DSGV-Präsident Georg Fahrenschon Die geplante Abschaffung der Abgeltungssteuer hält Deutsche von Aktien fern
„Die Debatte zur Abgeltungssteuer kommt völlig zur Unzeit“, erklärte Georg Fahrenschon, Präsident des Sparkassenverbands DSGV, auf dem Investmentgipfel der Wirtschaftswoche. Sollten die Verbraucher künftig statt der pauschalen 25-Prozent-Steuer den individuellen, wesentlich höheren Einkommenssteuersatz auf Dividenden und Veräußerungsgewinne zahlen müssen, würde dies den Aufbau einer aktiengestützten Altersvorsorge erschweren. Dabei sei vielen Sparern gerade erst klar geworden, dass sie wegen der niedrigen Zinsen „ihr finanzwirtschaftliches Schneckenhaus verlassen“ und verstärkt in Aktien gehen müssten. Ausgerechnet in diesem Moment über steuerliche Verschärfungen zu debattieren, könnte das nötige Umdenken abwürgen, so Fahrenschon.
Die derzeitige Pauschalbesteuerung sei eine „sinnvolle Vereinfachung“, sagt der DSGV-Präsident und fordert, diese auch weiterhin beizubehalten.
Auch die massive Regulierung stehe der Entstehung einer Aktienkultur in Deutschland im Weg, so Fahrenschon weiter. So schrecken beispielsweise die umfangreichen Beratungsprotokolle, die Banken und Sparkassen ihren Kunden zur Verfügung stellen müssen, viele Finanzinstitute davon ab, Einzelaktien an Privatanleger zu verkaufen. Dabei verweist Fahrenschon auf Zahlen des Deutschen Aktieninstituts. Demnach hätten bereits 65 Prozent der Kreditinstitute die Beratung zu Einzelaktien reduziert und 22 Prozent sogar komplett eingestellt.
Die Beratungsprotokolle werden zwar voraussichtlich zur Einführung des Mifid II im Jahr 2017 oder 2018 abgeschafft und durch Geeignetheitserklärungen ersetzt. Trotzdem geht die Branche nicht von weniger, sondern sogar von mehr Aufwand aus.