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Starcapital-Vorstand über Prognosen Crash-Propheten haben wieder Konjunktur

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Die Verschuldung des Unternehmenssektors stieg von 70 Prozent auf über 90 Prozent an. Ganz wesentlich für diese Steigerung war China. Dort erhöhte sich die Gesamtverschuldung auf 300 Prozent und die Unternehmensverschuldung auf 140 Prozent des BIP.

Die Verschuldung der privaten Haushalte aber sank insbesondere als Folge der Finanzkrise in den wichtigsten Industrieländern, ganz besonders in den USA und Deutschland.

Wie gefährlich ist denn nun der Anstieg der globalen Staatsverschuldung? Beginnen wir mit Japan, das zwischenzeitlich ein Staatsdefizit von 240 Prozent des BIP aufweist. Infolge der stark alternden Bevölkerung sinkt in Japan bereits seit einigen Jahren die Sparquote.

Gleichzeitig führt die Demographie über ein nachlassendes Wirtschaftswachstum zu einem langfristigen Rückgang der privaten Investitionen und einem Anstieg der Ersparnisse auf Unternehmensebene. Daraus resultiert eine große Diskrepanz zwischen den gesamten Ersparnissen der Privathaushalte und Unternehmen und den privaten Investitionen. Diese Überschussersparnisse, die für die privaten Investitionen nicht benötigt werden, kann der Staat für öffentliche Investitionen nutzen und problemlos über eine steigende Schuldenaufnahme bei der eigenen Bevölkerung refinanzieren.

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In Deutschland wie Europa steigen sogar die privaten Ersparnisse, so dass auch hier eine große Lücke zwischen den Ersparnissen und den stagnierenden privaten Investitionen entstanden ist, die die Staaten zu öffentlichen Investitionen nutzen können, ohne einen Anstieg der Inflation und der Zinsen befürchten zu müssen.

Die hohe Unternehmensverschuldung in China ist ganz überwiegend auf die wenig produktiven Staatsunternehmen zurückzuführen. Deren Schulden sind eigentlich dem Staat zuzurechnen, dessen offizielle Verschuldung nur bei 51 Prozent des BIP liegt. Angesicht einer Sparquote der Privathaushalte in China von über 30 Prozent wird jedoch verständlich, dass auch China seine Verschuldung problemlos über seine eigenen Bürger refinanzieren kann.

Grundsätzlich gilt die Regel, dass monetär souveräne Staaten, die sich nur in ihrer eigenen Währung und am besten bei ihrer eigenen Bevölkerung verschulden und flexible Wechselkurse zulassen, nicht Bankrott gehen können. Dies gilt umso mehr für ein Land, das sich ausschließlich in der Welt-Leitwährung verschuldet wie die USA. Obgleich in den USA die Staatsverschuldung die 100 Prozent-Marke (bezogen auf das
BIP) nach oben durchstoßen hat, ist die Refinanzierung problemlos, zumal auch die Sparquote der Amerikaner von unter 0 Prozent vor der Finanzkrise
auf zwischenzeitlich über 8 Prozent angestiegen ist.

Am kritischsten scheint der Anstieg der Unternehmensverschuldung in den USA zu sein. So wird die Zahl der Zombie-Unternehmen, die ihre Zinsen nur mit Mühe bezahlen können, auf über 10 Prozent geschätzt. Bei steigenden Zinsen könnten diese Firmen in die Insolvenz gehen. Angesichts rekordniedriger Arbeitslosigkeit erscheinen jedoch die daraus resultierenden ökonomischen Schäden als sehr überschaubar.

Der Verschuldungsgrad vieler Unternehmen stieg auch deshalb, weil sie die niedrigen Zinsen nutzten, um ihre eigenen Aktien zurückzukaufen, wodurch der Ertrag pro Aktie steigt. Eine solche Bilanzkosmetik schwächt jedoch nur marginal die Bilanzqualität.

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