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Mittel- und Osteuropa: Wie steht es mit dem großen Wandel?

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Das Wirtschaftswachstum ist übermäßig von Rohstoffen abhängig und somit gegenüber Preisschwankungen anfällig. Zwar expandiert die Dienstleistungsindustrie sie ist aber zu klein, um einen bedeutenden Beitrag zum BIP zu leisten. Die Anfälligkeit der Wirtschaft gegenüber externen Entwicklungen bleibt ein Risikofaktor für die Außenhandelsbilanz und den Staatshaushalt. Ohne die Einnahmen aus der Ölsteuer hätte das Haushaltsdefizit 2011 bei 11 Prozent des BIP gelegen. Sollten die Rohstoffmärkte ähnlich wie 2008 unter Druck geraten, ist eine Verschärfung der Haushaltsprobleme zu erwarten.

Russische Aktien trotz Unwägbarkeiten attraktiv

Trotz aller Schwierigkeit bleibt das Land auf Wachstumskurs und der politischen Führung müssen auch erste Erfolge im Kampf gegen die Korruption bestätigt werden. Für Rückenwind könnte eine kontinuierliche Liberalisierung der Wirtschaft sorgen. Nach der WTO wird Russland möglicherweise auch der OECD beitreten – ein weiterer Schritt zur wirtschaftlichen Normalisierung des Landes.

Die Marktkapitalisierung des Aktienmarkts hat ein Volumen von rund 856 Milliarden Dollar erreicht, womit Russland inzwischen zwischen Taiwan und Korea rangiert. Auch die Börse wird eindeutig von Energieunternehmen dominiert (54 Prozent des RTS-Index), gefolgt von Finanzwerten, mit einem Gewicht von 18 Prozent, und dem Bergbausektor, mit 13 Prozent. In den aktuell niedrigen Bewertungen – das KGV liegt im Durchschnitt bei moderaten 5,2 – ein Hinweis dafür, dass viele Unsicherheiten bereits in den Kursen eingepreist sind.

Mehr als nur Russland

Auch die anderen aufstrebenden Länder in Mittel- und Osteuropa haben tief greifende Veränderungen erfahren. Noch immer hat die Region große Probleme, sich an das neue Wirtschaftsumfeld anzupassen, die ökonomischen Probleme in Ungarn, Rumänien oder Bulgarien zeigen das deutlich. Das wirtschaftlich stärkste Land der Region ist Polen. Mit einem Bruttoinlandsprodukt von annähernd 360 Milliarden Euro liegt es auf dem Niveau Belgiens. Polen war eines der wenigen Länder, das 2009 nicht in die Rezession abrutschte – seitdem genießt das Land einen Sonderstatus. Ein Großteil des Erfolgs ist den soliden Staatsfinanzen zu verdanken – die Schulden belaufen sich gerade einmal auf 57 Prozent des BIP – sowie der geringen Abhängigkeit von Deutschland. Die dynamische Binnennachfrage und die Infrastrukturausgaben (Straßennetz), die seit 2004 durch die europäischen Strukturfonds gefördert werden, haben maßgeblich zum überproportionalen Wachstum des Landes beigetragen.

Vorzeigeland Türkei

Die Türkei ist die Erfolgsgeschichte unter den aufstrebenden Nationen. Nach den Krisenjahren 2000/2001 hat das Land gezeigt, dass es ein Vorbild in Sachen Wachstum und ökonomischer Entwicklung sein kann. Im dritten Quartal 2011 hat das Land ein BIP von rund 550 Milliarden Euro (annualisiert) erwirtschaftet, womit es in Europa knapp hinter den Niederlanden (590 Mrd. EUR) liegt. Als Mitglied der OECD spielt die Türkei seit 1961 eine strategische Rolle am Schnittpunkt zwischen dem Nahen Osten, Russland und Europa, und möchte der Europäischen Union beitreten. Die Türkei hat eine wachsende Bevölkerung und verfügt noch über wirtschaftliches/industrielles Entwicklungspotenzial. Damit gehört sie zu einem der vielversprechendsten Länder in Osteuropa.

Zu den zahlreichen wirtschaftlichen Vorteilen zählen eine Industriebasis, die staatliche Unternehmen umfasst, die Präsenz von ausländischen Konzernen sowie ein Netz von dynamischen kleinen und mittelständischen Betrieben, die im Exportgeschäft aktiv sind. Die Kombination aus Reformen und Privatisierungen hat der Türkei viel Anerkennung gebracht. Zudem hat es das Land geschafft, relativ gut durch die Krise der letzten Jahre zu kommen.

Trotzdem stellt das hohe Wachstum von rund 8 Prozent das Land vor wirtschafts- und geldpolitische Probleme. Die Regierung muss sicherstellen, dass das Wachstum mit „orthodoxen“ politischen Grundsätzen vereinbar ist – eine schwierige Aufgabe angesichts einer jährlichen Inflationsrate von über 11 Prozent.

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