Schroders: Porträt einer Banker-Familie
„Schröders alte Liebe“
Er ist es auch, der die Dynastie zusammen mit seinem Bruder Johann Friedrich in Hamburg etabliert. Ihr Vater Anthon lebt in Quakenbrück, 80 Kilometer südwestlich von Bremen, und hat es bereits zu Wohlstand gebracht. Das aufblühende 2.000-Einwohner-Städtchen liegt an der strategisch hochinteressanten Kreuzung zweier bedeutender Handelsrouten. Zudem sorgt eine dort stationierte Garnison, die die Grenze der Bistümer Münster und Osnabrück zu bewachen hat, bei den Kaufleuten für Umsatz. Noch heute ist Quakenbrück voller Spuren Anthon Schröders und seiner Nachfahren. An der Kirchenbank prangt das Familienwappen, und eine Schnapssorte heißt „Schröders alte Liebe“.
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Für Anthons Söhne läuft es in Hamburg zunächst bestens. Sie gründen 1767 das Handelshaus Christian Matthias Schröder & Co., das in England, Holland, Frankreich, Portugal und Russland aktiv ist, hauptsächlich mit Kaffee und Zucker. Christian Matthias’ sechs Söhne werden ebenfalls Kaufleute, er selbst wird 1816 Bürgermeister von Hamburg. Viel später wird es seinem Unternehmen zum Verhängnis, dass es auch den Handel anderer Kaufleute finanziert. Eine Finanz- und Handelskrise mit anschließender Pleitewelle reißt 1857 auch das Hamburger Handelshaus mit sich – mit Christian Matthias III in der Chefetage.
Unpünktlich? Nicht mit Schröder
Doch da hat sich die Schröder-Familie schon über Europa verbreitet. Den wohl wichtigsten Termin liefert Christian Matthias’ Sohn Johann Heinrich Schröder, als er 1804 als Partner in J. F. Schröder & Co., die Londoner Firma seines Bruders, einsteigt. Das gilt als Geburtsstunde des heutigen Schroders. Etwas später löst sich Johann Heinrich von seinem Bruder und gründet sein eigenes Unternehmen mit dem schon viel englischeren Namen J. Henry Schröder & Co.
Johann Heinrich ist fleißig, strebsam und diszipliniert. Er beendet sogar die Beziehung zu einer Frau, weil sie ihm zu unpünktlich ist. Er ahnt, dass das früher oder später Stress geben würde. Mit der adeligen Kaufmannstochter Henriette von Schwarz läuft es besser. Sie heiraten und bekommen zwölf Kinder. Johann Heinrich startet weitere Handelshäuser in Hamburg und Liverpool. Mindestens einmal im Jahr pendelt er von London nach Hamburg, obwohl er allein für eine Strecke über 16 Tage unterwegs ist.
In den folgenden Jahrzehnten steigen die Schröders zu einer der wichtigsten Kaufmannsfamilien der Welt auf.
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Sie betreiben Kontore in allen bedeutenden europäischen Hafenstädten. Sie handeln die wichtigen Güter ihrer Zeit, insbesondere Kaffee, Zucker, Baumwolle, den Farbstoff Indigo, Talg. Ein dicker Ast ihres Stammbaums liegt in Quakenbrück, einer in Hamburg und einer in London. Hinzu kommen immer mehr kleine Zweige auf zahlreichen Landgütern in Norddeutschland und im Ausland.
