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Energiewende: Angela Merkel will Netzausbau in ein Gesetz „gießen“

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Die Kosten für den gesamten Umbau beziffern die Netzbetreiber mit 20 Milliarden Euro zuzüglich 10 Milliarden Euro für den Anschluss der Offshore-Windparks. Diese Summe erscheint hoch, doch die Netzbetreiber betonen, dass die Kosten auf zehn Jahre verteilt und dadurch vertretbar seien. Andere Förderungen, wie die „Umlage zur Förderung erneuerbarer Energien“, kosten den Stromverbraucher mittlerweile jährlich 14 Milliarden Euro.

Auch die Kosten für den Netzausbau werden die Netzbetreiber auf die Stromrechnungen aufschlagen. Schon jetzt klagen viele Industrien über die Energiepreissteigerungen und drohen mit Abwanderung. Und auch die Netzbesitzer sind nicht glücklich. Waren vor der Energiewende Stromnetze ein verlässliches Geschäft, so müssen die Betreiber nun hohe Investitionen stemmen.

Merkel kämpft gegen die Landesfürsten

Doch nicht nur in der Wirtschaft regt sich Widerstand gegen Merkels Energiewende, auch in den Ländern stehen die Zeichen auf Sturm. Zwar sagte die Kanzlerin gestern, dass sie bei dem nächsten Treffen mit den Länderchefs „sehr deutlich machen werde“, wer die Hoheit für den Netzausbau habe – doch ist die Lage weiterhin schwierig; schließlich ist der Netzausbau Ländersache. Und da in einigen Bundesländern 2013 Landtagswahlen sind, haben die Lokalpolitiker besonders offene Ohren für die Sorgen ihrer Bürger.

Bayern wünscht sich eine eigene, vom Rest Deutschlands unabhängige, Stromversorgung, viele ostdeutsche Bundesländer wollen Einspeisezusagen für ihre Solarenergie und Baden-Württemberg will Norddeutschland als Windenergiestandort Konkurrenz machen. Auf der anderen Seite wollen viele Bürger keine Strommasten vor ihrer Haustür – besonders die HGÜs, die den Strom nur „durchleiten“, erregen Unmut.

Viele Politiker und Bürger fordern deshalb, die Hochspannungsleitungen in der Erde zu verlegen. Doch dass würde zu wesentlich höheren Kosten führen, die wiederum die Stromkunden zahlen müssten.

Die einzelnen Länder wehren sich dagegen, dass der Bund die Hoheit für den Netzausbau übernehmen will. Niedersachsens Ministerpräsident David McAllister (CDU) fordert, dass die Länder vor Ort im Dialog mit den Bürgern planen. Außerdem seien die Behörden der Länder für den Ausbau bereits richtig aufgestellt, wohingegen die Bundesnetzagentur für diese Zwecke erst aufgerüstet werden müsse.

Neben den politischen und finanziellen Problemen kämpft die Energiewende auch noch an weiteren Fronten: Wenn viel Wind weht und die Sonne scheint, müssen die Betreiber konventionelle Kraftwerke schnell vom Netz nehmen – was den Betrieb und Bau solcher Kraftwerke unrentabler macht. Gleichzeitig müssen die Betreiber aber genügend Stromkraftwerke vorhalten, um immer genügend Strom produzieren zu können, um ein Blackout zu verhindern. Das heißt, sie müssen neue konventionelle Kraftwerke bauen, um die Atomkraftwerke zu ersetzen – auch wenn sie wissen, dass die neuen Kraftwerke wohlmöglich nur selten Strom erzeugen werden.


Mit Material aus dem Handelsblatt und Spiegelonline.

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