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Aktualisiert am 17.05.2019 - 17:47 Uhrin FondsLesedauer: 3 Minuten

Seit Lehman-Pleite Dieser Fonds legte jedes Jahr 115 % zu

Es war das Jahr 2014, als Jive Investments an die Türen von US-Hedgefonds klopfte. Die Firma suchte einen Partner, um in notleidende brasilianische Aktiva zu investieren.

„Die hatten einfach kein Interesse daran, hierher zu kommen", sagt Guilherme Ferreira, der 37 Jahre alte Mitgründer von Jive. Der Markt war schlichtweg zu klein.

In diesen Tagen jedoch ist Jive der größte unabhängige Käufer von ausfallgefährdeten Aktiva in Brasilien
– und jene Hedgefonds, die der Firma einst die kalte Schulter gezeigt hatten, suchen jetzt händeringend nach Chancen, sagt Ferreira.

Namen will er zwar nicht nennen. Doch die Gründe für den Stimmungsumschwung liegen seinen Worten zufolge auf der Hand: die Zahlungsausfälle nehmen angesichts der schlimmsten Rezession Brasiliens in einem Jahrhundert zu. Das veranlasse Banken dazu, faule Kredite für einen Bruchteil ihres Werts auf dem Markt zu verkaufen.

„Brasilien als Ganzes ist angeschlagen", meint Ferreira. „Dinge, die so aussahen, als würden sie in keinen Schwierigkeiten stecken, haben plötzlich Probleme. Investments, die einst der Güteklasse Investment-Grade zugerechnet wurden, haben sich plötzlich in Hochzins verwandelt."

Die Ursprünge von Jive liegen in Aufkäufen von faulen Firmenkrediten und ausfallgefährdeten Anleihen nach der Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers im Jahr 2008. In jedem der vergangenen fünf Jahre hat die Firma einen internen Ertrag von mehr als 115 Prozent ausgewiesen. Bloomberg kann die Angaben nicht unabhängig nachprüfen.

Im vergangenen August war es Jive gelungen, 500 Millionen Real (121 Millionen Euro) von Privatkunden der Schweizer Credit Suisse einzusammeln. Das ging seinerzeit aus Mitteilungen der beiden Unternehmen hervor.

Fonds mit Fokus auf notleidende Aktiva wie Jive erwerben in der Regel Kreditportfolios mit hohen Rabatten. Verkäufer sind meist große Banken. Gewinne erzielen die Fonds im Anschluss, indem sie die Verbindlichkeiten einziehen, mit den Schuldnern Vereinbarungen aushandeln oder die Kredite verbriefen und als Wertpapiere am Markt verkaufen.

Im Fall von Lehman hatte Jive ein Brasilien-Portfolio mit einem Nominalwert von 816 Millionen Real für gerade einmal 27 Millionen Real erworben. Der Deal war 2010 von einem Gericht abgesegnet worden. Die Firma hat bereits 16 Prozent der Nominalbeträge eingezogen und sich zum Ziel gesetzt, diesen Wert in den kommenden fünf Jahren auf 30 Prozent zu steigern. Das würde einem Volumen von rund 244 Millionen Real entsprechen, sagt Ferreira.

Volkswirte glauben, dass Brasilien noch eine Weile brauchen wird, um die Rezession hinter sich zu lassen. Vor diesem Hintergrund prognostiziert Jive, dass Banken und andere Gläubiger auf mindestens 400 Milliarden Real an faulen Krediten sitzen könnten.

Das brasilianische Bruttoinlandsprodukt dürfte in diesem Jahr um 3,5 Prozent schrumpfen – nach einem Minus von 3,8 Prozent 2015, geht aus einer Umfrage der Zentralbank hervor. Zugleich liegt die Jahresinflationsrate bei über zehn Prozent und in den sechs größten Ballungsgebieten beträgt die Arbeitslosenquote inzwischen 7,6 Prozent, belegen Daten von Bloomberg.

Jive plant, die Anzahl der Mitarbeiter von derzeit 67 bis zum Ende des Jahres auf 85 zu erhöhen. Die Firma will unter anderem in den Bereich Private-Equity expandieren und einen Einstieg auf dem Immobilienmarkt prüfen.

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