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Loys-Chef Boydak über stabile Aktien „Dann sind mit einer Hausmeisterfirma 100 Prozent möglich“

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Wonach durchkämmen Sie?

Boydak: Nach fundamentalen Kennzahlen. Besonders wichtig sind mir dabei Umsatzwachstum und der freie Cashflow. Hoch verschuldete Unternehmen meide ich eher. Der Stoxx Europe 600 ist netto fast mit dem dreifachen Ebitda, also Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen, verschuldet. Bei mir liegt diese Kennzahl bei 0,5. Eine zu hohe Verschuldung macht sich erst richtig in Krisen bemerkbar.

Schulden sind günstiger als Eigenkapital. Vor allem jetzt im Nullzinsumfeld.

Boydak: Das stimmt, aber wir bei Loys setzen auf Solidität und wollen Ausfälle vermeiden. Unsere Werte revolutionieren nicht die Welt, sind aber stark und ertragreich.

Warum tauchen sie dann anderswo so gut wie nie auf?

Boydak: Ich glaube, weil wir uns ganz bewusst von anderen unterscheiden wollen. Ich finde es merkwürdig, wenn sich aktive Manager hinstellen und sagen, dass sie wahnsinnig disruptive Unternehmen gefunden haben. Und dann präsentieren sie Alphabet und Amazon. Was soll das? Das mögen zwar gute Unternehmen sein, aber dafür brauche ich keine aktiven Manager.

Stattdessen erwähnten Sie Mears ...

Boydak: ... ein Hausmeister-Unternehmen aus UK. Es bekommt Aufträge von Kommunen, hält Objekte instand, kümmert sich um Reparaturen und so weiter. Die Verträge laufen sehr lange, und die Marge liegt bei 5 Prozent. Das Unternehmen hat Schulden gesenkt und die Cash-Kennzahlen verbessert, zahlt Dividende und kauft bald Aktien zurück. Es fliegt aber noch unter dem Radar, weil es schwierige Zeiten hatte und noch nicht wieder zurück im Scheinwerferlicht ist. Wenn sich jetzt also das Operative parallel mit der Wahrnehmung verbessert, landen wir einen Doppelschlag. Dann sind mit so einer Hausmeisterfirma 100 Prozent Rendite möglich.

Über was für eine Bewertung reden wir?

Boydak: Zehnmal Gewinn (Anm. d. Red.: Damit meint er ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von 10). Ich mag es, wenn Unternehmen gut wachsen und dabei schon Geld verdienen. Viele Unternehmen wachsen einfach nur schnell, verdienen dabei aber nichts. Wachstumsinvestoren mögen das, springen aber ab, sobald sich das Wachstum verlangsamt. Es gibt Cloud-Unternehmen, die mit dem 50-fachen Umsatz oder mehr gehandelt werden, da geht in einem Bullenmarkt natürlich ordentlich die Post ab. Was ist aber, wenn die Bewertung auf das 25-Fache fällt? Dann sind 50 Prozent weg, und es ist unwahrscheinlich, dass die Bewertung wieder auf das 50-Fache steigt. Das alles macht es schwierig, solche Unternehmen zu bewerten, weshalb wir sie meiden.

Es gibt Fondsmanager, die sehr wohl wachsende und zugleich rentable Unternehmen finden.

Boydak: Das ist tatsächlich etwas Neues, das uns Google, Facebook und Microsoft gelehrt haben: Während sie 20 Prozent im Jahr gewachsen sind, haben sie Geld verdient. Das Geschäft ist stark skalierbar, die Wettbewerbsvorteile sind enorm, und der Kapitaleinsatz ist gering. Es gibt aber nicht viele solcher Unternehmen, vielleicht 10 oder 20 weltweit.