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Vermögensverwalter André Bittner über Mischfonds „Ungedeckte Short-Positionen sind für uns ein Ausschlusskriterium“

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Welche konkreten Mischfonds stehen bei Ihnen aktuell ganz oben auf der Liste?

Bittner: Keiner steht bei uns ganz oben, denn wer sich in eine Anlage verliebt hat verloren! Aber zwei Beispiele von Mischfonds, die wir schon länger in einigen Portfolios haben sind der Acatis Gané und der First Private Wealth, die es beide in einer institutionellen Tranche gibt.

Laut BVI-Statistik ist haben Mischfonds bereits einen Marktanteil von 24 Prozent erreicht und mittlerweile Rentenfonds überholt. Worauf führen Sie diesen Trend zurück, wie lange wird er weitergehen und wohin wird er führen?

Bittner: Hier würde ich sagen Glück gehabt, denn so hat der Privatanleger nicht das volle Zinsänderungsrisiko zu fürchten und einen Anteil im Sachwert Aktie, ohne sich selbst um das Management zu kümmern. Da wir in Deutschland keine Aktienkultur haben und diese auf lange Sicht auch nicht bekommen, ist dieser Schritt kein Fehler. Der Anleger erwartet, dass der Fondsmanager bei Marktveränderungen das Richtige tut – manchmal jedoch vergeblich. Einige können es jedoch und haben dies auch bei genauerer Betrachtung über unterschiedliche Zyklen bewiesen. Wie die Akteure in Zukunft mit Änderungen der Zinsseite und der Aktienauswahl umgehen und welche Renditequellen erschlossen werden, sollte man sich genauer ansehen.

In der Praxis zeigt sich im Vergleich häufig, dass gute Mischfonds diskretionären Mandaten ebenbürtig sind und den Vergleich nicht scheuen müssen. Erfolgreiche Vermögensverwalter setzten für Teilbereiche Ihrer Depots selbst Wertpapierfonds ein, um diese Teilbereiche von den fähigsten Kollegen managen zu lassen. Zudem würde die Aussage zu den individuellen Mandaten jedes Family Office Lügen strafen, denn auch hier haben sich die einzelnen Vermögensverwalter übergeordneten Anlagerichtlinien und Guide Lines zu unterwerfen und müssen ihren Job machen (unter dem Gesichtspunkt eines strukturierten Investmentprozess, ohne dass die Gesamtallokation und die gesamte Risikosteuerung beim einzelnen Vermögensverwalter liegt). Selbst das Argument, dass manche Mischfonds zwischen null und 100 Prozent Aktienquote entscheiden können, muss nicht zwingend ein K.O.-Kriterium sein, managt der Fondsmanager doch aus seiner Sicht nur ein Depot und kann innerhalb der Anlagerichtlinien und des Investmentprozesses frei entscheiden, schnell reagieren und Absicherungen flexibel und kostengünstig einsetzen. Wenn dieser Fonds 10 Prozent der Gesamtallokation beim Kunden ausmacht, ändert sich die Aktienquote um maximal 10 Prozent. Aus dem Blickwinkel der mittleren Aktienquote von zum Beispiel 50 Prozent auf Fondsebene entspricht dies bei eine 10 Prozent Depotanteil einer Abweichung von ungefähr 5 Prozent. Somit kommt bei einer Beimischung von flexiblen Fonds, bei entsprechend maximaler Dotierung je Fonds, eine gegebenenfalls sinnvolle Flexibilität ins Depot. Wenn mehr als einer dieser flexiblen Fonds ins Depot aufgenommen wird, kann ein Managerhedge entstehen, ähnlich wie auf der Währungsseite. Zudem lassen sich verschiedene Risikomanagement-Ansätze schon bei kleineren Vermögen kombinieren.

Flaggschiff-Fonds oder kleine Mischfonds-Perlen: Welche Rolle spielt die Fondsgröße bei der Portfolio-Qualität?

Bittner: Je nach Anlageuniversum spielt die Größe schon eine Rolle bei unserer Entscheidung. Wichtiger ist uns jedoch der Track Rekord des Managers nicht nur bei dem zur Entscheidung stehenden Fonds sowie eine Risiko- und Performance Beitragsanalyse (Attributionsanalyse). Es macht aber keinen Sinn den Fonds auszutauschen, nur weil aus einer Perle ein Flaggschiff wird. Hier entscheidet das Anlageuniversum neben weiteren qualitativen Kriterien. Allerdings macht es für uns Sinn nach Perlen Ausschau zu halten, um bei einzelnen Anlageentscheidungen diese auch performancerelevant im Fonds umgesetzt zu sehen.

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