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Behavioral Finance: So denken Anleger wirklich

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Infolgedessen könnten sie entweder vorsichtiger oder zuversichtlicher sein, als die statistische Wahrscheinlichkeit es verlangen würde. Sie schätzen zudem regelmäßig die Erfolgs- oder Verlustchancen falsch ein. Dr. Kahneman erhielt für seine bahnbrechende Forschungsarbeit den Nobelpreis für Wirtschaft. (Dr. Tversky war es nicht bestimmt, an der Ehre teilzuhaben, da er kurz vor der Entscheidung des Nobelausschusses verstarb.)

Von diesen ersten Experimenten über die Anomalien des menschlichen Verhaltens im Hinblick auf Geld lieferten im Lauf der Jahre zahlreiche Studien erhebliches empirisches Beweismaterial zur Unterstützung ihrer ursprünglichen Hypothese. Es scheint, dass der Mensch weitaus weniger rational in seinen Entscheidungen ist, als die Wirtschaftstheorie annimmt. Selbst überlassen begehen viele Menschen immer wieder dieselben Fehler, selbst wenn man ihnen den Fehler erklärt hat.

Dan Ariely, Professor der Psychologie an der Duke University, spezialisiert sich auf Behavioral Finance (verhaltensorientierte Finanzierungslehre), und zwar im Hinblick auf das Verhaltensphänomen „predictably irrational“. Selbst wenn ein angemessenes Argument und reichlicher Kontext zur Verfügung stehen, tendiert das menschliche Gehirn dennoch stark dazu, Entscheidungen auf der Grundlage irrationaler Gefühlsregungen zu treffen.

Gefühle gewinnen die Oberhand


Der Entscheidungsprozess ist äußerst komplex und verlangt den Einsatz zweier großer Gehirnzentren. Die Vorderseite des Gehirns wird durch die Großhirnrinde (Cerebraler Cortex) beherrscht. Dort befinden sich die sogenannten höheren Funktionen der Logik, der Vernunft und der Planung sowie das limbische System, das für unsere Instinkte, emotionalen Reaktionen und das intuitive System zuständig ist. Gefühle und Vernunft sollten sich bei der Zusammenarbeit ausgleichen. Untersuchungen zeigen jedoch, dass die Aktivität im Unterbewusstsein der bewussten Entscheidung vorausgeht und sie determiniert.

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Der Mandelkern ist schuld

Im Netzwerk der Strukturen, aus dem sich das limbische System zusammensetzt, befindet sich der Mandelkern. Das ist ein kleiner, aber aktiver Bereich im Gehirn mit der Funktion eines Frühwarnsystems, der Botschaften der Sorge und Furcht aussendet als Warnung vor drohenden Gefahren. Der Mandelkern konzentriert sich beim Ausbleiben eines heranpirschenden Räubers oder einer anderen Form eines unmittelbaren Angriffs auf potenzielle Gefahren durch abstraktere Ursachen - beispielsweise Konkurrenz, Stress oder negative Schlagzeilen. Wegen seiner Ausrichtung auf die Abwehr von Gefahr sind für den Mandelkern Negativität und den Pessimismus reale Gefahren.
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