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UBS-Vertriebsleiter im Interview „Liquid Alternatives werden im Portfolio zur harten Konkurrenz für Aktienfonds“

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Würden Sie Ihr Haus als Nettoprofiteur der Niedrigzins-Phase betrachten?

Bertram: Ja, weil private wie institutionelle Investoren, wenn auch zögerlich, nach Rendite suchen. Und wo auch immer unsere Kunden suchen, wir können mit unserer stark ausgebauten Palette an aktiven und passiven Lösungen so gut wie allen Kundengruppen passende Lösungen bieten – ob Aktien-, Renten- oder Immobilienfonds, Multi-Asset oder Liquid Alternatives bis hin zu speziellen ETFs zum Beispiel für Goldminenbetreiber oder Landwirtschaftsindizes.

Quo vadis Aktienfonds: Der oft unter dem Titel „Große Rotation“ vorhergesagte starke Shift von Anleihen in Aktien ist bisher ausgeblieben. Wundert Sie das?

Bertram: Nein, das wundert mich nicht. Die Erwartungen waren/sind zu hoch, dass die mehrheitlich konservativ eingestellten deutschen Anleger jetzt mit fliegenden Fahnen von der Renten- auf die Aktienseite wechseln würden. Und ob große institutionelle Anleger, Asset Manager, Versicherungen oder Pensionsfonds nun ihre Aktienquote in kurzer Zeit erhöhen, ist nicht sehr wahrscheinlich. Langsam vielleicht. Denn die Aktienmärkte sind zurzeit anfällig für Korrekturen. Vielen erscheinen Aktien nur deswegen so attraktiv, weil es an Alternativen fehlt, vor allem auf der Rentenseite, von Ausnahmen einmal abgesehen.

Ist der Sturm auf Aktien nur verschoben?

Bertram: In Deutschland halte ich einen solchen „Sturm“ für unwahrscheinlich. TMT-Blase und Finanzkrise haben der Risikofreude, vor allem bei Privatanlegern, schwer geschadet. Das Vertrauen baut sich nur langsam wieder auf. Immerhin steigt das Interesse an Aktien zurzeit. Das geht sicherlich weiter, wenn die gesetzliche Rente bald nicht mehr hält, was sie verspricht, und die klassischen Wege, privat vorzusorgen, immer weniger Rendite abwerfen. Irgendwann geht aber auch die längste Niedrigzinsphase zu Ende, und dann wird sich zeigen, wie gut Aktien als langfristig renditeträchtigste Anlageklasse akzeptiert und vor allem auch genutzt werden.

Nicht einmal 15 Prozent der Deutschen im Alter von über 14 Jahren besitzen Aktien oder Aktienfonds. Worauf führen Sie das zurück? Und wie müssen die Vertriebsansätze der Fondsbranche angepasst werden, um diesen Zustand zu ändern?

Bertram: Das Image von Aktien ist nicht besonders gut. In Deutschland verbindet man im Hinterkopf gerne krisenhafte Situationen oder strauchelnde Unternehmen damit. Das kommt nicht von ungefähr. In den Nachrichten oder vor der Tagesschau wird täglich über das Börsengeschehen und den Dax berichtet, und zu geschätzt zwei Dritteln sind es negative Nachrichten von einzelnen Unternehmen, auf die die Berichterstattung eingeht. Auch dann, wenn der Index insgesamt steigt. Das trägt nicht gerade zu einem guten Image von Aktien bei.

Außerdem: In der Schule führt das Thema Börse bzw. Aktien eher ein Schattendasein. Das heißt, man muss sich schon wirklich für das Thema interessieren und sich informieren, dass es über Bausparvertrag und Lebens- bzw. Rentenversicherung noch weitere Möglichkeiten der Vermögensbildung gibt. Natürlich können Fondsanbieter und Finanzberater das ihre dazu tun – und tun es auch – um die Marktmechanismen, Aktien, Börse, Fonds etc. besser zu erklären. Aber grundsätzlich wäre eine bessere Vorbereitung zu Schulzeiten die langfristig und nachhaltig effektivere Lösung. Das würde mehr Lobbyarbeit in der Bildungspolitik erfordern, denn der Kampf um mehr Raum bzw. Zeit für bestimmte Themen im Unterricht ist eng.


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