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Fidelity-Ausblick 2019: Anleihen Schwankungen festverzinslicher Anlagen werden zunehmen

Martin Dropkin, Leiter Anleihen-Research bei Fidelity International

2019 dürfte die US-Notenbank (Fed) eine Verschnaufpause bei ihrem Straffungszyklus einlegen. Das sollte die Renditen zehnjähriger US-Staatsanleihen bei 3 Prozent verankern und bei Schwellenländeranleihen für eine gewisse Entlastung sorgen. Wir raten unterdessen zu einer defensiven Positionierung bei Unternehmensanleihen, da langsameres Wachstum und hohe Verschuldung deren Risikoaufschläge weiter in die Höhe treiben dürften.

Bank of Japan: Ende der Anleihekäufe eingeläutet

Das Jahr 2018 wird Anlegern in keiner guten Erinnerung bleiben, zog sich die Volatilität doch wie ein roter Faden durch alle Märkte. Mit dem eingeläuteten Abschied von der Geldpolitik der Krisenjahre stellten die Zentralbanken das Paradigma mit niedriger Volatilität, geringen Verlusten und mageren Renditen infrage, an das sich Anleiheinvestoren gewöhnt hatten.

Inzwischen verkleinert die Fed ihre Bilanz, die Europäische Zentralbank (EZB) bereitet sich auf das Ende ihrer Anleihekäufe vor, und die Bank of Japan (BoJ) zieht sich mehr und mehr vom Markt zurück. Das lässt die Renditen steigen, während die Risikoprämien wieder an Bedeutung gewinnen.

Europa: Chancen für erstklassige Unternehmensanleihen

Mit dem Liquiditätsentzug der Zentralbanken nehmen naturgemäß die Schwankungen zu. Das schafft Rahmenbedingungen, in denen sich eine umsichtige Titelselektion 2019 auszahlen wird. Profitieren dürften davon Unternehmen mit starken Bilanzen, die sich einer nachhaltigen Kapitalstruktur verpflichtet haben. Wenn es um die Auswahl von Qualitätsanleihen geht, sehen wir in den nächsten zwölf Monaten bessere Chancen bei erstklassigen Unternehmensanleihen aus Europa als bei den Pendants aus den USA. Jenseits des Atlantiks werden die Bewertungen immer angespannter. Gewinnmitnahmen sind daher sinnvoll, deren Erlöse in weniger beachteten Marktsegmenten wiederangelegt werden sollten.

Bewegung am Aktienmarkt: Vorbote von etwas Bedrohlicherem?

Phasen mit erheblichen Turbulenzen an den Aktienmärkten, wie wir sie Ende 2018 gesehen haben, gingen in der Vergangenheit häufig höhere Risikoaufschläge oder Spreads voraus. Unternehmensanleihen konnte die Volatilität an den Aktienmärkten aber kaum etwas anhaben: Bereinigt um ihr Marktrisiko verbuchten sie eine überdurchschnittliche Wertentwicklung.

Das war in gewisser Weise zu erwarten angesichts des im Vergleich unterdurchschnittlichen Abschneidens der Anlageklasse 2018, des geringen Angebots und der vorsichtigen Positionierung der Anleger. Diese sollten sich allerdings vor Selbstgefälligkeit hüten. Denn es ist nicht klar, ob die Kursbewegungen am Aktienmarkt nicht doch Vorboten von etwas Bedrohlicherem sind.

Mit Blick auf die Anleihemärkte raten wir Anlegern 2019 zu einer defensiven Positionierung bei globalen Unternehmensanleihen. Denn das weltweit nachlassende Wachstum und die hohe Verschuldung der Unternehmen werden früher oder später die Spreads nach oben treiben.

Hochverzinsliche Schuldpapiere: Drohende Rating-Abstufung

Ein Marktumfeld der gedrosselten Liquidität, in dem sich Anleger auf Qualitätspapiere konzentrieren, sollte aussichtsreiche Rendite- und Ertragschancen eröffnen. Titel mit geringerer Bonität wiederum, etwa gehebelte Kredite und hochverzinsliche Unternehmensanleihen, dürften sich schwerer tun, wenn sich die Anzeichen für ein Ende des Kreditzyklus mehren. Unternehmen haben das dynamische Umfeld genutzt, um mehr Schuldverschreibungen zu emittieren und die Anleihebedingungen zum Nachteil der Anleger aufzuweichen. Hochverzinslichen Schuldpapieren mit BBB-Rating könnte dagegen 2019 bei nachlassendem Gewinnwachstum eine Rating-Herabstufung drohen.