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Mit allen Wassern gewaschen Wie Betrüger mit Finanzmathematik die Kunden täuschen

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Sein Betrugssystem platzte. Hätte Madoffs Performance im Vergleich mit Anderen in 2008 nicht „zu gut“ ausgesehen, wäre er wohlmöglich vor großen Mittelabflüssen verschont geblieben und hätte seine Masche immer weiter betreiben können.

Niemand wäre ihm auf die Schliche gekommen. Denn Madoff war als Betrüger nicht nur in Hinblick auf die Dauer (über 30 Jahre) und die veruntreuten Summen (wahrscheinlich 18 Milliarden US-Dollar; beziehungsweise 65 Milliarden US-Dollar, wenn man die fiktiven Gewinne einrechnet) herausragend.

Ihm gelang es, den klassischen Finanzbetrug in Form eines Schneeballsystems mit den modernen Ausprägungsformen Pseudowissenschaftlichkeit und Bilanzfälschung zu kombinieren. Damit konnte er gerade konservative Anleger anziehen: Seine Kunden fühlten sich bei ihm wirklich sicher.

Das Schneeballsystem ist die klassische Methode des Finanzbetrugs: Kunden werden mit hohen Renditen gelockt, ihr Geld in ein betrügerisches Finanzprodukt zu investieren.

Mit diesen Einzahlungen – und nicht mit erwirtschafteten Gewinnen – werden hohe Ausschüttungen finanziert, die dann die versprochene Rentabilität vortäuschen. Das Ganze hat bloß für den Betrüger einen Haken: Er muss permanent neue Liquidität herbeiführen, um die Ausschüttungen darstellen zu können. Dies scheitert meist nach einigen Jahren.

Moderne Schneeballbetrüger wie Madoff gehen deshalb einen Schritt weiter: Erstens übertreiben sie nicht bei den Renditeversprechen. Zweitens überreden sie ihre Kunden, ihr Geld investiert zu lassen und auf Ausschüttungen zu verzichten, weil sich ihr Kapital nicht nur gut, sondern vor allem sicher rentiert.

Dies funktioniert, solange sich Wirtschaftsprüfer finden, die dem Betrüger die fiktiven Wertgewinne als real attestieren. Solange Kunden nicht ausdrücklich ihre Einlage zurückziehen, kann ein solches Betrugssystem im Prinzip unendlich weitergehen.

Eine besondere Rolle bei der pseudowissenschaftlichen Kunden-Täuschung durch Madoff spielte die sogenannte Sharpe-Ratio, ein vorgebliches Maß für die risikoadjustierte Performance.

Bei der Sharpe-Ratio einer Finanzanlage wird ihre Überschussrendite gegenüber dem risikofreien Zins in Beziehung gesetzt zum Risiko, gemessen durch die Volatilität.

Je höher die Sharpe-Ratio, desto mehr Performance bekommt man für das Risiko, das man als Anleger eingeht – so zumindest eine beliebte Interpretationsweise dieser Kennzahl.
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