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Reisebericht China Warum Chinas Gesundheitswesen weltweit führend werden könnte

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Nur wenige Patienten können Therapien bezahlen

Akuter klinischer Bedarf besteht in der Onkologie, bei Autoimmunkrankheiten und Herz-Kreislauf-Behandlungen. Weitere interessante Bereiche sind die Augenheilkunde und psychische Erkrankungen, wo die Diagnoseraten weiterhin weit über dem globalen Durchschnitt liegen. Die Onkologie ist vermutlich die größte Marktchance für Gesundheitsunternehmen. Chinesische Patienten haben nur begrenzten Zugang zu modernen Krebsbehandlungen – zurzeit sind nur 29 von 105 gezielten Therapien, die in den USA zugelassen sind, auch in China möglich. Im letzten Jahr wurden rund 60 Prozent der Krebsbehandlungen in China über die klassische Chemotherapie durchgeführt, in den USA lag der Anteil nur bei 10 Prozent. Es ist klar, dass hart um Marktanteile im Universum neuer und innovativer Arzneimittel gekämpft wird, aber das Kuchenstück ist so gross, dass jeder etwas davon abbekommt.

Das chinesische Gesundheitssystem basiert auf einem Einzelzahler-Modell – in der Theorie bedeutet dies, dass die Regierung alles bezahlt. Allerdings ist es so wie bei der Finanzierung der Gesundheitssysteme in den großen westlichen Volkswirtschaften: Der Finanzierungsbedarf, der mit Mitteln aus der Staatskasse gedeckt werden soll, nimmt immer stärker zu und das Budget nimmt immer stärker ab. Das bedeutet in der Praxis, dass die Patienten einen Teil der Kosten selbst tragen müssen, in einigen Fällen bis zu 90 Prozent der Behandlungskosten.

Im Zentrum der Preiskontrolle steht die Nationale Liste erstattungsfähiger Arzneimittel (NRDL) der Regierung. Auf dieser Liste stehen 2535 Produkte. Wenn ein Medikament in die Liste aufgenommen wird, wird dessen Preis bzw. die Erstattungshöhe über eine Ausschreibung verhandelt. Ein Abschlag von 50 Prozent auf den Vorlistenpreis ist üblich, vor allem bei Marken- und innovativen Arzneimitteln. Die NRDL wurde in der Vergangenheit alle 5 bis 7 Jahre überprüft. In Zukunft wird das viel häufiger geschehen, weil innovativere Medikamente darauf warten, in die Liste aufgenommen zu werden. Bei der letzten Aktualisierung der Liste im Jahr 2017 setzte die Regierung 45 Produkte auf eine „Zu verhandeln“-Liste, die Hälfte davon dient der Krebstherapie. Arzneimittel, die um das Ausschreibungsverfahren herumkommen, sind solche, die als erste ihrer Art in therapeutischen Bereichen mit akutem klinischem Bedarf auf dem Markt eingeführt werden oder dort eine Alleinstellung haben.

Über Anna Mulholland:  Anna Mulholland gehört seit April 2017 als Senior Investment Manager dem Global Emerging Markets Equities Team an. Vor ihrer Tätigkeit bei Pictet Asset Management war Anna sieben Jahre als Aktienanalystin bei der Deutschen Bank beschäftigt und in dieser Funktion vorrangig für Analysen von Edelmetallproduzenten und zuletzt von europaweit tätigen Bergbauunternehmen zuständig. Sie begann ihre Laufbahn 2000 als Aktienanalystin bei Morgan Stanley, wo ihr Tätigkeitsschwerpunkt auf europaweitem Medienresearch lag. 2007 wechselte sie zu Anglo American und bis 2011 leitete sie das Investor Relations Team Südafrika. Anna Mulholland hat an der Universität Bristol einen BA(Hons)-Abschluss in Neuerer Geschichte erworben und ist CFA Charterholder.

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