nachvollziehbar. Unternehmenslenker können zudem einen großen Einfluss auf die Bewertung nehmen. Als Folge können wichtige Unternehmenskennzahlen verzerrt sein. Gerade der bei großen Firmenübernahmen entstehende Firmenwert (Goodwill) ist daher auf seine Werthaltigkeit hin zu überprüfen.

Welche Risiken entstehen können, zeigt der US-Nahrungsmittelkonzern Kraft Heinz, an dem auch der Starinvestor Warren Buffett beteiligt ist. Hier kam es zu einer großen Abschreibung über 15 Milliarden Dollar (über 12 Prozent der Bilanzsumme), verteilt auf Teile ihres Goodwills und andere immaterielle Vermögensgegenstände. Der Aktienkurs ist darauf um mehr als 30 Prozent eingebrochen.

Den Unternehmen auf den Zahn fühlen

Vor einem Investment in Aktien mit überdurchschnittlich hohem Anteil an immateriellen Werten sollten Investoren daher einige wichtige Fragen unbedingt klären. Zunächst sollten sie analysieren, welche Werte, zukünftigen Erträge und Annahmen hinter einem hohen Goodwill stecken. Um Risiken abzusichern, sollte das Unternehmen auch einen genügend großen Puffer bei Abwertungen besitzen. Denn wenn die Höhe des Goodwills das Eigenkapital des Unternehmens übersteigt, drohen bei hohen Abschreibungen ernste Verwerfungen. Ein ebenfalls sehr wichtiger, aber schwer zu prüfender Aspekt ist der Patentschutz.

Vor einem Investment in Aktien mit überdurchschnittlich hohem Anteil an immateriellen Werten sollten Investoren daher einige wichtige Fragen unbedingt klären. Zunächst sollten sie analysieren, welche Werte, zukünftigen Erträge und Annahmen hinter einem hohen Goodwill stecken. Um Risiken abzusichern, sollte das Unternehmen auch einen genügend großen Puffer bei Abwertungen besitzen. Denn wenn die Höhe des Goodwills das Eigenkapital des Unternehmens übersteigt, drohen bei hohen Abschreibungen ernste Verwerfungen. Ein ebenfalls sehr wichtiger, aber schwer zu prüfender Aspekt ist der Patentschutz.

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