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Potential in Südamerika Brasilien kann stärker wachsen

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Fallender Ölpreis: Rückenwind oder Gegenwind für Brasilien?

Den starken Ölpreisverfall während der letzten Monate kann man als Gegenwind, aber auch als Rückenwind für Brasilien sehen. Der niedrigere Ölpreis führt zwar zu geringeren Einnahmen aus dem Ölexport, der Energiesektor ist jedoch nur ein relativ kleiner Teil der brasilianischen Wirtschaft. So machen die sogenannten „Oil Rents“ gerade einmal 3 Prozent des BIP aus (Daten von 2012). Das brasilianische staatliche Ölunternehmen musste sogar Öl zu Weltpreisen importieren und zum staatlich beschränkten Preis (unter Selbstkosten) verkaufen, um die Inflation künstlich niedrig zu halten und die Verbraucher im Land von den höheren Weltpreisen abzuschirmen. Mit fallendem Ölpreis muss das Unternehmen das Öl nun nicht mehr mit einem Verlust verkaufen, was als positive Entwicklung gesehen werden muss. Gleichzeitig belastet der niedrigere Ölpreis die Erlöse aus Exploration und Produktion.

Ein niedrigerer Ölpreis könnte generell das Wirtschaftswachstum in Ländern, die Netto-Erdölimporteure sind (wie beispielsweise China und die USA), anheizen, die Kaufkraft erhöhen und auch potenziell die Nachfrage nach anderen Produkten aus Brasilien steigern. Obwohl sich die Exporte 2013 insgesamt auf weniger als 15 Prozent des BIP beliefen, verfügt Brasilien über ein vielseitiges Angebot an industriellen- und landwirtschaftlichen Rohstoffen, die weltweit nachgefragt sind, unter anderen nicht nur Erdöl, sondern auch Sojabohnen, Eisenerz und Zucker. Sollte die Weltwirtschaft sich 2016 erholen, was diverse Analysten prognostiziert haben, werden sich wahrscheinlich auch die Preise einiger Rohmaterialien erholen, die derzeit gesunken sind. Das dürfte der brasilianischen Wirtschaft zugute kommen. Gemeinsam mit anderen Reformbestrebungen in Brasilien wird dies hoffentlich dazu beitragen, ausländische Investitionen zu fördern und Vertrauen zu schaffen.

Wenn man die Märkte generell betrachtet und darüber nachdenkt, was man tun sollten, schaut man sich gerne Stellen an, die unpopulär sind. Abgesehen von Argentinien und Venezuela ist Brasilien derzeit das wohl unpopulärste Land in Lateinamerika. Gemäß der Philosophie von Mobius hat das Land somit eine nähere Betrachtung verdient, insbesondere die konsumorientierten Sektoren, da die Umsätze mit den Pro-Kopf-Einkommen gesunken sind und die Verbraucherausgaben stagnieren. Mobius und seine Leute schauen derzeit auch auf den brasilianischen Banksektor, der in Zukunft gute Chancen bieten könnte.

Hinter den Verbraucherausgaben steht derzeit noch ein Fragezeichen, die Kaufkraft ist gesunken und es bestehen Befürchtungen, Brasilien könne in die Rezession abrutschen. Die Stimmung ist derzeit recht schlecht, der Aktienmarkt ist schwach. Die meisten Geschäftsleute, mit denen sich Mobius und sein Team dieses Jahr in Brasilien unterhalten haben, sagten, dieses Jahr würde aller Voraussicht nach schwierig werden. Trotzdem möchte Mobius auf einige Punkte hinweisen, warum Anleger über Brasilien nachdenken sollten. Brasilien verfügt über eine riesige, dynamische Wirtschaft, von der er glaubt, sie wird in Zukunft trotz politischer Schwierigkeiten und Reformproblemen wachsen. Die Brasilianer verschaffen sich Gehör und sind aktivistisch orientiert. Das Land wird nicht die von Argentinien oder Venezuela gewählte Richtung einschlagen. Mobius sucht daher im Moment aktiv nach Möglichkeiten, sein Engagement im Land potenziell zu erhöhen, insbesondere bei Unternehmen von Weltklasse, die in der Vergangenheit zu teuer waren. Er ist aber auch an anderen Unternehmen interessiert, für die sich gute Aussichten bieten, die über eine solide Geschäftsführung verfügen und keine oder nur geringe Schulden haben.

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