LinkedIn DAS INVESTMENT
Suche
in MärkteLesedauer: 5 Minuten

„Unternehmensanleihen bieten auch weiterhin einen Wert“

Seite 2 / 2



Gleichzeitiger Ausfall in vier Ländern der Peripherie könnte Bankensystem gefährden

Europäische Banken haben erhebliche Anteile an den Staatsanleihen von Ländern der europäischen Peripherie (Irland, Portugal, Spanien, Italien und Griechenland), wie die unten stehende Grafik veranschaulicht: Sie zeigt, wie hoch die Anteile an solchen Staatsanleihen der Banken jedes Landes im Verhältnis zu ihrem Kernkapital („Core Tier 1“) sind.

Wenn es in Griechenland oder Irland zur Zahlungseinstellung des Staates kommt, würde dies die Solvenz des Bankensystems als Ganzes nicht gefährden – anders sähe es bei einem Zahlungsausfall in beiden Ländern sowie zusätzlich in Portugal und Spanien aus. Bei einem solchen Szenario wären das deutsche und das belgische Bankensystem praktisch insolvent; vorausgesetzt wird die Annahme eines 50prozentigen „Sicherheitsabschlags“ (Reduktion der Schuldenverpflichtungen) und eine Konzentration auf das konservative Schuldenmaß „Core Tier 1“, die neue Regelungsnorm, die der Markt als echtes Kernkapital ansieht.

Dies würde bedeuten, dass entweder der Steuerzahler erhebliche Unterstützung bieten oder eine umfassende Schuldensanierung vorgenommen werden müsste – was wiederum wahrscheinlich zum Zusammenbruch des französischen und anderer Bankensysteme führte. Und daraus entstünde dann genauso ein deutsches oder französisches sowie ein irisches oder spanisches Problem.

In Anbetracht des Risikos dieses Teufelskreises ist zu erwarten, dass die Aufsichtsbehörden eine übergreifende Lösung für Europas Bedenken bezüglich Spaniens finden werden. Man sollte dabei nicht vergessen, dass Spanien viel stärker als beispielsweise Portugal, Irland oder Griechenland ist – trotz seines schwachen nationalen Bankensystems, aber in Anbetracht seines geringeren erwarteten Schuldenniveaus, der sich verbessernden Leistungsbilanz und der höheren nationalen Sparquoten.

Fazit: Die Weltwirtschaft wird keinen erneuten Konjunktureinbruch erleben

Unserer Ansicht nach wird die Weltwirtschaft keinen erneuten Konjunktureinbruch („double-dip“) erleben. Die führenden Indikatoren zeigen zwar an, dass sich die Wirtschaft in den Industrieländern verlangsamt, es droht aber keine Rezession. In den Schwellenmärkten wird es wahrscheinlich zu einem starken Wachstum der Infrastruktur kommen, was die Weltwirtschaft weiter positiv beeinflussen sollte. Außerdem erholt sich der Kreditzyklus der Banken. Die Analyse von Umfragen der amerikanischen Notenbank FED und Daten vom Anleihemarkt zeigen, dass die Kreditanforderungen der Banken zwar noch immer sehr konservativ sind, sie jedoch wieder beginnen, Kredite zu gewähren. Wir erwarten Volatilität, aber auch eine langsame Verbesserung, die durch die graduelle Lockerung der Kredite, sehr niedrige Zinssätze, einen Rückgang der Arbeitslosigkeit und das wieder erstarkte Vertrauen von Unternehmen, Investitionen zu tätigen, getrieben wird.

Auf Grundlage der Schlussfolgerung, dass die europäische Wirtschaft keinen erneuten Konjunktureinbruch erleben wird, sind wir der Meinung, dass innerhalb der europäischen Kreditmärkte beachtliche Möglichkeiten bestehen. Unternehmensanleihen bieten damit auch weiterhin einen Wert, obwohl sie sich von den vorher problematischen Niveaus erholt haben. Zudem behalten Unternehmen Geldmittel zurück. Die moderaten wirtschaftlichen Prognosen bedeuten, dass es nur in begrenztem Umfang Fusionen und Übernahmen geben wird, und es gibt noch keine Anzeichen für große fremdfinanzierte Übernahmen. All diese Tendenzen unterstützen Unternehmensanleihen.

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?

Danke für Ihre Bewertung
Leser bewerteten diesen Artikel durchschnittlich mit 0 Sternen
Tipps der Redaktion