Forscher Max Zenglein
Made in China 2025
Max Zenglein ist am Mercator Institute for China Studies (Merics) in Berlin tätig. Foto: Merics
China will mit dem Wirtschaftsplan Made in China 2025 seine Stellung als ökonomische Großmacht in der Welt festigen. Forscher Max Zenglein vom Mercator Institute for China Studies (Merics) in Berlin erklärt, was das für den Rest der Welt bedeutet.
Der Handelskrieg zwischen China und den USA sowie die drohende Entflechtung der beiden größten Volkswirtschaften wirken als weitere Katalysatoren für Chinas Industriepolitik, die einerseits auf eine weltweite Führungsrolle in zentralen Industriebereichen, andererseits auf Autarkie setzt. Bestehende Abhängigkeiten in Schlüsseltechnologien wie etwa Halbleitern haben den Druck erhöht, im eigenen Land vom Ausland weitestgehend unabhängige Wertschöpfungsketten aufzubauen.
Ein Blick in die „Made in China 2025“-Strategie verdeutlicht, dass die chinesische Führung schon seit längerem – und nicht erst seit dem seit 2018 schwelenden Handelskrieg mit den USA – daran gearbeitet hat, vom Ausland...
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Der Handelskrieg zwischen China und den USA sowie die drohende Entflechtung der beiden größten Volkswirtschaften wirken als weitere Katalysatoren für Chinas Industriepolitik, die einerseits auf eine weltweite Führungsrolle in zentralen Industriebereichen, andererseits auf Autarkie setzt. Bestehende Abhängigkeiten in Schlüsseltechnologien wie etwa Halbleitern haben den Druck erhöht, im eigenen Land vom Ausland weitestgehend unabhängige Wertschöpfungsketten aufzubauen.
Ein Blick in die „Made in China 2025“-Strategie verdeutlicht, dass die chinesische Führung schon seit längerem – und nicht erst seit dem seit 2018 schwelenden Handelskrieg mit den USA – daran gearbeitet hat, vom Ausland technologisch unabhängig zu werden. Der Entkopplungsprozess vom Westen und merkantilistische Tendenzen haben schon vor längerer Zeit ihren Anfang genommen.
Chinas neue Stärke lässt viele an Europa zweifeln
Die Auswirkungen auf Europas Wirtschaftskraft werden zunehmend spürbar. Offensichtlich besitzen die vermeintlichen Vorteile des chinesischen Wirtschaftssystems eine gewisse Strahlkraft. Die neue Stärke Chinas als Hightech-Nation dürfte den einen oder anderen dazu verleiten, Europas eigenes Wirtschaftssystem zu hinterfragen.
Ist Chinas Modell etwa erfolgreicher? Braucht Europa eine eigene Industriepolitik? Natürlich kann Europa in einigen Bereichen von China lernen. Die chinesische Industriepolitik zu kopieren, wäre aber der falsche Weg. Letztendlich ist das chinesische Wirtschaftssystem mit einer liberalen Demokratie nicht kompatibel. Wer halbherzig versucht, die chinesische Industriepolitik zu replizieren, riskiert die eigentlichen Stärken des Unternehmertums in Europa zu untergraben.
„Made in China 2025“ und Chinas Ambitionen, den Staatskapitalismus innovativer zu machen, sollten ganz sicher ein Weckruf für Europas Wettbewerbsfähigkeit sein. Umso wichtiger aber ist es, jetzt die eigenen Schwächen anzugehen. Das bedeutet etwa, den Binnenmarkt und Marktdynamiken zu stärken, sich jedoch gleichzeitig für einen fairen Wettbewerb mit dem chinesischen Staatskapitalismus einzusetzen.
In Anbetracht der Tatsache, dass sich China zum strategischen Wettbewerber entwickelt hat, braucht es auch in Bereichen wie der Forschungskooperation strikte Leitplanken durch die Politik. Das alles sind Formen von Industriepolitik - aber eben solche, die zu Europa passen.
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