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Finanzköpfe zum Kopf-an-Kopf-Rennen So beurteilen Finanzprofis die US-Präsidentschaftswahl

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Aktuell sieht es zwar danach aus, als könne Biden die deutliche Mehrheit der Wählerstimmen auf sich vereinigen: Auf nationaler Ebene führt er bisher mit einem Vorsprung von 63 Mio. zu 61 Mio. Stimmen (50,5% vs. 49,5%) – und dieser Vorsprung wird vermutlich noch zunehmen, wenn die Stimmenauszählung in den demokratischen Hochburgen an der Westküste voranschreitet. Entscheidend für den Ausgang der Wahl ist jedoch nicht die Anzahl der Wählerstimmen, sondern vielmehr die Mehrheit der Wahlmännerstimmen. Zur Erinnerung: Der Präsident wird nicht direkt vom Volk gewählt, sondern durch das Electoral College.

Und bezüglich dieses Gremiums können dem Ticket Biden/Harris bis jetzt 209 Wahlmännerstimmen zugeordnet werden und President Trump/Vice President Pence 212. Beide Seiten liegen damit noch spürbar von der notwendigen Mehrheit von 270 entfernt. Die restlichen Wahlmännerstimmen sind alle noch „too close to call“. Auch im Senatsrennen liegen Demokraten und Republikaner momentan beide unterhalb der Mehrheitsschwelle.

Als Zünglein an der Waage fungieren im Präsidentschaftsrennen u.a. Georgia und (wie 2016!) die Staaten aus dem Rostgürtel: Wisconsin, Michigan und Pennsylvania. Und im Kampf um den Senat scheint es u.a. auf Michigan und Georgia anzukommen – in Georgia ist sogar mit mindestens einer „Runoff Election“ im Januar 2021 zu rechnen.

Zur Stunde deutet vieles darauf hin, dass das Ergebnis am Ende viel knapper ausfallen wird als von den meisten Experten im Vorfeld angenommen. Die antizipierte Fehlerspanne der Umfragen scheint im Vorfeld tatsächlich zu Trumps Lasten gegangen zu sein.

Erwartungsgemäß liegt die Wahlbeteiligung in diesem Corona-Wahljahr für amerikanische Verhältnisse sehr hoch. Aufgrund der aktuellen Gesamtsituation stimmten so viele Menschen wie noch nie per Briefwahl ab. Diese (teilweise sogar noch gar nicht eingetroffenen) Stimmen auszuzählen, wird vermutlich noch einige Zeit in Anspruch nehmen, so dass der Wahlausgang gerade in den genannten Swing States vorerst weiter länger offenbleiben könnte.

Esty Dwek, Chef-Marktstrategin bei Natixis Investment Managers

Mit einem gespaltenen Kongress wird auch Biden, selbst wenn er gewinnen sollte, nicht in der Lage sein, die von ihm gewünschten Ausgaben zu tätigen. Wenn wir jedoch näher am Status quo bleiben, könnten wir die Konjunkturimpulse früher bekommen, auch wenn das Volumen dann geringer wäre (näher an den 1,5 Billionen USD oder weniger). Auch der große Infrastrukturschub ist unwahrscheinlich. Umgekehrt werden auch die Steuererhöhungen ausgepreist und die Regulierung verstärkt.

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