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Unter Wasser Über die Vor- und Nachteile herabgestufter Anleihe-Schuldner

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Nicht jeder sieht das so optimistisch wie Kuznetsov. So rechnet etwa Martin Dropkin, Leiter der Anleihe-Analyse bei Fidelity, mit Problemen. Die neuen Absteiger könnten nämlich die alteingesessenen Hochzinsler unter Druck setzen. Indexinvestoren, aber auch aktive Manager müssten ihre Portfolios weg von den risikoreicheren Anleihen in die neuen Schwergewichte umschichten, um die Vorgaben ihres Vergleichsindexes einzuhalten. Einen Beleg dafür liefert die Tatsache, wie sich die Anleihe-Spreads seit Jahresende entwickelt haben (siehe folgende Tabelle).

So lag die Differenz zwischen „CCC und tiefer“ und BB Ende 2019 noch bei rund 800 Punkten, im Juli waren es fast 930 Punkte. In der Eurozone sieht der Trend ähnlich aus. Und das wäre erst der Anfang. Dropkin: „Die Fallen Angels weisen zudem robustere Bilanzen auf als die schwächer bewerteten Unternehmen. Das hilft ihnen, leichter neue Anleihen zu emittieren. Dadurch wird sich die Verschiebung innerhalb der Märkte zu BB noch weiter verstärken.“

Das ist der eine Trend, der die Hochzinslandschaft derzeit verändert. Der andere ist jener, dass Spreads und Renditen noch immer über den Ständen vor der Krise liegen, obwohl sich die Kurse schon wieder erholt haben. Wobei die risikofreien Renditen selbst durch die allgemeine Flucht in sichere Häfen eher gesunken sind.

Ende März lag der Spread für globale Hochzinsanleihen bei 915 Basispunkten, also 9,15 Prozentpunkten. Das war der höchste Stand seit der Finanzkrise 2008, als im Herbst die Investmentbank Lehman Brothers pleiteging. Damals gipfelten die Spreads bei über 2.000 Basispunkten. Inzwischen ist er wieder auf 560 Punkte zusammengeschnurrt (Stand 21. Juli 2020).

Anleiheprofis leiten daraus gern über eine Formel ab, welche Ausfallraten der Markt einpreist. Dabei berücksichtigen sie, dass selten die komplette Anleihe ausfällt, sondern fast immer aus der Konkursmasse noch etwas Geld zum Anleger zurückkommt. Diese Erholungsrate (Recovery Rate) wird bei Hochzinsanleihen normalerweise bei 40 oder 50 Prozent gesehen. James Tomlins, der für die Fondsgesellschaft M&G Investments High-Yield-Fonds managt, hatte das auf dem Firmen-Blog „Bond Vigilantes“ kurz nach dem größten Krawall im April mal gemacht und eine Ausfallrate von mehr als 50 Prozent über fünf Jahre errechnet.

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