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„Die Angst vor der Inflation kommt den Anlegern in der Regel teurer als die Inflation selber“

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Analyse 2: Die Inflationsbremser Damit eine relativ zur Gütermenge zu große Geldmenge für eine inflationäre Entwicklung sorgen kann, muss dieses überschüssige Geld in den Wirtschaftskreislauf gelangen. Nur dort kann es für einen Zerfall des Geldwertes sorgen. Auf einen Blick zeigt die folgende Grafik, warum viele Staaten derzeit andere Sorgen haben, als das Geld mit vollen Händen auszugeben und so steigende Preise zu fördern:

Abbildung 3: Staatsverschuldung ausgewählter Länder in Prozent des BIP

Quelle: CIA World Factbook, smart-invest
Anmerkungen: rot = über 80%, hellrot = 50% - 80%, hellgrün = 30% - 50%, grün = unter 30% (Stand: 31. Dezember 2010)

Ein leuchtendes Rot markiert eine Staatsverschuldung über 80% des BIP. Vor allem in Europa und Nordamerika ist eine Häufung von Ländern mit einer solchen hohen Verschuldung zu sehen. Japan ist mit einer aktuellen Schuldenquote von knapp 200% sogar auf „gutem“ Wege den Rekordhalter Zimbabwe in Sachen Staatsverschuldung einzuholen. Die Staatsverschuldung ist mittlerweile so hoch, dass es gar nicht mehr darauf ankommt, ob die jeweilige Regierung Sparprogramme einrichten will, denn die internationalen Kapitalgeber werden ohne Sparbemühungen kaum neue Anleihen abnehmen. Supranationale Institutionen wie der Internationale Währungsfonds oder die EU verlangen massive Einschnitte im Gegenzug für Finanzhilfen. Sparprogramme heißen konkret: Stellenabbau im öffentlichen Dienst, Lohnkürzungen, weniger Investitionen in Infrastruktur. Es ist extrem unwahrscheinlich, dass in diesem Umfeld eine Lohn-Preis-Spirale in Europa in Gang gesetzt wird.

Eng verbunden mit den klammen öffentlichen Haushalten ist das ungelöste Problem der hohen strukturellen Arbeitslosigkeit in einigen Ländern Europas. In Frankreich liegen die Zahlen bei fast zehn, in Spanien bei 20 Prozent. Das bedeutet im Umkehrschluss eine geringe Verhandlungsmacht der Arbeitnehmer bei Lohnverhandlungen und einen geringen Anreiz für Unternehmen stark steigende Löhne zu zahlen. Nota Bene: die letzte Phase grassierender Inflation in Deutschland fiel zusammen mit Vollbeschäftigung in den 70er Jahren.

Die expansive Geldpolitik einiger wichtiger Notenbanken wurde bereits als Inflationstreiber angeführt. Für eine Transmission des Zentralbankgeldes in die Realwirtschaft über Kreditschöpfung im Bankensektor gibt es momentan allerdings kaum Anhaltspunkte. Im Gegenteil: Etliche Banken brauchen noch viele weitere Milliarden US-Dollar und Euro, um Löcher in ihren Bilanzen zu stopfen und die Kapitalausstattung zu verbessern. So wurde die starke Konjunktur Deutschlands 2010 größtenteils vom Exportgeschäft getrieben und nicht durch Kredite der mit Steuergeldern geretteten Banken. Darüber hinaus unterscheidet sich die EZB in ihrer Zielsetzung von der US-Notenbank. Während Letztere auch Beschäftigung und Wirtschaftswachstum fördert soll sich die EZB voll auf die Bekämpfung der Inflation beschränken. Um dieses Ziel zu erreichen hat sie mit der Zinssteigerung im April 2011 auf 1,25 Prozent bereits einen ersten Schritt unternommen.

Abbildung 4: Reaktion der Europäischen Zentralbank auf die Inflationserwartung der Wirtschaftssubjekte

Quelle: Bloomberg, smart-invest

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