Soilless Farming Landwirtschaft ohne Erde und Traktor
In den 28 EU-Ländern ist zwar fast die Hälfte der gesamten Bodenfläche Ackerland. Es wird jedoch immer wahrscheinlicher, dass unser Gemüse in Zukunft gar nicht mehr in der Erde angepflanzt wird. Auch wenn jetzt erst verstärkt über Soilless Farming (erdlose Landwirtschaft) berichtet wird, gibt es das Konzept schon recht lange. Schon im 19. Jahrhundert fanden Wissenschaftler heraus, dass Pflanzen ganz ohne Mutterboden angebaut werden können. Aber damit waren sie nicht die ersten: Schon die Azteken bauten landwirtschaftliche Erzeugnisse im Meer an und im 13. Jahrhundert legten die Chinesen schwimmende Gärten an.
Mit den richtigen Techniken und Geräten lassen sich Pflanzen im Wasser und sogar im Nebel anbauen. Mit einer Nährlösung, die in einer kontrollierten Umgebung direkt auf die Pflanzenwurzeln gegeben wird, kann ein stets optimales Wachstum der Pflanze sichergestellt werden. Dadurch wird die Pflanze noch produktiver. Hydroponik, eine gängige Methode im Soilless Farming, kommt hauptsächlich beim Anbau von Tomaten, Blattsalat, Gurken, Paprika und Kräutern zum Einsatz. Theoretisch kann die Technik für alle Nutzpflanzen eingesetzt werden.
Weniger Anbauflächen, mehr hungrige Münder
Ein wichtiger Faktor für die zunehmende Bedeutung von Soilless Farming ist die abnehmende Verfügbarkeit von Ackerland. In den letzten vierzig Jahren ist auf der Erde rund ein Drittel der landwirtschaftlich nutzbaren Gesamtfläche verschwunden. Erosion und Verschmutzung sind die Hauptgründe für den Verlust von Anbauflächen – beides ist der globalen Erwärmung zuzuschreiben. Trotz zunehmender Bemühungen, der globalen Erwärmung entgegen zu wirken, würde es Jahre dauern, bis der Verlust von Ackerland ausgeglichen wäre.
Dank der Entwicklung neuer Anbautechniken haben es die Landwirte geschafft, das Volumen ihrer landwirtschaftlichen Produktion zu erhöhen. Vor dem Hintergrund der wachsenden Weltbevölkerung ist das umso wichtiger. Den Vereinten Nationen zufolge wird die Weltbevölkerung (heute leben 7,6 Milliarden Menschen auf der Erde) bis 2030 auf 8,5 Milliarden und bis 2050 auf fast 10 Milliarden ansteigen. „Soilless Farming kann eine wesentliche Rolle bei der Ernährung der wachsenden Weltbevölkerung spielen“, so Marie-Laure Schaufelberger, Product Specialist für den Pictet-Nutrition Fonds.
Zunehmende Bedeutung in der Nahrungsmittelkette
Einer der größten Vorteile von Soilless Farming ist die Möglichkeit, in die Vertikale zu gehen und somit Platz zu sparen. Werden die Pflanzen in speziellen Turmgewächshäusern in mehreren übereinander gelagerten Ebenen angebaut, ist der Ertrag pro Quadratmeter viel höher als in der traditionellen Landwirtschaft. Auch Ungeziefer und Krankheiten wären weniger ein Problem.
Gewächshäuser können so gut wie überall errichtet werden und sind im Gegensatz zur traditionellen Landwirtschaft nicht von den Umgebungsbedingungen abhängig. „Kleinere Initiativen dieser Art gibt es immer mehr“, so Schaufelberger. „Es sind jedoch die großen Projekte, die wirklich einen Einfluss auf unsere Agrarwirtschaft haben. Im letzten Jahr wurde der weltweit größte vertikaleb Landwirtschaftsbetrieb in einem Lagerhaus in New Jersey, USA, eröffnet. Dort kann pro Jahr rund 1 Million Kilo Gemüse geerntet werden, ganz ohne Erde, Pestizide und Sonnenlicht. Die Erkenntnisse, die wir aus diesen Projekten gewinnen, machen es möglich, noch größere Produktionsanlagen dieser Art zu bauen – damit Soilless Farming in der Nahrungsmittelkette einen festen Platz einnehmen kann.“
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