Wachtendorf-Kolumne Weltspartag: Stefan Raab, übernehmen Sie!
Am 30. Oktober ist Weltspartag, und wie in jedem Jahr machen in den Wochen davor diverse Studien und Umfragen zum Sparverhalten der Deutschen die Runde. Neue Erkenntnisse treten dabei selten zutage. So überrascht es nicht wirklich, dass einer repräsentativen Comdirect-Umfrage zufolge jeder zweite Bundesbürger die aktuelle Zinsflaute einfach ignoriert: 17 Prozent der Befragten halten Sparbuch und Tagesgeld noch immer für die beste Anlageform, 16 Prozent trauen sich nicht, etwas anderes zu probieren, und weitere 16 Prozent interessieren sich entweder überhaupt nicht für das Thema oder haben keine Ahnung, wie hoch beziehungsweise niedrig die Zinsen für ihr Erspartes momentan überhaupt sind.
Auch in der medialen Begleitung des alljährlich wiederkehrenden Ereignisses dürfte nächste Woche Business as usual herrschen. Lokalzeitungen werden über mehr oder weniger gelungene Marketing-Aktionen der örtlichen Sparkassen und Genossenschaftsbanken berichten, Kommentatoren der überregionalen Presse wahlweise den Nutzen des Spargedankens beschwören oder einmal mehr die fehlende Fantasie der Deutschen bei der Geldanlage beklagen. Letzteres dürfte übrigens in einem Umfeld dauerhaft niedriger Zinsen dazu führen, dass Deutschland in den einschlägigen internationalen Vergleichen weiter absackt. So stieg 2013 nicht zuletzt aufgrund des unterschiedlichen Anlageverhaltens das durchschnittliche Pro-Kopf-Vermögen der deutschen Haushalte nur um 2.500 Euro, während es in Großbritannien 4.500 Euro waren und in den USA sogar 10.000 Euro.
Mit anderen Worten: Der Karren ist ziemlich festgefahren, Besserung nicht in Sicht. Höchste Zeit für unkonventionelle Ideen, die sich auf anderen Gebieten durchaus bewährt haben. Zum Beispiel in der Musikindustrie. Dort führte der 2009 als Retter verpflichtete Stefan Raab die beim Eurovision Song Contest über Jahrzehnte hinweg chronisch erfolglosen Deutschen aus dem Stand ganz nach vorne. Deshalb sollte Allzweckwaffe Raab sich als nächstes Projekt den Weltspartag vorknöpfen und diese 90 Jahre alte Institution einmal gehörig entstauben. Zum Beispiel mit einem „Bundesvision Spar Contest“: Welches Bundesland schafft es, die erfolgsverwöhnten Hessen vom Spar-Thron zu stoßen? Welche mecklenburgische Volksbank sammelt in der Sparwoche das meiste Geld für einen mit fünf Sternen bewerteten globalen Aktienfonds ein? Und welchen Zehntklässlern gelingt der Sprung in eine 16-köpfige, aus Schülern aller Bundesländer zusammengesetzte Auswahlmannschaft, die Deutschlands Fondsmanager-Elite zum Wettkampf herausfordert?
Eine Schwachsinns-Idee? Vielleicht. Aber wer hat eine bessere?