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Spieltheorie Atomstreit und Brexit als Fallstudien für Ökonomen

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Gleichgewicht des Schreckens

Sowohl die USA als auch Nordkorea hätten einen gewissen Anreiz, den jeweils anderen mit einem atomaren Erstschlag zu überraschen. Da jedoch beide Seiten mit einem nuklearen Gegenschlag rechnen müssten, gebe es eben auch einen großen Anreiz zur Kooperation.

Dieser Selbsterhaltungstrieb hat schon im Kalten Krieg zu einem Gleichgewicht des Schreckens geführt. Allerdings hat Nordkorea noch nicht das Abschreckungspotenzial erreicht, das damals die Sowjetunion gegenüber den USA hatte. Es ist aber wohl genau Kims Ziel, mit Trump auf atomarer Augenhöhe zu verhandeln, um sein Regime zu retten.

Rationales Verhalten unterstellt

Die Spieltheorie unterstellt jedoch, dass sich die Akteure mehr oder minder rational verhalten. Hier bestehen erhebliche Zweifel, ob das auf Trump zutrifft. Der US-Präsident kann seine Affekte nicht kontrollieren. Immer wieder bricht es in emotionalen Twitter-Attacken aus ihm heraus. Das Verhalten von Kim dagegen ist im Sinne der Selbsterhaltung des Regimes durchaus folgerichtig und seit Jahrzehnten bekannt. Donald Trumps Verhalten ist dagegen weniger kalkulierbar.

Und darin liegt das Problem, denn damit die mathematischen Modelle der Spieltheoretiker überhaupt anwendbar sind, wird vorausgesetzt, dass jeder Akteur eine gute Vorstellung darüber hat, wie sich die andere Seite verhält. Genau das trifft für das nukleare Duell zwischen Trump und Kim eben nicht zu. So unberechenbar, wie der US-Präsident sein mag, über die Persönlichkeit und das Kalkül des nordkoreanischen Diktators wissen wir noch weniger.

Mindestmaß an Berechenbarkeit

So rätseln die Experten zum Beispiel darüber, wie stark Kim durch das Schicksal des libyschen Diktators Gaddafi beeinflusst wird, dessen Regime nach Aufgabe seiner Atomwaffenpläne unterging. Ohne ein Mindestmaß an Berechenbarkeit kann es zwischen Nordkorea und den USA kein stabiles Gleichgewicht des Schreckens geben, die Kriegsgefahr bleibt latent.

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