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Europäische Kapitalmärkte 5 Thesen zur kommenden Europawahl

Europa wählt. Zwischen dem 23. und dem 26. Mai sind die Europäerinnen und Europäer aufgerufen, ihre Stimme abzugeben. Und zum ersten Mal seit der Premiere vor vierzig Jahren schaut die Welt – und auch der Kapitalmarkt – bei einer Europawahl sehr genau hin. Denn: Es geht um viel, auch wenn es nicht unmittelbar den Anschein haben mag.

Europäische Integration nicht mehr selbstverständlich

Wir leben heute nicht nur auf einem friedlichen, sondern auch auf einem wohlhabenden Kontinent. Jedoch ist das Vertrauen in die Langlebigkeit der dahinter stehenden politischen Mechanik mit den Ereignissen der vergangenen Jahre – Brexit, Flüchtlingskrise oder Italienwahl – geschwunden. Für viele Investoren ist es mittlerweile nicht mehr selbstverständlich, dass die Integration erstens immer weitergeht und zweitens unumkehrbar bleibt. Hinter dem neuerwachten Interesse für die Europawahl steht also keine Begeisterung für den europäischen Gedanken, sondern Furcht: Was, wenn das Einigungsprojekt scheitern würde?

Kapitalmarktsorge vor Populismuswelle

Frank Engels

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Diese Sorge entstammt den jüngsten Erfahrungen. Überall in Europa haben populistische Parteien an Gewicht gewonnen. Für die EU ist das extrem relevant. Populistische Programmatiken beinhalten fast zwingend eine europakritische Haltung: Rückzug ins Nationale, Abschottung, Fragmentierung. Der Kern rechtspopulistischer Politik stellt daher wichtige Grundpfeiler der Europäischen Union in Frage. Selbst partielle Rückschritte in die Zeit autarker Volkswirtschaften wären aber eine schlechte Nachricht für die Prosperität Europas und für die Kapitalmärkte.

Aus Investorensicht birgt daher ein Bedeutungszuwachs populistischer Kräfte das Risiko einer marktbelastenden Politik. Aber wie wahrscheinlich sind solche Effekte im Kontext der Europawahl? Oder anders formuliert: Welche Macht hat das Parlament über die Märkte? Fünf Thesen über den Wahlausgang und seine Wirkung auf die Kapitalmärkte lassen sich ableiten:

1. These
Populistische Parteien wie die Lega Nord gehen gestärkt aus der Wahl hervor und versuchen, die europäische Tagesordnung deutlicher mitzubestimmen. Die Folge: Die politische Unsicherheit wird zunehmen und die politische Berechenbarkeit sinken – eine Kombination, angesichts derer immer wieder mit hoher Volatilität an den Kapitalmärkten zu rechnen ist.

2. These
Die Sorge vor einer Übernahme des EU-Parlaments durch die Populisten ist übertrieben. Zwar erscheint es aktuellen Umfragen zufolge möglich, dass die (rechts-)populistische Fraktion im neuen EU-Parlament die stärkste Kraft stellt. Aber sowohl die Zersplitterung der jeweiligen Parteien als auch die Einbettung des Parlaments in das Institutionengeflecht verhindern einen unmittelbaren Zugriff der Populisten auf die Gesetzgebung. Eine krisenhafte Zuspitzung nach der Wahl ist also nicht zu erwarten, auch nicht an den Kapitalmärkten.

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