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Spezialisten von Franklin Templeton und Morgen & Morgen „Dann ist die Garantie nicht mehr finanzierbar“

Von links: Martin Stenger, Vertriebsleiter für Versicherungsprodukte und Vorsorgelösungen in Deutschland bei Franklin Templeton und Joachim Kaeß, Versicherungsmathematiker beim Analysehaus Morgen & Morgen.
Von links: Martin Stenger, Vertriebsleiter für Versicherungsprodukte und Vorsorgelösungen in Deutschland bei Franklin Templeton und Joachim Kaeß, Versicherungsmathematiker beim Analysehaus Morgen & Morgen. | Foto: Franklin Templeton

DAS INVESTMENT: Die jüngste Ausgabe der Webinar-Reihe Stengers Vorsorge Check trug den Untertitel „Die endgültige Erosion der Garantien“. Was macht Sie angesichts des hohen Sicherheitsbedürfnisses vieler Kunden da so sicher?

Martin Stenger: Die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank wird auf absehbare Zeit weiterhin expansiv ausgerichtet sein. Denn es ist immer noch kein Anziehen der Inflation in Sicht, was die Frankfurter Notenbanker als Ziel verfolgen. Und die Corona-Krise dürfte die Situation am Kapitalmarkt zementieren. Die Brüsseler Beschlüsse für ein insgesamt 750 Milliarden Euro schweres Paket mit Maßnahmen gegen die Covid-19-Pandemie führen zu höheren Staatsschulden. Damit diese bezahlbar bleiben, werden die Regierungen kaum auf höhere Zinsen drängen.

Um dennoch dem Wunsch vieler Verbraucher in Deutschland nach planbaren Leistungen im Rentenalter gerecht zu werden, wird die klassische Altersvorsorge per Lebensversicherung immer stärker mit der Geldanlage in Fonds zusammenwachsen. Dass aber Tarife mit Garantiezins kaum noch leistungsfähig sind, zeigt sich spätestens, wenn der Höchstrechnungszins weiter gesenkt wird.

Stichwort Höchstrechnungszins: Bislang hat das Bundesfinanzministerium darauf verzichtet, den von der Deutschen Aktuarvereinigung vorgeschlagenen Satz von 0,5 Prozent zum 1. Januar 2021 einzuführen. Wann und in welchem Ausmaß dürfte er sinken?

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Joachim Kaeß: Ich halte mich mit einer konkreten Prognose zur weiteren Kapitalmarktentwicklung und damit verbunden zur Entwicklung des Höchstrechnungszinses zwar zurück. Betrachtet man aber abstrakt von einem möglichst neutralen Standpunkt aus das Verhalten von Zinsen, so stellt man fest, dass Zinsen relativ wenig schwanken und sich eher langsam verändern. Der Marktzins ist heute auf einem verfestigten extrem niedrigen Niveau und wird mit hoher Wahrscheinlichkeit nur langsam wieder auf ein normales Niveau steigen.

Dieser Umstand stellt die Anbieter klassischer Lebensversicherungen aber nicht nur hinsichtlich ihrer Garantiezinsen vor Probleme, sondern auch wegen der sinkenden Überschussbeteiligung. Aufgrund der anhaltenden Niedrigzinsen sind nämlich kaum noch nennenswerte Erträge mit relativ sicheren Anleihearten absehbar.

Wenn der Höchstrechnungszins auf 0,5 Prozent oder noch tiefer fällt, ist die heute noch am Markt zu findende Garantie der eingezahlten Beiträge nicht mehr finanzierbar. Dies betrifft sowohl klassische Produkte als auch die modernen dynamischen Hybridtarife und Indextarife.

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