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Senior Private Credit „Performance-Potenzial in fallenden und steigenden Märkte“

Hochhäuser in der City
Hochhäuser in der City: Vorrangige Kredite sind erst an letzter Stelle betroffen, wenn sich ein Unternehmen negativ entwickeln sollte, erklärt Nayef Perry von Hamilton Lane aus London. | Foto: Alaur Rahman / Pexels

Angesichts der rekordverdächtigen Volatilität an den öffentlichen Märkten und der anhaltenden Unsicherheit durch hohe Inflation, geopolitische Risiken und Probleme in der Lieferkette verändert sich das Anlageumfeld rapide. Die liquiden Kreditmärkte neigen dazu, in Zeiten der Marktunsicherheit einzufrieren, wie wir es im Jahr 2020 mit dem Ausbruch der weltweiten Pandemie erlebt haben. Dies schafft neue Möglichkeiten für private Kredite, da die Risiken neu bewertet werden und die Kreditnehmer sich an private Kreditgeber wenden, die erfahren in komplexen Strukturen sind. Aber wodurch zeichnen sich Privatkredite aus und welchen Mehrwert können sie Anlegern bieten?

Senior Private Credit: Investments in Unternehmen, Real Assets oder Financial Assets

Vorrangige Privatkredite oder Senior Private Credits beziehen sich auf Investitionen, die nicht an einer öffentlichen Börse oder einem Markt gehandelt werden. Dazu gehören Darlehen, Anleihen und andere Kreditinstrumente, die im Rahmen privater Angebote oder von privaten Unternehmen ausgegeben werden.

Im weitesten Sinne zielt ein privater Kreditfonds auf den Besitz von höher rentierlichen Unternehmens-, Sach- (jedoch nicht Immobilien) oder Finanzwerten ab, die im Rahmen einer privaten „Lock-up“-Fonds-Partnerschaftsstruktur gehalten werden. Das Kreditengagement kann entweder in Unternehmen – die Rückzahlung erfolgt dann aus dem Cashflow eines operativen Unternehmens – oder in Assets bestehen. Die Rückzahlung erfolgt bei letzterem aus dem Cashflow eines physischen oder esoterischen Vermögenswerts.

Private Kreditstrategien können im Allgemeinen als „Kapitalerhalt“ oder „Renditemaximierung“ kategorisiert werden. Strategien zur Kapitalerhaltung, wie die traditionellen, auf Sponsoren ausgerichteten Mezzanine- und Senior-Debt-Fonds, zielen darauf ab, Renditen zu erzielen und gleichzeitig vor Verlusten zu schützen. Zu den Strategien einer möglichen Renditemaximierung gehören Distressed-Corporate-Credit-Fonds und Fonds, die sich auf Kapitalzuwachs konzentrieren.

Vorteile von Senior Private Credit gegenüber anderen, traditionellen Assetklassen

Es gibt mehrere Gründe, die für die Anlageklasse sprechen:

  • Eine Erhöhung der Zinssätze bedeutet, dass die Renditen für vorrangige Kredite aufgrund ihrer variablen Verzinsung ebenfalls steigen können.
  • Die Strategie ist heute zugänglicher denn je – und sie könnte genau die Anlageklasse sein, nach der viele Anleger heute suchen.

Im Kampf gegen die Inflation setzen die Notenbanken auf Zinserhöhungen. Wenn nun – wie es derzeit der Fall ist – die Zinssätze steigen, steigen aufgrund ihrer variablen Verzinsung in der Regel auch die Renditen von Senior Private Credits.

Sie alle kennen die Redewendung „Nichts im Leben ist umsonst“, und die Renditen sind da keine Ausnahme. Höhere Zinskosten können zu steigenden Ausfällen führen, was Anlegern Sorge bereitet. Die Daten deuten jedoch darauf hin, dass die Kreditqualität in Zeiten von Zinserhöhungen in der Vergangenheit stabil geblieben ist, so dass Anleger optimistisch bleiben können.

