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Fed-Leitzinserhöhung und die Folgen Das Comeback der Zinsen

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Dies ist durchaus im Sinne der EZB und war von ihr beabsichtigt. Deshalb reagierten Mario Draghi und andere EZB Verantwortliche auch entspannt und rieten den Marktteilnehmern, sich an die neuen Verhältnisse anzupassen. Allerdings stecken hinter den höheren Schwankungen nicht nur fundamentale, sondern auch technische Gründe.

Wir hatten bereits in unserem Jahresausblick auf die rückläufige Sekundärmarktliquidität in den Anleihemärkten hingewiesen. Allerdings konzentrierte sich die Diskussion bisher vor allem auf die Segmente Unternehmens- und High-Yield-Anleihen, die traditionell ja immer dann austrocknen, wenn Liquidität am nötigsten wäre, sprich wenn viele Marktteilnehmer verkaufen wollen. Aber dieses Phänomen ist jetzt auch in den vermeintlich hochliquiden Märkten für amerikanische und deutsche Staatsanleihen zu beobachten.

Seit Beginn der Finanzkrise im Jahr 2007 ist der Tagesumsatz im Sekundärmarkt um mehr als 2/3 zurückgegangen. Banken und Brokerhäuser haben den Markt verlassen bzw. aus regulatorischen Gründen ihre (Eigen-) Handelsaktivitäten drastisch reduziert. Bei Anlegern dominiert seither notgedrungen die Buy-and-Hold- Mentalität, so dass selbst kleinere Verkäufe zu viel größeren Verwerfungen als in der Vergangenheit führen. Die Gefahr von „Unfällen“ wie dem „Flash-Crash“ am US-Anleihemarkt, als am 15. Oktober 2014 die Rendite 10-jähriger Staatsanleihen innerhalb weniger Minuten um mehr als 30 Basispunkte hin- und herschwankte, hat deutlich zugenommen.

Volatilität bietet Chancen, vor allem am Aktienmarkt

Rückblickend waren Renditen von unter 10 Basispunkten lächerlich gering, selbst wenn man berücksichtigt, dass sich die EZB verpflichtet hat, bis 2016 ungefähr doppelt so viele Staatsanleihen zu kaufen wie die Mitgliedstaaten der Eurozone bis dahin emittieren wollen. Aber selbst diese Knappheit hat letztlich den Renditeanstieg um nahezu 1% nicht verhindern können. Im historischen Vergleich sind die Niveaus immer noch sehr niedrig und stellen nach wie vor keine Gefahr für den konjunkturellen Erholungsprozess in der Eurozone dar.

Für den weiteren Verlauf wird die Entwicklung in den USA wieder an Bedeutung gewinnen. Eine Leitzinserhöhung im zweiten Halbjahr ist wahrscheinlich, die Markterwartungen liegen aber nach wie vor unter den Projektionen der FED (vgl. Grafik 3).



Diese implizieren auch nach der letzten Sitzung des Offenmarktausschusses vom 17. Juni zwei Anhebungen um jeweils 0,25% bis Jahresende, während der Konsens nur mit einer rechnet. Allerdings ist auch bei der FED die Unsicherheit gegenüber der weiteren wirtschaftlichen Entwicklung gewachsen, was sich in einer größeren Streuung der Projektionen der einzelnen Mitglieder niederschlägt.

Zwar sinkt die Arbeitslosigkeit kontinuierlich, die Löhne steigen aber trotzdem kaum. Gleichzeitig liegen die längerfristigen Inflationserwartungen relativ stabil bei etwas über 2%.

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