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Robert Halver Im Herbst lauert das Krisen-Quartett

Krise 1: Unser täglich Handels-Trump gib uns heute

Im Vergleich zur Handelspolitik Trumps ist das April-Wetter eine stabile Angelegenheit. Dem Hoch einer Einigung mit Mexiko folgte bislang kein aufgehelltes Handelsklima mit Kanada, sondern das Schlechtwetter-Tief „Donald“. Und obwohl Trump noch vor einigen Wochen mit EU-Kommissionspräsident Juncker eine Friedenspfeife rauchte, hat er kürzlich wieder das Handels-Kriegsbeil ausgegraben. Er will nicht akzeptieren, dass einerseits Amerikas Automobile in Europa so viel Anklang finden wie vegane Burger im Mittleren Westen, aber andererseits Amerikaner Freude am Fahren deutscher Fahrzeuge haben. Aber ist es nicht eine ur-amerikanische Maxime, dass sich das bessere Produkt durchsetzt? Doch statt von Marktwirtschaft ist Trump von seiner Rettungsmission der US-Industrie so überzeugt, dass er weiter versuchen wird, deutschen Autoherstellern und ihren Aktien Zucker in den Tank zu schütten.

Krise 2:  Brexit als sehr schmutzige Scheidung von der EU

Um den Wirtschaftsschaden nach dem Brexit zu begrenzen, verlangt die britische Premierministerin May von der EU kategorisch eine Freihandelszone für Güter und Agrarprodukte. Außerdem will London im Dienstleistungs- und Finanzsektor sein eigenes Süppchen kochen. Das wäre eine Scheidung, bei der ein Partner weiter das gemeinsame Haus bewohnt und sich ungeniert am Kühlschrank bedient, ohne ihn selbst aufzufüllen. Diese Vollkasko-Scheidung muss die EU ablehnen, um keine Trennungsanreize bei anderen aufkommen zu lassen. Kommt es statt zu einer gütlichen zu einem Scheidungskrieg ohne Einigung geht es den Briten zukünftig nicht nur schlecht, sondern dreckig. Aber sie wollen ja den Brexit, ansonsten würden sie auf eine Tüte Fish & Chips verzichten und für eine neue Abstimmung auf die Straße gehen.

Der deutschen Exportwirtschaft wird die britische Kaufkraft für z.B. deutsche Autos fehlen. Schlimmer ist jedoch, dass der britische Exodus die europäische Gemeinschaft schwächt. Instabilität und Wirtschaftsunfreundlichkeit werden immer mehr ins Kraut schießen. Wenn Europa gegenüber Amerika und China an geopolitischer und wirtschaftlicher Schlagkraft einbüßt, wird das auch an den europäischen Aktienmärkten nicht Halt machen.

Krise 3: Grande miseria del debito in Italia

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Auf den ersten Haushaltsentwurf 2019 der neuen italienischen Regierung ist die Finanzwelt gespannt wie auf einen neuen Blockbuster im Kino. Rom plant zwar „nur“ ein Defizit unter der maximal erlaubten Schwelle von drei Prozent zur Wirtschaftsleistung. Doch ist zu befürchten, dass zukünftige Wachstumsprognosen so frisiert werden, wie ich das früher mit meinem Moped gemacht habe. Denn angesichts einer nachgebenden Stimmung in der Industrie ist ordentliches Wachstum ein Märchen ohne Happy End.

Damit wächst die Gefahr einer neuen Euro-Schuldenkrise, doch diesmal in einem großen systemrelevanten Land. Sind die gestiegenen Risikoaufschläge italienischer gegenüber deutschen Staatspapieren der Beginn eines fatalen Zinsschocks, der die Schuldenlast Italiens untragbar macht und schließlich auch die anderen üblichen Schulden-Verdächtigen der Euro-Südzone in Geiselhaft nimmt? 

Krise 4: Neue Welt(finanz-)wirtschaftskrise durch Schwellenländern 

Den Gestank der letzten Krisen der Schwellenländer - 1997/98 wegen Leistungsbilanzdefiziten, im Rahmen der Finanzkrise ab 2008, im Zusammenhang mit den Schockwellen an den globalen Zinsmärkten 2013 und zuletzt 2015/16 aus Angst, Chinas Wachstumsmodell könnte scheitern -  hat noch jeder Aktionär in der Nase. Damals wurden jeweils alle Emerging Market von den Finanzmärkten einfach über einen Kamm geschoren und abgestraft. 

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