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Aktualisiert am 09.09.2022 - 11:23 Uhrin Stolls FondseckeLesedauer: 10 Minuten

Vom Acker bis zur Mine Die besten Rohstoffaktienfonds seit Anfang 2022

Ölpumpe auf einem Weizenfeld:
Ölpumpe auf einem Weizenfeld: Im April 2020 kostete ein Barrel Öl rund 18 US-Dollar. Heute steht der Preis für ein Fass der Sorte Brent bei 111 US-Dollar. Er ist somit innerhalb von knapp zwei Jahren um mehr als 500 Prozent gestiegen. | Foto: imago images / All Canada Photos

Kriege, Sanktionen, Knappheit: Der Krieg in der Ukraine und die damit verbundenen Handelsbeschränkungen gegen Russland haben die Preise für fossile Energieträger, Industriemetalle sowie Agrarrohstoffe zuletzt in ungeahnte Höhen katapultiert – sei es aus Sorge vor einer Verknappung oder wie bei Gold aus einem neuen Sicherheitsbewusstsein heraus.

Öl, Bauholz, Weizen: Alles ist teurer geworden

Nicht nur Mineralölprodukte wurden vom Preisauftrieb erfasst, sondern eine breite Palette – von Bauholz über Strom, Getreide, Kaffee, Düngemitteln und Gold bis hin zu Industriemetallen. Bereits vor dem russischen Einmarsch in die Ukraine sorgten Engpässe aufgrund unterbrochener Lieferketten für steigende Notierungen. Der Krieg sorgt nun für einen zusätzlichen Schub.  

Aus Russland kommen beispielsweise rund zehn Prozent des weltweiten Angebots an Nickel. Mit Kriegsbeginn stieg der Preis binnen weniger Tage von 25.000 Dollar je Tonne auf in der Spitze 100.000 US-Dollar. Russlands Exportstopp für Weizen, Mais und Co sorgt wiederum für Knappheit bei Getreide und lässt die Nahrungsmittelpreise ansteigen.

Ein Ende der Eskalation scheint momentan nicht in Sicht. Im Gegenteil: Aktuell rüsten die politischen Akteure verbal wie militärisch weiter auf. So kündigte Russland an, die Bezahlung von Öl- und Gaslieferungen künftig nur noch in Rubel zu akzeptieren. Der Westen ist dazu nicht bereit. Ein Boykott wiederum könnte die Preisspirale weiter drehen. Am Wochenende kritisierte US-Präsident Joe Biden Kremlchef Putin mit scharfen Worten und forderte dessen Absetzung. Das Weiße Haus ruderte zwar kurze Zeit später zurück, dennoch war die Empörung unter russischen Politikern groß.

Droht Europa Stagflation?

Seit dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs machen zudem Warnungen vor Stagflation die Runde, also einer Phase hoher Inflation gepaart mit geringem oder sogar negativem Wirtschaftswachstum. „Wenn die Politik nicht aufpasst, droht Europa eine Stagflation. Ich rede hier nicht über dieses Jahr, sondern weit ins Jahrzehnt hinein,“ zeigt sich Michael Hüther, Chef des Instituts der deutschen Wirtschaft besorgt.

In Deutschland ist Stagflation kein unbekanntes Phänomen: Bereits in den 70er-Jahren ging von einer lockeren Geldpolitik Inflationsdruck aus, weil insbesondere steigende Sozialausgaben über die Notenpresse finanziert wurden.

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Parallelen zur Vergangenheit sieht Peter Frech, Fondsmanager des Quantex Global Value: „Genau dies geschieht derzeit wieder, weil die ohnehin massiven Fiskaldefizite durch den Ukraine‐Schock nochmals weiter ausgeweitet werden. Wenn etwa die Regierungen Deutschlands und Italiens die Auswirkung explodierender Energiekosten mit Geldtransfers an einkommensschwache Haushalte und mehr Steuerabzüge für Pendler abfedern wollen, kommt mehr Geld in den Umlauf.

Peter Frech, Quantex AG

Auch die Erhöhungen der Verteidigungsetats in vielen Ländern werden zwangsläufig inflationär wirken. Rüstungsausgaben mögen sicherheitspolitisch Sinn machen. Aber sie sind sozusagen die Definition von unproduktiven Staatsausgaben“, schreibt er in seinem aktuellen Anlegerbrief.

In ihrem Fonds setzen die Schweizer seit geraumer Zeit vermehrt auf Konzerne mit Bezug zu Rohstoffen (40 Prozent). Steigende Preise bei vergleichsweise stabilen Abbaukosten erhöhen den Ertrag und die Gewinnaussichten der Unternehmen. Zu den Top-Positionen zählen Petrobras, Shell oder Glencore. Das Rohstoff-Exposure im Fonds macht sich in der Wertentwicklung bemerkbar. Mit einem Plus von 10 Prozent zählt der Fonds zu den bislang besten globalen Aktienfonds in diesem Jahr.

Ein nicht zu unterschätzender Treiber ist auch die Wende hin zu erneuerbaren Energien. Allein ein einziges großes Windrad verschlingt bis zu 70 Tonnen Kupfer. Elektroautos verbrauchen im Vergleich zu herkömmlichen Verbrennern ein Vielfaches an Metallen wie Kupfer und Nickel oder Seltenen Erden. Die Weltbank erwartet, dass sich der Bedarf an Metallen und Mineralien in den nächsten 30 Jahren verdreifachen wird.

Rohstoffaktien zur Diversifikation

All das sind Gründe, die für eine Beimischung des Sektors im Depot sprechen. Rohstoffaktienfonds eignen sich zudem hervorragend zur Diversifikation, da der Sektor nur wenig mit den breiten Aktien- und Rentenmärkten korreliert. Der unerwartete Boom der Rohstoffe nach über zehn Jahren Preisverfall kam für viele Marktteilnehmer überraschend. In den vergangenen Jahren führten die meisten Rohstofffonds aufgrund ihrer bis dato kläglichen Wertentwicklung eher ein Schattendasein. Laut Ratingagentur Scope stecken in den Produkten für Rohstoff- und Energieaktien lediglich 25 Milliarden Dollar, während die beliebte Gruppe der globalen Mischfonds insgesamt mehr als 652 Milliarden Euro auf sich vereint.

Wer von der ungeahnten Renaissance des Sektors profitieren möchte, findet in der Bilderstrecke aussichtsreiche Kandidaten. Allein in diesem Jahr erreichte der Top-Performer der Kategorie Aktienfonds Rohstoffe gemischt ein Plus von über 30 Prozent. Die Vergleichsgruppe kam immerhin auf einen Durchschnittwert von 14 Prozent.

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