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„Wird schwerfällig“ Morningstar stuft Fondsklassiker DWS Top Dividende herunter

DWS-Fondsmanager Thomas Schüssler
DWS-Fondsmanager Thomas Schüssler: Der Anlagespezialist steht bereits seit 2005 an der Spitze des DWS Top Dividende. | Foto: DWS

Schlechte Nachricht für ein Flaggschiff-Produkt aus dem Hause DWS: Der Fonds DWS Top Dividende (ISIN: DE0009848119) habe ein solch großes Volumen angehäuft, dass er nur noch schwerfällig manövrieren könne. Mit dieser Begründung hat das Rating- und Analysehaus Morningstar gerade den beliebten Aktienfonds-Klassiker heruntergestuft.

Der bekannte Dividenden-Fonds der Deutsche-Bank-Tochter DWS sei „der mit Abstand größte Publikumsfonds in der Morningstar-Kategorie Aktien weltweit dividendenorientiert“, schreibt Analyst Jeffrey Schumacher. Er beziffert das Fondsvolumen Stand Ende September 2023 auf 21,1 Milliarden Euro. Gemäß Gegencheck Mitte Dezember, ebenfalls bei Morningstar, sind es 19,5 Milliarden Euro.

Ob nun 21 oder gute 19 Milliarden: Der DWS Top Dividende trägt ein Volumen mit sich herum, das ihn am deutschen Markt zu einem Ausnahmevehikel macht. In dieser Liga spielen nur absolute Vertriebslieblinge wie der Mischfonds Flossbach von Storch Multiple Opportunities (aktuell 24,8 Milliarden Euro schwer) mit.

 

An dem gewaltigen Volumen stört sich nun Morningstar. Seine Größe mache den 2003 aufgelegten DWS Top Dividende weniger agil und erschwere es dem Management, Marktchancen zu nutzen. Man stufe ihn daher in der Rating-Säule „Prozess“ von „Above Average“ (überdurchschnittlich) auf nur noch „Average“ (durchschnittlich) herab.

Dieses teilweise Downgrade wirkt sich auf die Endnote aus: Im Morningstar Medalist Rating erhält der DWS Top Dividende damit nur noch ein „Neutral“. Lediglich einige wenige, besonders günstige Anteilsklassen würden wie vormals mit „Bronze“ bewertet.  

Quelle Fondsdaten: FWW 2024

Vom Fondsmanagement weiter überzeugt 

In das Investmentteam und seinen langjährigen Fondsmanager Thomas Schüssler hege man dennoch unvermindert Vertrauen, stellt Analyst Schumacher klar. Die Rating-Unterkategorie „People" – die die handelnden Personen bewertet – belasse man weiterhin auf „Above Average“ (überdurchschnittlich).

So richtig unzufrieden klingt die Analyse von Morningstar-Profi Schumacher insgesamt nicht. „Die Strategie basiert auf einem gut durchdachten, konservativen und langfristigen Investmentansatz, kombiniert mit einer sorgfältigen Aktienauswahl und Portfoliokonstruktion“, lobt Schumacher. Das Management konzentriere sich auf „renommierte Dividendenunternehmen“, die neben soliden Ausschüttungen auf beständige Cashflows, gesunde Bilanzen, nachhaltige Wettbewerbsvorteile sowie ein Management setzten, das auf die Dividenden fokussiert ist. 50 Prozent Gewicht im Portfolio erhalten Unternehmen mit besonders hoher Dividendenrendite, je 25 Prozent solche mit hoher Ausschüttungsquote und hohem Dividendenwachstum.

Ins Portfolio des Fondsriesen sollen mittlerweile nur noch Unternehmen kommen, die mindestens 10 Milliarden Euro Marktkapitalisierung auf die Waage bringen. Einige verbliebene kleinere Titel stammten aus einer Zeit, in der der Fonds noch leichtgewichtiger war.

DWS Top Dividende hat seine Strategie geändert 

Analyst Schumacher verweist auf einen Strategieschwenk, den der DWS Top Dividende 2021 vollzog. Seitdem darf das Fondsmanagement 15 Aktien mehr ins Portfolio holen – allerdings nur mit der Hälfte der sonst üblichen Gewichtung. Heute investiert der Fonds laut DWS in 60 bis 100 Aktien, die durchschnittlich von 1 bis 3 Prozent gewichtet werden. Die neue Aufstellung soll dem Fonds mehr Flexibilität bringen – und ebenso die Chance verschaffen, in Aktien mit erst perspektivisch steigenden Dividendenrenditen zu investieren.

„Obwohl die Grundlagen des Ansatzes beibehalten wurden, kann die Entscheidung, das Portfolio weiter zu diversifizieren, die Wirkung der überzeugendsten Anlageideen verwässern“, gibt Analyst Schumacher nun zu bedenken. Der Fonds sei durchaus immer noch sehr liquide aufgestellt, auch angesichts eines illiquider werdenden Gesamtmarktes in Europa. Allerdings „ist unser Vertrauen in die Fähigkeit der Manager gesunken, das Portfolio wie gewünscht zu positionieren und zu manövrieren“, so der Analyst. 

Der DWS Top Dividende investiere derzeit in mehr kleine Positionen, als es dem Management lieb sei, beobachtet Schumacher. Er diagnostiziert: „Es ist für eine Strategie dieser Größe schwieriger geworden, Marktchancen zu nutzen.“ Sein Fazit: „Das Potenzial der Strategie liegt zwar nicht in ihrer Fähigkeit, schnell zu handeln, aber ihre mangelnde Agilität und Flexibilität, um auf Marktchancen zu reagieren, kann eine effektive Umsetzung untergraben.“

So entsteht das Morningstar-Medalist-Rating 

Das Medalist-Rating von Morningstar setzt sich aus den drei Säulen „People“ (Beurteilung des Managements), „Parent“ (Urteil zur Kultur und den Praktiken einer Fondsgesellschaft) und „Process“ (Beurteilung des Investmentprozesses) zusammen – wobei Parent und Process mit je 45 Prozent deutlich stärker in die Endnote einfließen als der Faktor „People“ (10 Prozent). Jede Säule kann mit fünf Noten von „Low“ bis „High“ bewertet werden. „Average“ markiert die Mitte.

Ergebnis ist ein zusammengefasstes Rating, das – von oben angefangen – Gold, Silber, Bronze, Neutral oder Negativ lauten kann. Das Rating soll in die Zukunft gerichtet sein, soll also Anlegern einen Hinweis darauf geben, für wie aussichtsreich Morningstar einen Fonds hält. Das Rating muss nicht von einem Analysten erstellt werden - wie es jetzt zum Top Dividende geschah -, sondern kann auch rein datenbasiert erfolgen.

Da die Fondskosten in unterschiedlichen Anteilsklassen unterschiedlich hoch sind, vergeben die Analysten die Ratings jeweils pro Anteilsklasse. Beim nun umgestuften DWS Top Dividende erhalten die meisten Anteilsklassen, unter anderem auch die beliebte deutsche Privatanleger-Tranche mit der ISIN DE0009848119, somit ein nur noch ein unterdurchschnittliches Rating. „Neutral“ bedeutet – auf einer fünfgliedrigen Skala – lediglich Stufe zwei von fünf.

Die neuerliche Herabstufung des DWS Top Dividende ist nicht die erste, die der Fonds erlebt hat. Im Dezember 2021 war der Fonds von „Silber“ auf „Bronze“ heruntergestuft worden.

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