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Aktualisiert am 27.10.2010 - 17:21 UhrLesedauer: 6 Minuten

Serie Solarfonds: Unter fremder Sonne

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Die deutsche Regierung hat ihr Gesetz bereits durchgebracht. Nach einigem politischen Hin und Her sinken die Vergütungen für Dachanlagen, die seit dem 1. Juli 2010 ans Netz gehen, um 13 Prozent, für Freiflächenanlagen um 12 Prozent. Stehen sie auf ehemalig industriell oder militärisch genutzten Flächen, sind es nur 8 Prozent. Neue Anlagen auf Ackerflächen werden nicht mehr unterstützt. Für Anlagen, die erst ab Oktober Strom einspeisen, sinken die Sätze nochmals um 3 Prozent. Für Anlagen, die ab 2011 auf den Markt kommen, gibt es dann noch weniger, die Höhe richtet sich nach dem Gesamtzubau in Deutschland.

Der europäische Photovoltaik-Verband EPIA erwartet, dass die Kürzungen den deutschen Markt zwar etwas schwächen, Deutschland wird seine Stellung als Solarweltmeister aber verteidigen. Über 10 Gigawatt sind hier installiert – so viel wie sonst nirgends auf der Welt.

Vor allem seit 2008 fließt über geschlossene Fonds Eigenkapital in den Markt. Die Ankündigung der außerplanmäßigen Förderkürzungen im vergangenen Herbst hat noch mal einen regelrechten Boom ausgelöst. Auch jetzt ist noch eine Reihe von Fonds mit „Altanlagen“ im Angebot. Einige nutzen die Übergangsregelung: „Freiflächenanlagen, für die bereits vor dem 25. März 2010 ein beschlossener Bebauungsplan vorlag, können zu alten Sätzen bis Jahresende ans Netz gehen“, so Peter Heidecker, Geschäftsführer von Chorus Cleantech, der neben einem Italien-Fonds einen Deutschland-Fonds mit alten Vergütungssätzen platziert.

Während CFB-Chef Müller auch künftig Solarfonds mit deutschen Standorten anbieten will, sieht Chorus-Geschäftsführer Heidecker hier nicht mehr ausreichende Renditechancen. Auch Thomas Ritter, Geschäftsführer der Hamburgischen Energiehandlung, ist skeptisch: „Deutschland ist im Prinzip ein gesunder Standort, jedoch fehlt es in Gebieten mit interessanten Einstrahlungswerten an bezahlbarer Freifläche.“ Außerdem erwartet er angesichts der hohen Bevölkerungskonzentration in Deutschland zunehmend ein Akzeptanzproblem für zusammenhängende Freiflächenanlagen. „Wir halten Deutschland eher für einen Windstandort und Südeuropa prädestiniert für Solaranlagen“, so Ritter.

Da überrascht es nicht, dass die Schwestergesellschaft der Hamburgischen Seehandlung bei ihrem ersten Solarfonds auf Anlagen in Italien setzt. „Einer der Hauptvorteile besteht darin, dass Italien im südlichen Teil über außerordentlich hohe Sonneneinstrahlung verfügt, was insbesondere für langfristig von Subventionen unabhängige Überlegungen von ausschlaggebender Bedeutung ist“, sagt Ritter. „Hinzu kommt ein äußerst attraktives Einspeisegesetz. Neben der festen Vergütung erhalten die Fonds den Marktpreis für den produzierten Strom“, so Heidecker. „Das sind zurzeit 34,57 Cent pro Kilowattstunde plus der Marktpreis von rund 8 bis 9 Cent. Die Anleger profitieren so direkt von steigenden Strompreisen.“

Frankreich ist ein Newcomer

Weniger einladend sind die Genehmigungsverfahren in Italien – zu lang, zu undurchsichtig. In Apulien, beliebter Standort deutscher Fondsinvestoren, reichte bisher für Anlagen bis zu einem Megawatt eine einfache Baubeginnanzeige, die DIA, während im Rest Italiens die aufwendigere Autorizzazione Unica (AU) erforderlich ist. Das italienische Verfassungsgericht erklärte jüngst Apuliens Alleingang für unrechtmäßig. „Wie sich dieses Urteil auf Anlagen auswirkt, die bereits per DIA genehmigt sind, muss von Fall zu Fall entschieden werden. Maßgeblich ist dabei der Umsetzungsstand des jeweiligen Projekts“, sagt Rechtsanwalt Führlein. Kurios: Nach einem neuen Gesetz gilt die gerade abgeschaffte Apulien-Regelung bald für ganz Italien.

Weiterer Standort für Solarfonds ist seit kurzem Frankreich. „Es ist für uns außerhalb Deutschlands der interessanteste Markt. Dort gibt es eine attraktive, gesetzlich gesicherte Einspeisevergütung, eine hohe Sonneneinstrahlung und vor allem bislang nur geringe Aktivitäten im Photovoltaik-Markt. Das ändert sich gerade“, sagt CFB-Chef Müller. In Frankreich waren Ende 2009 gerade einmal 272 Megawatt installiert, bis 2020 sollen es nach Wunsch der Regierung 5.400 Megawatt sein. Die unterschiedliche regionale Sonneneinstrahlung soll durch unterschiedliche
Tarife ausgeglichen werden. So gibt es für Freiflächenanlagen von 31,4 Cent pro Kilowattstunde an der Côte d’Azur und bis zu 37,7 Cent im nördlichen, sonnenärmeren Frankreich.

In den kommenden Jahren wird die Solarreise Initiatoren und ihre Anleger wohl auch in weitere Länder führen. Das Einspeisegesetz ist in Europa weit verbreitet, vor allem Osteuropa steht im Fokus, Griechenland ist zurzeit aufgrund wirtschaftlicher Probleme weniger beliebt. „Auch Länder wie Tschechien und Ungarn haben attraktive Einstrahlungswerte. Allerdings besteht hier ein Währungsrisiko. Ein Hedging der erwarteten Einspeiseerlöse wäre sehr teuer“, so Müller. „Wechselkursrisiken passen nicht zum Grundkonzept der hohen Planungssicherheit von Solarfonds“, stimmt Ritter zu.

Viele Emissionshäuser mit Solarfonds werfen einen Bick über den großen Teich. Mit zunehmender Effizienz der Technik und steigendem Strompreis wird der amerikanische Markt für deutsche Investoren immer interessanter. Die Einstrahlungswerte vor allem im Südwesten der USA sind noch einmal höher als in Südeuropa, und Platz ist ausreichend vorhanden.

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