LinkedIn DAS INVESTMENT
Suche
in HochzinsanleihenLesedauer: 4 Minuten

Wolkenkratzer sollen Vorboten von Finanzkrisen sein Himmelhoch bauend – und dann zu Tode betrübt?

Seite 2 / 2


Lawrence leitete aus seinen Beobachtungen ab, dass Rekord-Wolkenkratzer häufig am Scheitelpunkt eines Konjunkturzyklus errichtet werden. Hochhäuser sind damit ein Indikator für wirtschaftlichen Niedergang – ein Vorzeichen, dass es mit der Konjunktur bald abwärts gehen könnte.

Und sein Index wird von anderen Ökonomen untermauert. Wie Gunter Löffler von der Universität Ulm in seinem Paper „Tower Building and Stock Market Returns“ belegt hat, sind beide Phänomene – Finanzkrisen und Rekordbauten – Ergebnis eines zu großen Optimismus. In Zeiten globaler Niedrigzinsen fällt die Finanzierung solcher Megaprojekte leichter. Aber lässt sich der Index auf die derzeitige Lage der Weltwirtschaft anwenden?

Blickt man nach Asien, wo im vergangenen Jahr 83 der 106 Wolkenkratzer über 200 Meter errichtet wurden, müsste der Wolkenkratzer-Index eine Finanz- und Wirtschaftskrise indizieren. Erste Anzeichen dafür gibt es schon: Die Wirtschaftsaussichten in China haben sich eingetrübt, das Wachstum ist zurückgegangen, an den Börsen gab es heftige Beben. Die Investoren sind verunsichert. Flüchten Anleger mit ihrem Geld nun in Immobilien? Die Frage ist, welcher Bau den Anknüpfungspunkt der Theorie bildet und wann der Zyklus zu Ende ist.

Sind Wolkenkratzer also die Vorboten ökonomischen Entgleisungen – und die physische Manifestation von Blasen auf dem Markt?

Der Zusammenhang ist nicht durchgehend plausibel. Die allermeisten Wolkenkratzer sind in den vergangenen zehn Jahren in China gebaut worden. Das Land müsste also längst in einer tiefen Krise stecken. Auch London hat eine ganze Reihe von Wolkenkratzer-Neubauten hinter sich. Trotzdem sind die Immobilienpreise in der City bisher hoch geblieben.

Hier ist der Index also nicht aussagekräftig. Doch es geht auch um Symbolik. Hochhäuser sind immer eine Manifestation von Macht. In ihnen spiegelt sich der Übermut der Menschheit, die immer höher hinaus will, wider. Nur eines ist definitiv: Der Wettbewerb um das höchste Gebäude wird weitergehen – Krise hin oder her.

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?

Danke für Ihre Bewertung
Leser bewerteten diesen Artikel durchschnittlich mit 0 Sternen
Tipps der Redaktion