Erstrangige Position und Cashflow als besondere Strukturmerkmale

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Abgesehen von den Vorteilen weitgehend variabel verzinslicher Instrumente haben vorrangige Kredite auch einige strukturelle Merkmale, die für Stabilität sorgen und die Attraktivität der Anlageklasse erhöhen. Vorrangige Kredite stehen an der Spitze der Kapitalstruktur. Eigenkapital und nachrangige Schuldtitel mögen ein größeres Potenzial für Wertsteigerungen und Renditen bieten. Vorrangige Kredite sind jedoch die letzten Sicherheiten, die beeinträchtigt werden, wenn sich ein Unternehmen weniger gut entwickelt. Und da die langfristigen Rückzahlungsquoten für erstrangige Bankkredite im Durchschnitt bei 75 Prozent liegen, gehen wir davon aus, dass das Potenzial für den Kapitalerhalt selbst im schlimmsten Fall hoch bleibt.

Aus Sicht des Cashflows bieten vorrangige Kredite vierteljährliche Barzahlungen und meist ein gewisses Maß an Kapitalrückzahlung. Wenn ein Unternehmen Zins- und Tilgungszahlungen leistet, baut es nicht nur seine Schulden ab – und trägt damit zur Verringerung seines Risikos bei –, sondern auch das Risikokapital des Kreditgebers kann sich durch die Ausschüttungen reduzieren.

Evergreen-Strukturen ermöglichen Anlegern besseren Zugang zu Senior Private Credit als je zuvor

Die Einführung von Evergreen-Fonds für Privatkredite kann am besten als Demokratisierung von Privatkrediten bezeichnet werden. Bis vor kurzem war der Zugang zu privaten Krediten größtenteils über geschlossene Fonds möglich, die unter anderem wegen ihrer höheren Mindestanlagebeträge in erster Linie institutionellen Anlegern vorbehalten waren.

Nayef Perry ist globaler Co-Chef für den Bereich Direct Credit bei Hamilton Lane.
Nayef Perry © Hamilton Lane

Die Evergreen-Struktur hat das Zugangsparadigma verändert und öffnet die Anlageklasse nun für eine breitere Investorenbasis. Strukturell sind diese Vehikel oft als private, nicht börsennotierte Business Development Companies (BDCs) mit einem Mindestanlagebetrag von nur 25.000 US-Dollar konzipiert. Nach der Zeichnung des Fonds (häufig über einen Finanzberater) wird das Kapital vollständig eingesetzt. Dies unterscheidet sie deutlich von einer traditionellen Fondsstruktur, bei der das Kapital über den Verpflichtungszeitraum abgezogen wird. Außerdem bieten Evergreen-Strukturen den Anlegern in der Regel die Möglichkeit, bis zu 5 Prozent ihres Nettoinventarwerts (NAV) pro Quartal zurückzugeben, was ihnen eine größere Kontrolle über ihre Liquidität gibt. Zudem zielen diese Vehikel darauf ab, regelmäßig Erträge auszuschütten.

Fazit: Schon vor den makroökonomischen Unsicherheiten der letzten Monate war es für Investoren nicht einfach, sich in der immer komplexer werdenden Vielfalt von Anlagestrategien und -instrumenten zurechtzufinden. Ungeachtet der Bedenken hinsichtlich Volatilität und steigender Zinssätze können Anleger in privaten Krediten eine attraktive Beimischung finden, da sie variabel verzinst sind und das Potenzial für eine stabile Performance in Zeiten fallender und steigender Märkte haben.

Über den Autor: 

Nayef Perry ist globaler Co-Chef für den Bereich Direct Credit bei Hamilton Lane, einem internationalen Investment-Manager für Private Markets. Das Unternehmen, das sich seit 30 Jahren ausschließlich auf Investitionen in den illiquiden Märkten spezialisiert hat, beschäftigt derzeit mehr als 500 Mitarbeiter in Niederlassungen in Nordamerika, Europa, im asiatisch-pazifischen Raum und im Nahen Osten. 

 

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