Krypto-Experte Professor Hermann Elendner im Interview „Die Nuri-Insolvenz hat kaum Einfluss auf den Kryptomarkt“

DAS INVESTMENT: Die Kryptobank Nuri ist insolvent. Welche Auswirkungen hat diese Insolvenz auf das Vertrauen in Kryptos und andere Finanzintermediäre auf dem deutschen Kryptomarkt?
Professor Hermann Elendner: Die Auswirkungen halten sich in Grenzen. Das Vertrauen in Kryptowerte hängt nicht von der Solvenz einzelner regionaler Akteure ab. Im Gegenteil; Verwerfungen bei einzelnen zentralisierten Instanzen bestätigen jedes Mal aufs Neue, wie wichtig es ist, darauf zu achten, wie man Kryptowerte hält. Für Nuri hielt tatsächlich die Solarisbank die Kundenkonten, was sich jetzt für die betroffenen Kunden als erfreulich erweist.
Doch das ändert nichts am grundsätzlichen Prinzip: privat gehaltene Kryptowerte gehören zumindest in ein Hardware-Wallet. Institutionell gehaltene Kryptowerte gehören zu einem sicheren Krypto-Verwahrer. Wir halten alle Positionen nur bei solchen Bafin-lizensierten Verwahrstellen. Das sollten alle Kunden auch einfordern.
Was war aus Ihrer Sicht der Effekt von Insolvenzen wie des Celsius-Netzwerks? War die Panik berechtigt?
Elendner: Panik ist nie berechtigt und Angst ist ein schlechter Entscheider. Natürlich waren die Auswirkungen der Insolvenzen von Celsius und insbesondere auch Three Arrows Capital heftig. Zuerst kamen Zwangsliquidierungen in einem gebeutelten Marktumfeld. Darüber hinaus wirkte die Verunsicherung, wer noch in Schieflage geraten und zu Verkäufen gezwungen werden könnte. Bei zentralisierten Marktteilnehmern ist im Gegensatz zu DeFi-Protokollen ja nicht jederzeit öffentlich ersichtlich, was in den Büchern steht. Glücklicherweise sind diese Kaskaden mittlerweile abgeebbt.