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Franklin-Templeton-Experte Steve Land Vier Gründe für einen steigenden Goldpreis

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Konflikte zwischen den USA und dem Iran, gegen den scharfe Sanktionen verhängt wurden, und die Unterbrechung der laufenden Handelsgespräche zwischen den USA und China sind zwei der Sorgen, die Gold in diesem Sommer Auftrieb geben. Auch die politischen Turbulenzen im Vereinigten Königreich rund um den Brexit verstärken den Reiz des Goldes für die Anleger. Ebenso könnte die Unsicherheit im Vorfeld der US-Präsidentschaftswahlen 2020 die Goldpreise im kommenden Jahr stützen.

Katalysator 3: Sorgen um das weltweite Wirtschaftswachstum

Gold, das bei vielen Anlegern als sicherer „Hafen“ gilt, verzeichnet aufgrund der Sorgen um die Verfassung der Weltwirtschaft wieder eine stärkere Nachfrage. Am 9. April dieses Jahres senkte der Internationale Währungsfonds (IWF) seinen Ausblick 2019 für das weltweite Wachstum auf das niedrigste Niveau seit 2009, dem Ende der weltweiten Finanzkrise. In dem im Juli veröffentlichten vierteljährlichen Update seines Weltwirtschaftsausblicks äußerte der IWF, dass die Handelsspannungen für eine weitere Drosselung der weltweiten Konjunktur sorgen könnten. Er kappte die globale Prognose von April um 0,1 Prozentpunkte für dieses und nächstes Jahr und rechnet für 2019 und 2020 mit einem Wachstum von 3,2 Prozent beziehungsweise 3,5 Prozent.

Seit der breite Aktienmarkt Mitte 2011 seinen kontinuierlichen Höhenflug begann, standen Gold und Goldminenbetreiber nicht mehr in der Gunst der Anleger. Aus unserer Sicht könnte ein ungewisserer Konjunkturausblick die Aufmerksamkeit wieder auf diesen Sektor lenken. Höhere Goldpreise schaffen in einer Zeit, in der andere Unternehmen unter Umständen die negativen Auswirkungen eines langsamen Wachstums zu verkraften haben, ein besseres Umfeld für Goldminenbetreiber.

Katalysator 4: Goldkäufe der Zentralbanken

In den vergangenen Jahren traten die Zentralbanken immer stärker als Käufer von Gold in Erscheinung. Laut World Gold Council (WGC) beliefen sich die Netto-Goldkäufe der Zentralbanken im ersten Quartal 2019 auf 145,5 Tonnen (t). Dies ist der höchste Wert in einem ersten Quartal seit 2013. Die Kaufdynamik war eine Fortsetzung des letztjährigen Anstiegs um 74 Prozent, als 651 t Gold angehäuft wurden. Dies war der größte Jahreskauf seit 1971, also dem Jahr, in dem die USA die Umtauschbarkeit des Dollar in Gold beendeten.

Die Goldbestände der Zentralbanken wuchsen im April und Mai um zusammengenommen 92,9 t an Goldbarren. Anfang Juli gab die polnische Nationalbank bekannt, dass sie 2019 im ersten Halbjahr 100 t Gold gekauft habe. Diese Käufe waren in den vorherigen WGC-Daten noch nicht abgebildet. Auch ohne die Daten für den gesamten Juni übersteigen die Goldkäufe im ersten Halbjahr 2019 die sehr hohen Niveaus von 2018. Auch die künftige Nachfrage dürfte robustes Potenzial besitzen. Laut einer WGC-Erhebung von Mitte Juli erwarten die meisten Zentralbanken der Welt für das kommende Jahr einen weiteren Aufbau der weltweiten Goldreserven.

Folgen für Anleger

Betrachtet man die Nachfragequellen, wird Gold nach wie vor hauptsächlich als Schmuck, als Komponente in Spitzenelektronik, als sicherer Anlagewert oder zur Portfoliodiversifizierung gekauft. Vor dem jüngsten Ausschlag bewegte sich der Goldpreis fünf Jahre lang in einer Spanne zwischen 1.050 und 1.370 US-Dollar je Unze (oz) und im Durchschnitt bei 1.250 US-Dollar/oz. In diesem Umfeld hatten viele Goldminenbetreiber Mühe, genug Liquidität für die Aufrechterhaltung ihres Geschäfts zu erwirtschaften.

Aus unserer Sicht bietet die aktuelle Gold-Rally den Goldminenbetreibern die Gelegenheit zu zeigen, wie viel Liquidität sie unter leicht besseren Bedingungen an den Goldmärkten erwirtschaften können. Die Betriebskosten im Bergbau sind in der Regel ziemlich fest, insbesondere in einem Umfeld mit niedriger Inflation, wie wir es derzeit vorfinden. Falls die Goldpreise also für den Rest des dritten Quartals über 1.400 US-Dollar/oz bleiben, dürften die Ergebnismeldungen der Goldminenbetreiber im September und Oktober einen robusten freien Cashflow ausweisen.

Falls der Goldpreis schwächelt, sollten die meisten Goldminenbetreiber ihr Augenmerk allerdings weiterhin auf eine verbesserte Kostenstruktur ihres Betriebs, auf Schuldentilgung und eine Rationalisierung der Unternehmensteile legen. Diese Rationalisierungsbemühungen dürften unserer Einschätzung nach zu einem höheren künftigen Leistungspotenzial führen.

Unserer Analyse zufolge konzentrieren sich die Unternehmensleitungen zunehmend darauf, die Gewinnspanne aus den höheren Goldpreisen in freien Cashflow umzuwandeln und diesen in potenziell höherrentierlichen Projekten wiederanzulegen oder über Dividenden an die Aktionäre zurückzugeben.

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