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Nach Konjunktureinbruch Was auf Anleger 2019 zukommt

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Die Bundesbank sorgt sich unterdessen um die hiesigen Geldhäuser. Eine schwache Wirtschaft könnte das Finanzsystem verwundbar machen, heißt es in ihrem aktuellen Finanzstabilitätsbericht. Diese Schwachpunkte seien durch die wegen niedriger Zinsen gesunkenen Einnahmen der Banken und die starke Kreditvergabe in der Hochkonjunktur entstanden. „Die Abwärtsrisiken sind deutlich gestiegen“, sagt Bundesbank-Vizepräsidentin Claudia Buch. Weltweit sei die Verschuldung des privaten und öffentlichen Sektors weit höher als noch vor zehn Jahren. Der Spielraum der Regierungen, einen möglichen Konjunkturabschwung abzufedern, sei somit wesentlich geringer.

                                  Quelle: EZB, federal Reserve

Das gilt besonders für Italien. Das europaweit unumstrittene Sorgenkind Nummer 1 soll weit unterdurchschnittlich wachsen: 1,0 Prozent in diesem Jahr und 0,9 Prozent in den beiden darauffolgenden Jahren sagt die OECD in ihrem jüngsten Bericht voraus. Ein mäßiger BIP-Zuwachs macht es der Regierung in Rom aber noch schwieriger, ihre umstrittenen Pläne für Sozialausgaben umzusetzen, da diese die Schulden-Kennzahlen erheblich beeinflussen. Die Experten machen zuvorderst eine zunehmende Unsicherheit und höhere Zinssätze verantwortlich, die den Konsum der privaten Haushalte und die Investitionen der Unternehmen dämpfen.

Auch Großbritannien dürfte schwächer abschneiden als die Eurozone. Für die OECD-Analysten ist der Hauptschuldige klar: der britische Abschied von der Europäischen Union. Auf kurze Sicht besteht demnach das größte Risiko darin, dass es dem Vereinigten Königreich nicht gelingt, sich mit der EU auf ein Austrittsabkommen zu einigen. Liegen die Experten richtig, wird die Inselwirtschaft in diesem Jahr um 1,3 Prozent wachsen, 2019 um 1,4 Prozent und 2020 um 1,1 Prozent.

Besser schaut es in den USA aus, allerdings zeigt der Trend auch in der weltgrößten Volkswirtschaft nach unten: Auf 2,9 Prozent in diesem Jahr folgen 2,7 Prozent 2019 und 2,1 Prozent 2010. Die Billionen-Steuerreform und die noch günstigen finanziellen Rahmenbedingungen schieben an und lassen laut OECD-Bericht hohe Unternehmensinvestitionen erwarten. Die mäßigen Aussichten für das globale Wirtschaftswachstum sowie die bereits eingeführten Handelsschranken und Zölle belasten Handel und Produktion dagegen.

„Die Weltwirtschaft bewegt sich in schwierigem Fahrwasser“, stellt OECD-Chefökonomin Laurence Boone fest. Das globale Wachstum bleibe zwar stark, habe aber seinen Höhepunkt erreicht. In diesem Jahr rechnet die Organisation weiterhin mit 3,7 Prozent mehr produzierten Gütern und Dienstleistungen. In den Folgejahren sollen es dann aber nur noch 3,5 Prozent sein.

Und das ist keineswegs das schlechteste Szenario. Die OECD warnt vor weiteren Gefahren: „Im ungünstigen Fall kann die Landung härter werden als gedacht“, befürchtet Boone. So könnten weitere Handelshemmnisse entstehen, die zu weniger Investitionen führen. Zudem könnte mehr Kapital aus den aufstrebenden Volkswirtschaften abfließen oder ein Abschwung in China die Industriestaaten gleich mit nach unten ziehen. Boone ruft deswegen eindringlich zu internationaler Zusammenarbeit auf: „Die verantwortlichen Politiker werden umsichtig handeln müssen, um ein nachhaltiges, wenn auch langsameres Wirtschaftswachstum abzusichern.“

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