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Sonja Laud im Gespräch „Wir sind keine Index-Schmuser“

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Auf welche Regionen und Branchen setzen Sie in dieser Gemengelage?

Laud: Dazu gehören beispielsweise Hersteller von alltäglichen Konsumgütern, die nicht von der Konjunktur abhängen. Überhaupt haben Branchen Nachholbedarf, die als defensive Investments gelten. Bei der konkreten Auswahl müssen Investoren zurzeit aber unbedingt auf Schulden, Gewinnaussichten und Dividendenrendite der einzelnen Unternehmen achten. Pharmakonzerne sind ebenfalls spannend, da sie kaum verschuldet sind und nicht selten mehr als 5 Prozent Dividendenrendite bieten. In Deutschland führen angekündigte Zusammenschlüsse der Versorger zu interessanten Veränderungen.

Wie kommt es, dass Frauen in führender Position bei Fondsanbietern immer noch Seltenheitswert haben?

Laud: Asset Management kann enorm faszinieren. Die Bandbreite der Arbeit reicht von Unternehmensbesuchen vor Ort über politische und makroökonomische Themen bis hin zu strategischen Aufgaben. Leider ist das zu wenig bekannt, und die Vermögensverwaltung konnte sich nie vom allgemeinen Image der Finanzbranche abheben. Die akademische Ausbildung ist zudem wenig realitätsnah. So hat sich eine stark von Männern geprägte Kultur entwickelt, die nicht wenige Frauen abschreckt. Dabei gibt es aber inzwischen reichlich empirische Belege dafür, dass gemischte Teams tatsächlich besser abschneiden.

Bezeichnend, dass es dafür eines Belegs bedarf. Was unternehmen Sie, um die Lage zu verbessern?

Laud: Nun, ich zweifle an Quotenlösungen insbesondere auf Vorstandsebene. Allein wegen einer Quote will niemand gewählt werden, und bis in untere Hierarchie-Ebenen strahlen solche Lösungen auch nicht ab. Fidelity nimmt an einem Mentoring-Programm teil, in dem auch ich selbst eine junge Kollegin eines anderen Asset Managers unterstütze. Wir kooperieren außerdem mit Universitäten, um mehr Einsteigerinnen zu gewinnen. Zudem müssen wir dafür sorgen, Frauen nicht zu verlieren, wenn sie eine Auszeit für ihre Familie genommen haben.

Ihr Lebenslauf lässt darauf schließen, dass Sie selbst sich noch höheren Positionen nicht verschließen werden.

Laud: Die Bausteine meiner Karriere habe ich tatsächlich gezielt gewählt und mit Kompetenzen im Bereich Multi Asset und Asset-Allokation erfolgreich ergänzt. Ich interessiere mich leidenschaftlich für Unternehmensstrategien. Pensionsfragen, industrieller Wandel und starkes Wachstum der Multi-Asset-Angebote bieten Fondsgesellschaften große Chancen und werden die Entwicklung der Branche prägen.

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