ICM-Vorstand Norbert Hagen China steuert um
Peking hat es Anlegern in der Vergangenheit nicht gerade einfach gemacht. Die Kreditvergabe durch Schattenbanken wurde eingeschränkt, große Entwickler von Immobilienprojekten gerieten in Schieflage und immer wieder gab es aufgrund von Corona-Ausbrüchen Shutdowns. Zuletzt haben die Behörden Ende März die Wirtschafts- und Finanzmetropole Shanghai runtergefahren und Massentests der Bevölkerung angeordnet.
Dazu kamen noch die politisch motivierten Angriffe auf die großen Tech-Konzerne und Nachhilfe-Plattformen, die bei den entsprechenden Aktienkursen zu erheblichen Kurseinbußen geführt haben. Tencent, Alibaba und Co. verloren auf Sicht eines Jahres zum Teil mehr als 40 Prozent an Wert. Allerdings haben sich die reinen Festlandsaktien besser geschlagen als die international notierten Titel, in die auch Ausländern investieren können.
Der Wachstumsmotor läuft wieder
Doch jetzt hat der Volkskongress für dieses Jahr ein Wirtschaftswachstum von rund 5,5 Prozent angekündigt. Das ist zwar spürbar weniger als in den vergangenen Jahren, hat aber die Konsenserwartungen der Marktteilnehmer positiv übertroffen, die eher im Bereich von 5 Prozent lagen. Bekannterweise trifft China die staatlichen Wachstumsprognosen meistens bis auf die erste Stelle hinterm Komma.
1.200% Rendite in 20 Jahren?
Es ist zu erwarten, dass die Volksrepublik sowohl seine Geld- als auch seine Fiskalpolitik wieder lockert, um die Konjunktur anzukurbeln. Denn den Politikern in Peking dürfte bewusst sein, dass das Ziel „Wachstum für alle“ nur mit einem spürbaren Wirtschaftswachstum zu erreichen ist. Immerhin will die Kommunistische Partei in diesem Jahr elf Millionen neue Jobs schaffen.
Beim erneuten Umschwenken Pekings auf Wachstum handelt es sich allerdings nicht um einen Selbstläufer. So ist es offen, ob es gelingt, Investments in die Infrastruktur im gewünschten Ausmaß wieder hochzufahren. Das hängt stark davon ab, ob die Schattenbanken wieder ihre Kreditvergabe lockern.
Ihre Aktienkurse sind im Februar weiter gesunken, was gegen eine Geschäftsausweitung spricht. Gleichzeitig herrscht bei der privaten Immobiliennachfrage weiterhin Flaute. Damit verharren zwei für das Wirtschaftswachstum wichtige Bereiche weiter auf einem (zu) niedrigen Niveau.